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Sonntag, 5. November 2017

Verlorenes [Bild/Text]

"The Crow and the sea of tears"

p/artworkx digital art
by Pat - 06.10.2017




Ich glaube viele Menschen verstehen nicht, 
daß man Verlorenes erst einmal beweinen 
und darum trauern muss, 
bevor man das Verlustgefühl gehen lassen 
und nach Vorne blicken kann. 



Pat - 16.06.2017

Tags; Leben mit der Depression, Trauma, Seele, Prozeß, 
Entwicklung, Heilung, Kindheit, Traumaüberwindung, 
Veränderung, verzeihen, Kurztext


Montag, 28. November 2016

Berührt [Kurztext]

(für Originalbild bitte hier klicken)

Berührt

Eine Welle von Emotionen 
schob sich von ihr zu mir.

Irgendwas mit 
Dunkel
Verzweiflung
Narben
und Schmerz. 

Ich wollte meine Arme 
für sie öffnen,
instinktiv. 

Ich wollte sie
umarmen,
demonstrativ,

sie mit ihren Narben versöhnen. 

Ich
hatte
sie
nie
zuvor
gesehen.

Im Hauch 
einer Sekunde
hatte sie 
mich berührt. 


Pat 28.11.2016
       02:58h 

Tags: Kurztext, Gedicht, Welle, Emotion, Schmerz, Trauer, Narben, Intuition


zu diesem Text:

Über eine zufällige und indirekte Begegnung auf Twitter.  

Montag, 14. November 2016

Der Besuch [Kurzgeschichte]



Der Besuch 

[Auftritt Herr B.]


Kennen sie auch diese Menschen, denen man mit dem, was man tut, oder nicht mehr tut, scheinbar nie gut genug zu sein scheint? Als ob aus ihrer Sicht etwas über einem läge, eine Art von Fluch oder ein Makel. Und wahrscheinlich ist es auch genau so, dachte Sie, man reichte ihnen nie aus. 

Egal, was man unternimmt, es ist diesen Menschen nie genug, dachte Sie. Vielleicht würde an dieser Stelle auch ein "nicht" anstatt des "nie" reichen, aber nein, gefühlt war es immer ein klares "nie", das von diesen Menschen in der Kommunikation bei ihr ankam.

"Ich schreibe jetzt.", sagte Sie zu ihrem Gegenüber. - "Aha, du schreibst..." Ein ungläubiger Blick schien Sie zu treffen . - "Was schreibst du denn so?", fragte ihr Gegenüber, scheinbar lauernd. 

"Ich schreibe über mein Leben, Gedichte und Geschichten", antwortete Sie, während Sie seine Mimik aufmerksam studierte.

Schlagartig schien sein Interesse an ihren Worten nachzulassen, resümierte Sie für sich die Veränderungen der Microausdrücke in seinem Gesicht.  

Ach, "so Eine" bist du nun also.. schien er zu denken. 

Okay, warte, ich möchte dir etwas zeigen.. dachte Sie im Stillen und sagte dann laut zu ihm: "Ich lese dir etwas vor, wenn du möchtest...?" 

Ihr Satz endete mit einem hörbaren Fragezeichen. 

Der Blick, dem Sie ihrem Gegenüber dabei zuwarf, hatte gefühlt etwas bittendes und das gefiel ihr nicht. Denn hinter ihrem Blick an ihn steckte die Hoffnung, das ihr Gegenüber sich auf diese Offerte, Sie wieder näher kennenzulernen, einlassen möge. Um dabei ein wenig über ihre Entwicklung in den letzten Jahren zu erfahren. Irgendwie wünschte Sie sich dieses Interesse von ihm. 

Immerhin hatte er sich viele Jahre einfach komplett ausgeklinkt aus ihrem Leben und das könnte er jetzt eigentlich wieder ein bischen "gut machen", dachte Sie mit zusammengekniffenden Lippen, spontan ein wenig beleidigt durch die Erinnerung. 

Während Sie sich gleichzeitig über ihren wahrscheinlich bittenden und hoffenden Blick an ihn ärgerte.

