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Sonntag, 15. Mai 2016

In der Stille des Morgens [Kurzgeschichte]


In der Stille des Morgens 


Ich liebte es nun in der Stille des zarten Morgens zu schweben. Die klare Luft einzusaugen und mich über das gute saubere Gefühl dabei zu freuen. Ich liebte nun die Stille und die Ruhe, die Momente bevor die Welt um mich erwachte und lärmend in Raserei verfiel. 

Wo ich zuvor lange Zeit meinen Blick abgewandt hatte, suchte ich ihn nun. Ich wollte wieder sehen, ich wollte alles Das um mich herum still aufsaugen und das Lebendige wieder in seiner reinsten Form einatmen. 

So stand ich des Morgens bewundernd und berührt an der großen Glastür und sah hinaus in mein kleines Paradies. 

Ich beobachte das hüpfende und dabei um sich herum sichernde Amselmännchen mit dem leuchtend gelben Schnabel auf seiner Futtersuche; ich sah die beiden Kohlmeisen, die am Boden nach den kleinen Samenkörnern der Gräser pickten und zwischendrin, beim balgen um die besseren Futterplätze, ihre Flugkünste darboten. Sie präsentierten sich im Flug auf eine verspielte und anmutige Weise, die voll von angenehmer Leichtigkeit war und dies war einer der Gründe, warum ich ihnen so gerne zusah, wenn sie auftauchten und sich wirbelnden Artisten gleich in kleinen Schwärmen im Flug aus dem Nistbaum stürzten. 

Als nächstes beobachtete ich unseren Kater, der schnellen Fußes unserem Garten in Richtung eines seiner Mie-Orte zustrebte. 

Mie-Orte sind Plätze, an denen er sich sicher und safe fühlt. Zumeist sind sie etwas weiter oben gelegen, auf einem Tisch beispielsweise oder einem Fenstersims, nahe der Hauswand. Die meisten von Ihnen werden den Begriff "Mie" wohl noch von früher aus Kinderspielen kennen. Mie war immer der Ort an dem einen niemand mehr anticken oder abzählen durfte. 

Es machte mich lächeln zu beobachten, wie unser Kater ganz selbstverständlich seiner Sicherheitszone zustrebte und ich fragte mich sinnend, was wohl hinter seinem schlanken Fuß stecken möge.

Also wandte ich meinen Kopf nach links und blickte suchend aus der leicht offenen Glastür heraus, und - 

- ja, da sah ich den Verursacher dieser Flucht auch schon und schmunzelte. Nicht weit entfernt von meinem point of view stand eine "Katze". Verstehen Sie dies bitte nur als geschlechtsneutrale Artbezeichnung, denn das tatsächliche Geschlecht dieses Katzenwesens blieb mir bislang verborgen. In einem anmutig wirkendem schwarzbraunem Pelz, der dezent in der Morgensonne glänzte und schimmerte, stand sie da in der Morgenluft des frühen Tages. 

"Ein Rivale oder eine genervte Herzensdame", fasste ich die Situation für mich zusammen. 

Unterdessen saß unser Kater schon auf dem Gartentisch, einem der Mie-Orte an dem er sich nahezu absolut sicher fühlte. 

Von hier aus konnte er die schwarzbraune Schönheit mit dem glänzenden Fell gut sehen und würde sie es wagen sich ihm tatsächlich weiter zu nähern, dann wären nur zwei kurze Sprünge nötig, um auf die Fensterbank zu gelangen. Dorthin hatte ihn in all den Jahren (und das waren nun schon einige, denn er war ein Kater in den besten Jahren) nur ein einziges Mal ein Kater zu verfolgen gewagt. 

Das war der damalige "Platzhirsch" unter den hiesigen Katern gewesen; ein sehr mutiger und dominanter Katertypus, der ihm damals nicht nur auf das äußere Fensterbrett nachkam, sondern ihm dort noch als Dreingabe seines 'Besuches' eine dampfende und sehr persönliche Botschaft hinterlassen hatte. 

Währenddessen hatte unser Kater bereits mit einem weiteren Sprung sein Haupt-Mie, unsere Wohnung, anvisiert und beobachtete dieses Geschehen nun; wütend mit einem Blick, oben vom Fenster herunter, auf dem er damals balancierend hockte. Er ließ dabei den aufdringlichen fremden Kater nicht aus den Augen und knurrte ihn wütend an. 

Die meisten Katzen gaben stets schon VOR dem Garten auf und nur wenige trauten sich überhaupt IN den Garten. Er durfte sich also, was die schwarzbraune "Katze" anbelangte, entspannt fühlen, denn er war hier sicher und er wußte das, aus der damaligen Erfahrung mit dem "Platzhirsch". 

Die schwarzbraune Schönheit hatte inzwischen eine Art Aktionspause eingelegt und ich nehme an, das sie erstmal vorsichtig die Lage peilen wollte, bevor sie sich für die weitere Vorgehensweise entschied. Sie saß nun dort, wo sie eben noch stand, in abwartender und überlegender Haltung und dann aber trollte sie sich entschlossen in die entgegengesetzte Richtung von dannen. Damit war der "Katzen-Krimi" also jetzt beendet und ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder weg von der Beobachtung der Katzen. 

Mein Blick erfasste erneut das wunderbare und vor Leben strotzende Frühlingsgrün, das sich vor meinen Augen in Gestalt von Gräsern, Büschen und Bäumen ausbreitete. Dieser Ausblick, den ich inzwischen so sehr lieb gewonnen und in mein Herz geschlossen hatte. Wenn man in sich selbst versank und inmitten dieses Grüns stand.. ja, dann konnte man denken, das man in einem kleinen, sehr kleinen Wald stand. Ich zog die klare und regenfrische Luft tief durch die Nase in die Lunge und - atmete Wald durch die leicht geöffnete Glastüre. 

Noch einmal schweifte mein Blick zärtlich über die Natur, die dort draußen ausgebreitet vor meinen Augen lag. Meine Aufmerksamkeit streifte die Morgenszenerie kurz ein letztes Mal, als ob ich Abschied nähme von dem Anblick. Und das tat ich wohl auch, für den Moment. 

Dann richtete ich meinen Blick zurück in den Tag und in das Hier und Jetzt und machte mich lächelnd und beschwingt an die Zubereitung des Morgenkaffees. 

Ich liebte es nun in der zarten Stille des Morgens zu schweben. 


- Ende - 


Pat - 15.05.2016, 10:50h 

Tags: Stille, morgens, Kurzgeschichte, Geschichte, Sie