"Pokerface Baby!"

"Lass ihn nicht so tief blicken, Baby!" 

forderte eine Stimme aus ihrem Inneren mit Nachdruck. 

Haha, "gut machen", überhaupt, tsss, überlegte spontan ein anderer Teil von ihr. Das klang lustig. Nicht! 

Als ob es sich überhaupt jemals wieder gut machen ließe, das er sich nie wirklich um Sie und ihrer beider Sohn geschert hatte. Weil immer etwas anderes "wichtiger war" und halt auch "weil". Weil seine Art zu leben ihm vorging und weil in dieser Art zu leben halt kein Platz für Sie war. 

Weil isso, fertig aus. Nein, Sie hatte gerade überhaupt keine Lust diese Art Gefühle zu vertiefen, also schickte Sie die Gedanken in die Wüste und konzentrierte sich wieder auf ihren seltenen Besucher. 

Das letzte Mal hatte Sie ihn vor einem Jahr zu Gesicht bekommen und davor hatte Sie unfassbare acht Jahre weder etwas von ihm gesehen, noch gehört. [Pah! Sie war wirklich verärgert.]

Sie mochte ihm keine Texte über das Dunkle zumuten, weil Sie Angst hatte, das er ihr dann mit der Aufmerksamkeit absprang. Und das würde Sie schade finden, wenn Sie ehrlich war, denn er sollte doch merken dürfen und können, das Sie sich verändert hatte und am Leben gewachsen war. 

Sie entschied sich, ihm zwei Texte zur Auswahl vorzuschlagen und erläuterte ihm in beschreibenden Worten kurz Inhalt und Message der Texte, damit er eine Entscheidungsgrundlage erhielt. 

Gleichzeitig ärgerte Sie sich darüber, das es ihr so sehr wichtig zu sein schien, das er ihre innere Veränderung nicht nur bemerkte, sondern zudem anerkannte, das es diese positive Entwicklung bei ihr gab!

"Warum zum Teufel, ist dir das nur so wichtig, dachte Sie mit zerfasernden Nerven", weil Sie sich durch die ungewohnte Situation und die darin enthaltenen Spannungsfelder gestresst fühlte. 

Parallel dazu überlegte Sie auf einer anderen Ebene, das Sie ihm ruhig auch etwas von den älteren und den von ihr sogenannten "dunklen Texten" hätte vorlesen können.

Denn vielleicht war ihre Wahrnehmung, das er dann abspränge, schlichterdings auch nur eine voraussetzende Annahme und möglicherweise war es sogar eine unzutreffende Annahme. Vergallopierte Sie sich etwa gerade?

Puh, allmählich geriet Sie in enervierende Gedankenräder und es wurde höchste Eisenbahn sich daraus wieder zu befreien und fortzufahren, notierte Sie sich noch schnell im Geiste und holte dann innerlich tief Luft. 

Und dann präsentierte Sie ihm die folgenden zwei Geschichten zur Auswahl:



Er [nennen wir ihn der Einfachheit halber ab jetzt mal den Herr B.] entschied sich für die zuletzt genannte Geschichte und Sie begann ihm, immer noch leicht überfordert mit dieser Situation und auch immer noch etwas unsicher in der Präsentation ihrer Texte, daraus vorzulesen. 

Mit der Zeit fing sich ihre angespannte Stimme und allmählich glitt Sie auch hinein, in den vertrauten Rhythmus des von ihr geschriebenes Textes. Die Versprecher wurden auch langsam weniger und Sie spürte, das Sie an Raum gewann. Raum, an und in dem Sie wachsen konnte, dachte etwas in ihr erleichtert.    

Sie offenbarte sich ihm, Sie präsentierte ihm ihre Gedankenwelt und die damit verknüpften emotionalen Ebenen. Sie öffnete sich.

Ob auch er sich für Sie öffnen könnte und würde, stand allerdings auf einem anderen Blatt. Das konnte Sie gefühlt weder fordern noch erwarten, dachte Sie. Es war etwas, was sich nur wieder neu ergeben konnte, beschloß Sie den Gedanken im Stillen, während ein anderer Teil von ihr sich wunderte, das Sie überhaupt derlei Gedanken hatte. 

Das ist schon auch etwas creepy, dachte dieser Teil. 

Gleichzeitig fragte sich etwas in ihr, ob es diese Art von Freiraum lassen war, die dazu führte, das er sich seinen Freiraum tatsächlich auch genauso nahm, wie er es halt getan hatte. Ohne dabei groß auf Sie oder seinen Sohn zu schauen. Wenn man es genau nehmen wollte, überlegte Sie, hatte er auch im Kleinen nicht auf sie beide geschaut und war nicht dagewesen, als sie ihn gebraucht hatten. 

Sie wußte trotzdem keine Antwort darauf. In diesem Moment konnte Sie sich keine Antwort auf diese stumme innere Frage geben. Sie hatte schlichtweg keine. Deshalb vertagte Sie diese Sache und tat sie in das Schubkästlein zu den anderen unbeantworteten Fragen, um es anschließend energisch zurück in ein Regal ins Innere zu schieben. 

Langsam las Sie ihm in der Außenwelt die letzten Worte der Geschichte vor und endete dann, gespannt auf seine Reaktion. 

Etwas in ihr fragte, ob Sie sich nun dafür ein Lob wünschte oder worum zur Hölle es ihr hier eigentlich ging.

Aha, da war der Part, der einem das eigene Tun gern madig machte, dachte sie angeekelt. Ein innerer Kritiker-Typ mit Hang zum Täter und zur Abwertung, den sie nun schon eine Weile scharf im Blick hatte, auf eine achtsame und aufmerksame Weise. 

Dann erinnerte Sie sich:

"Du wünscht dir, das er deine Entwicklung wahrnimmt. Das er wahrnimmt, das sie stattgefunden hat. Aus irgendeinem Grund ist dir das wichtig.", erklang es ruhig aus ihrem Inneren. 

Das Gespräch mit Herrn B. endete in einem Gespräch über die Klickzahlen ihres Blogs und das es ja nicht gerade eine hohe Zahl sei und folglich mit diesen "Texten" für Sie wohl auch "kein Geld zu machen sei" und überhaupt, so richtig habe er mit dem Text auch nichts anfangen können. 

Dieser letzte Satz war nicht, was er sagte, aber er war das, was er dachte und was Sie hörte, da war Sie sich sicher. Sie konnte regelrecht spüren und "riechen", das er so dachte. 

Die anderen Sachen hatte er allerdings gesagt. Jedes einzelne davon. Und damit hatte er im Prinzip nichts anderes ausgedrückt, als: 

"Ja, schön für dich, das du schreibst. Das sagt aber erstens nichts über die Qualität aus (da hat er recht, dachte Sie unwillkürlich) und zweitens ist der Markt klein und deshalb wirst du damit nichts verdienen." 

"Womit er vermutlich auch Recht hat", machte sich erneut eine Stimme in ihr bemerkbar. Nur, was wenn das garnicht ihre Priorität und ihr Anspruch waren?!, dachte sie seufzend. 

"How about this Baby?!"

flüsterte es wie ein Echo in ihrem Kopf, um dann langsam in rollenden  Tönen wieder zu verhallen. 

Letztendlich sagte er ihr doch: 

"Wozu schreibst du überhaupt. Ich versteh nicht, warum du das tust. Du kannst es eigentlich, meiner Meinung nach, auch gleich lassen, weil es verschwendete Lebenszeit und Lebensmüh ist." 

"Punkt, Baby!" krähte etwas fröhlich in ihr. 

Am Ende seiner unausgesprochenen Worte stand für Sie klar erkennbar: 

"Du kannst wie gehabt keine Leistung einbringen, die dir Geld bringt und deshalb hast du auch nicht wirklich etwas erreicht in meinen Augen. Du bist derselbe verkackte Charakter, der zu nix taugt und der du immer warst." 

Bei diesen Worten schien er sie geradezu anzufunkeln, das sah sie in ihrer Vorstellung deutlich vor sich. 

[Discordia kicherte.]

Und *Bämm* stand Sie wieder vor ihrer Sie abwertenden und Sie klein haltenden Adoptivmutter, diesmal manifestiert in Herrn B., ihrem situationsbedingten Gegenüber. 

Holy shit! 

Aber, Sie hatte dazugelernt. Sie hatte diese alten Abwertungsmuster verstehen und erkennen gelernt und ihnen damit einen großen Teil ihrer Macht über sich genommen. Und sie wußte genau, warum und für wen Sie schrieb. 

In erster Linie schrieb Sie für sich selbst, weil es ihr gut tat, weil Sie sich darüber kennenlernen konnte, überlegte Sie. In zweiter Linie schrieb Sie für Menschen, die ihre Texte lesen würden und die vielleicht daraus etwas für sich mitnehmen konnten oder mochten. Sie schrieb auch, um ein Beispiel zu geben, wie es sein kann im Leben, um davon zu erzählen wie es sein konnte.

Um zu schildern wie und mit welchen Gedanken und Erfahrungen Sie ihren Weg ging. Und Sie schrieb, weil es ihr Spass machte und Freude bereitete. Und nicht zuletzt schrieb Sie, weil Sie sich während des Schreibens kreativ ausdrücken konnte und das war vielleicht sogar der beste aller Gründe zu schreiben, dachte Sie.

Und der Leistungsgedanke, pah, der stand ganz sicher nicht oben auf ihrer Liste, dachte sie, während innerlich etwas empört schnaubte. 

Ihrer inneren Argumentation folgend waren Klickzahlen und vordergründige Verwertungsideen nunmal nicht so wichtig für Sie. Es würde Sie lesen, wer Sie lesen "sollte" oder wollte. 

"So einfach, Baby!" 

flüsterte es in ihr.

"Die Texte werden erreichen, wen auch immer sie erreichen sollen.."

rief es sanft hinterher. 

Sie würde das entspannt sehen und nicht viel auf diese scheinbar so wichtigen Klickzahlen geben. Sie nahm sich nochmal entschieden vor, nicht in diese Leistungsfalle und unter diesen Druck zu geraten. 

Alles war gut, wie es gerade war, sagte Sie sich. Wer weiß, ob Sie das überhaupt wollte, dieses "von ganz vielen gelesen zu werden", pah! Das war ja auch noch nicht mal ansatzweise geklärt oder überhaupt innerlich als Thema angekuckt, überlegte Sie. Und zum jetzigen Zeitpunkt wollte Sie darüber auch garnicht nachdenken, also schob Sie das Thema gedanklich zurück in die Ecke der ungelegten Eier. 

Ein Geräusch aus dem Draussen drang in ihr Bewußtsein und ließ Sie aus den Überlegungen hochschrecken. Uih, das klang fies. 

Draußen sang irgendeine arme Kreatur das letzte Lied ihres Lebens. Zumindest klang es danach. Das Geräusch war schrill, leidend, in Wellen auflodernd und ebbte dann langsam ab. Ihr schauderte und eine dicke fette Gänsehaut kroch ihr den Rücken herauf. Das brachte Sie zurück in die Gegenwart und raus aus dem Dschungel ihrer Gedanken. 

Plötzlich fiel ihr auf, das Sie innerlich schon wieder vor ihrer Adoptivmutter gestanden hatte, als Sie über das Gespräch mit Herrn B. nachsinnierte. 

"Auf Wiedersehen Mama!" rief Sie spontan erleichtert aus und schon rauschte sie ab, diese "Hexe", wie Sie sie manchmal emotional entflammt für sich nannte. 

"Endlich haut sie ab und lässt mich in Ruh!," überlegte Sie. 

"Ihre Auftritte werden immer kürzer und es gelingt mir inzwischen immer öfter, sie, die Erscheinung der Adoptivmutter selbst, wie auch die Auftritte dieser Erscheinung, aus einer heilsamen Distanz zu erleben.", fasste Sie das Geschehen für sich erleichtert zusammen. 

Das machte ihr Mut! Und Mut konnte Sie gut brauchen. 


- Ende - 


Pat - 07.11.2016
          20:53h
edit  14.11.2016


Tags: Kurzgeschichte, Gedankenwelt, Adoptivmutter, schreiben, Muster, Abwertung, Leben, Besuch, HerrB, Sie, Discordia 


zu diesem Text:

Dieser Text wurde in Form einer experimentellen Kurzgeschichte um eine Art Alter Ego von mir geschrieben. Ihr Name ist mir noch nicht bekannt, daher tritt sie schlicht als "sie" in Erscheinung.

Der Text basiert überwiegend auf erlebten und zum Teil auf fiktiven Inhalten und Angaben, um mir dergestalt ein empfundenes Mehr an schriftstellerischen Freiheiten zu ermöglichen. 

Betrachten sie den Text bitte einfach [wie ich] als Experiment. ;)


Sonntag, 13. November 2016

Als ob im Fieber [Gedicht]



Als ob im Fieber
[Discordia setzt sich]

Als ob im Fieber 
die Welt 
sich befände

Hass und Gewalt
lodernde Brände
Gefühlsgetriebene
brechen sich Bahn

Heiß brennt
der Zorn
befreiend die Wut
so scheint es
zu sein

Mensch gegen Mensch
weiß gegen schwarz
schwarz gegen weiß

Unterschied 
gegen 
Unterschied

der Gründe
finden sich 
viele

Bang ist mir
wohin uns
all das führe

[Oh, Discordia]

Schwer wirds mir
wenn an all
die Opfer
von Hass und 
Gewalt ich denke

Die Welt
ist im Umbruch
so scheint 
es zu sein

Und immer 
die Frage 
wohin uns 
das führe

Ein tief in mir
vorhandnes Sein,
stumm fragend:

Zerbröselt
sie nun
die dünne Schicht?
Verweht der 
flüchtige Hauch
der Zivilisation? 

gefühlte
Zerbrechlichkeit
gespürte
Vergänglichkeit

[Discordia grüßt
von Nahem]

Als ob im Fieber
die Welt
sich befände..

Ich schaue zu
und wünschte
und wünsche

das ein 
gewaltfreier 
und kluger Weg 
sich fände.

[Discordia
setzt sich.] 


Pat - 10.11.2016
          11:19h 

Tags: Gedicht, Kurztext, Welt, Hass, Wut, Zorn, Umbruch, Gesellschaft, Discordia 


zu diesem Text:

Dieser Text entstand unter den Eindrücken der US-Präsidentschaftswahl 9/11/2016 und dem "Zeitgeist dieser Wahl". Er resultiert ebenfalls aus den Eindrücken über den allgemeinen Umgang mit diesem Zeitgeist und dem Wahlergebnis an sich und er stellt eine Art Verarbeitung der Erlebnisse auf einer persönlichen und subjektiv empfundenen Ebene dar. Er wäre ebenso übertragbar auf die Entwicklung in Europa, mit der unheilvollen Tendenz zu einfachen Fragen und einfachen Antworten auf hochkomplexe und insbesondere auch sehr emotional empfundene Themen. 

Donnerstag, 10. November 2016

Blätter im Schnee [Kurztext]




Blätter im Schnee

[Discordia trifft ein]

Nun fallen sie wieder
von starren toten Ästen
die einst von Saft 
strotzend lebten
Nun fallen sie wieder
hinab ins Erdenrund 
eins schwebt nach dem andern
herab aus luftiger Höh und
entgegen dem Erdengrund
als Begleiter rieselt hie und da
ein Häuflein Schnee mit hinab

So treffen sich also zwei Zeiten  
treffen im Heute zusammen 
Hier noch der Herbst
dort schon der Winter
in einem Moment 
zusammengetroffen
als Werbst

Oh Discordia,
wie lieblich tönt 
dein Mißklang 
mir im Herzen,
wie vertraut sind
mir deine Schmerzen

Ein bischen Weh
ein bischen Ach
ein bischen Schön
ein bischen Schwach
ein bischen Glück
ein bischen Schmerz

So wehst du mir 
oh, Discordia
durchs Herz. 


Pat - 09.11.2016
         16:02h


Tags: Gedicht, Blätter, Herbst, Winter, Momentaufnahme, Seelenbild, Discordia

Mittwoch, 2. November 2016

Zweierlei Juli-Texte [Kurztext]




Im Moment des Chaos


Als ob ins Chaos sie stürzte, 
nichts war mehr sicher. 
Überholt waren die Dinge von gestern,
die Zukunft war ungewiss. 


Pat - 07.07.2016 geschrieben
         13:37h 



Verwirrsinn


Eine Verwirrte verirrte sich in den
Dingen und fand die Verirrung
verwirrend. Daher befanden manche,
das sie wohl ver]irr[t sei. 

Sie selbst empfand all das 
als sinnverwirrend. 



Pat - 07.07.2016 geschrieben
         15:53h 


Tags: Kurztext, Juli, Chaos, Verwirrsinn, GedankenWelt


Beide Texte wurden am 02.11.2016 publiziert.

Zweierlei März-Texte [Kurztext]



Einst träumte ich


Ach, wärest du doch nur,
ein normaler Mensch. 

Einer, wie all die anderen,
erfolgreich und glücklich. 

Statt zu stehen,
auf den Trümmern
deines Lebens. 

Dann erwachte ich. 


Pat - 26.03.2016 geschrieben
         13:08h 
         02.11.2016 publiziert 


Tags: Gedicht, Kurztext, Leben, nachgereicht, Erwachen  




Staunen 


Einst wurde ich eine Suchende, 
dann allmählich eine Findende. 
Nun werde ich eine Verstehende 
und lerne neu zu Staunen. 


Pat - 27.03.2016 geschrieben
         19:59h
          02.11.2016 publiziert


Tags: Gedicht, Kurztext, Staunen

Montag, 31. Oktober 2016

Und dann war da diese Sache mit der Hochsensibilität [Kurztext]



Und dann war da diese Sache mit der Hochsensibilität 



Sie war müde und trotzdem aufgeputscht. Eine lange, schlaflose Nacht voll von hektischer Aktivität lag hinter ihr. In einem schieren Kraftakt, wie es ihr schien, hatte sie ihr neues Blog zu einem lang bekannten Thema auf die Beine gestellt. Hinter ihrer Stirn arbeitete es pochend, als ob kleine Duracellhäschen auf tausende kleine Trommeln schlügen und das Herz schlug auch viel zu schnell. 

Gesund war das sicher nicht. Sie wußte das und dennoch konnte sie sich noch nicht runterfahren. 

Ihre Gedanken schweiften zu der Entdeckung vor einigen Tagen ab: Durch Zufall war sie bei Twitter auf den Hashtag #HSP gestoßen. 
Sie hatte schnell gewusst, das der Zufallsfund ne große Sache für sie war, daß er eigentlich auch wenig zufällig war. Wenn es nicht für sie sogar DIE große Entdeckung überhaupt war. Jedenfalls, was eine bestimmte tiefere Erkenntnis über ihr Leben anbelangte. 

HSP = das bedeutete HochSensiblePerson oder HochSensitivePerson

Sie war eine dieser hochsensiblen Menschen. Müde rieb sie sich die Stirn. "Ja, das machte Sinn.." dachte sie. Es erklärte eine Menge. 

Es erklärte die Überreizung der Sinne, die sie oft erlebt hatte. In deren Folge es im Kopf "zu voll wurde", wie sie es für sich formulierte. 

Schmerzende Augen, überreizte Geschmacksnerven, übersensible Geruchsnerven und vor Lärm "blutende Ohren", konstatierte sie für sich, zählten zu den Erkennungsmerkmalen eines akuten Zustandes von "Zuviel" oder anders formuliert: eines "Overloades". 

Ihre Sinne nahmen derart viele Zwischentöne und Abstufungen wahr, das ihr Gehirn oft wie ein Turbo auf Hochleistung lief, während es versuchte die riesige Datenflut, die ununterbrochen auf es einprasselte, gewuppt und verarbeitet zu bekommen. 

Einzelne Geräusche konnten in bestimmten Situationen zu Kaskaden werden, die rollend durch ihre Gehörgänge tobten und sich dabei laut tonmalerisch in den Gängen austobten, wie eine Funken stiebende Naturgewalt. 

Unterscheidbar in viele kleine Einzeltöne, als splitte sich ein dicker Ast an seinen Enden in vielerlei kleinteiligem und feinem Geäst auf. 

Mit den Gerüchen verhielt es sich oft ähnlich, wie mit den Geräuschen und auch in Punkto Geschmackssinn boten die Sinne manchmal soviel geballte Empfindsamkeit auf, dass das Essen zu einem besonderen Erlebnis werden konnte, dabei konsequenter Weise aber nicht immer zu einer angenehmen Erfahrung führte.  

Es war nicht an jedem Tag gleich und es gab Tage, an denen die Empfindlichkeit besonders fühlbar auffällig wurde. Ein Parfumgeruch, der sich aufdringlich reizend auf die Geruchsnerven legte, konnte sie in seiner Intensität schonmal stark aus dem Gleichgewicht bringen, so daß ihr nach Flucht und dem abschütteln des Geruchs zumute war. 

Vielfach erlebte sie Situationen, in denen sie die Menschen untereinander in einer Vielschichtigkeit erlebte, wie es den Menschen selbst meist nicht klar war. 

Sie sah zuhauf die vielen unterbewußt gesendeten Signale und Botschaften der Menschen untereinander und nahm wahr, was die Menschen selbst oft nicht bemerkten, vielleicht auch nicht bemerken konnten, da man selbst oft wie hinter einem Schleier sitzt, in Bezug auf die Eigenwahrnehmung. 

Im Laufe der Jahrzehnte war sie zu einer guten Beobachterin herangereift und wusste deshalb inzwischen meist schnell um die unterbewussten Sehnsüchte und Wünsche der Menschen, ebenso wie sie unterschwellige Emotionen wie Neid, Hass, Wut, Agression, Trauer, Enttäuschung, Verlangen oder auch Freude oder Glück sehr schnell und sehr sicher wahr nahm. 

Die Gefühle strömte den Menschen manchmal nur so aus den Poren, dachte sie. Sie konnte es im übertragenen Sinn förmlich riechen und sie konnte es ihnen ansehen. Oft reichten ihr wenige Blicke oder wenige von ihnen gehörte Worte, um zu wissen "woran sie bei ihnen war". 

Diese Art der Wahrnehmung war eine zutiefst intuitive Art der Wahrnehmung. Es war oft, als habe sie einen intuitiven Zugang zu umfassendem Wissen. Und, so überlegte sie, war das wahrscheinlich auch genau so. 

Auf eine wunderbare Weise verband sich das Chaos an Eindrücken in einem unterbewußt existenten Bereich zu reinem Wissen. Diese Verbindung war nicht immer da, sie war oft auch nicht gleich abrufbar, vor allem nicht, wenn man sie für Erkenntnisse über sich selbst nutzen wollte, dachte sie lachend. Aber es gab sie und man konnte diese Fähigkeit trainieren, das war ihr aufgefallen. 

Je mehr sie sich mit ihrer Intuition beschäftigte und vor allem ihrer intuitiven Wahrnehmung Glauben schenkte, desto leichter, schneller und besser lief es damit. 

Eine derart intensive Art der Wahrnehmung hatte natürlich aber auch seine Schattenseiten. Die Hochempfindlichkeit führte nicht eben selten zur Überempfindlichkeit, die dann durch die Überreizung der Sinne in einer Überlastung des Körpers gipfelte.   

Das hatte sie früher immer nicht verstehen können, hatte sich mit anderen verglichen und gemessen ob sie in irgendwas "weniger" war. Weniger belastbar, weniger stabil und dergleichen. 

Negativorientiert und künstlich klein gehalten durch ihre Adoptivmutter suchte sie dann den Fehler bei sich. Sie war halt einfach zu empfindlich, zu weicheierig. Sie müsste sich einfach nur mehr Mühe geben, dann könne sie wie die anderen bestehen und alles (er-)tragen, körperlich wie seelisch betrachtet. 

Und was sie da vermeintlich so alles wahrgenomnen hatte, mei, das sei halt Quatsch und Unsinn gewesen, das habe sie sich eingebildet oder hineininterpretiert in die Situation, das hätte so garnicht stattgefunden und sei ein Gespinst ihrer überreizten Nerven, sie sei eben ein "labiler Typ Mensch", hieß es oft. Und sie mache sich ja sowieso auch immer viel zu viele Gedanken um alles, sie solle mal mehr abschalten, dann würde sie auch ruhiger werden.   

In ungefähr 80-90% der Fälle bestätigte die spätere Entwicklung der Dinge ihre Wahrnehmung. Das war natürlich der Kollege Zufall, hieß es dann. Ja, es war wirklich oft zum Mäuse melken, dachte sie leicht frustriert. Manchmal dachte sie, das sie verdammt war, soviel wahrzunehmen. Das dachte sie insbesondere bei allen traurigen und verstörenden Erlebnissen, wenn die Wellen der Emotionen über sie hinwegstürmten und drohten, sie wieder mal von den Füßen zu reissen und in einem gigantischen Sogeffekt mit sich zu zerren, das sie innerlich nur so taumelte, als sei sie unversehens in einen reissenden Sturzbach geraten. 

Aber dann dachte sie an die vielen schönen Momente der überbordenden Freude, die ihr diese Sinnes- und Seelenintensität eben auch bescherte und schnell besann sie sich, das es eine Gabe war, ein Talent, ein Geschenk des Lebens an sie, eine spezielle Ausrüstung und Befähigung durch die Natur war.  Und in solchen Momenten, wenn diese Sichtweise überwog, war sie ein sehr glücklicher Mensch und erfüllt von leuchtender  Freude. 

Es kam eben auf die Sichtweise an, resümierte sie für sich und das Glas sollte ab dieser Erkenntnis für sie immer halb voll sein. Denn nun wusste sie, was das war, diese HS, das sie schlicht die Bezeichnung für das verborgene Talent war, das sie immer schon in sich gespürt hatte und das es andere Menschen wie sie gab und das es nichts zu sagen hatte, das der überwiegende Teil der Menschen sie früher nicht verstanden hatte und oft auch nicht verstehen wollte oder konnte, weil sie abtaten, was ihnen anders und skurril war, vielleicht auch Angst machte.  

Sie wußten es nicht besser. In ihrer Welt erlebten sie anders, reduzierter als sie. Der überwiegende große Teil der Menschen (circa 80-85%) verfügte über Filter, die sie nicht hatte. 

Und so war sie nach ihrer Entdeckung, das es sowas wie eine Hochsensibilität oder/und Hochsensitivität gibt, froh ihrem Anderssein einen Namen und damit auch eine Erklärung und Einordnung geben zu können. 

Erleichtert schaltete das überstimulierte Gehirn langsam aus dem Turbogang zurück in den Normalmodus des dahinplätschernden Alltages. 

Es war ihr gelungen zu erkennen und zu verstehen und das brachte immer auch ein Gefühl der Erleichterung, ja sogar der Befreiung mit sich. Nun, da diese Empfindungen eingetreten waren, weil es ihr gelungen war, das Thema für sich betrachtet am Schlafittchen zu packen, konnte sie erschöpft und müde schlafen gehen. Und Morgen war ein neuer Tag. 


Pat - 20.08.2015 Part I
         31.10.2016 Part II - publiziert 

Tags: Kurztext, Kurzgeschichte, HSP, HS, GedankenWelt, Sie