15 Fragen für einen persönlichen Jahresrückblick
1. Wofür bist du dankbar?
Da muss ich überlegen. Ich bin dankbar das ich offenbar die finsteren Jahre hinter mir gelassen habe. Ich bin in ruhigere Gewässer gekommen (im Innen wie im Außen), dafür bin ich dankbar.
Es gibt kaum noch Katastrophen in meinem Leben und ich konnte im letzten Jahrzehnt viele viele Altlasten bereinigen und zurückdrehen.
Ich bin clean. Seit 23 (!) Jahren (Ende harte Drogen 1996), bzw 11 Jahren (Ersatzmedikation Polamidon, Alkohol). Das geschafft zu haben, dafür bin ich unendlich dankbar.
Ich bin schuldenfrei. \o/ Das ist toll, weil damit eine große Last abgefallen ist. Ich muss mir keine Sorgen mehr machen evtl. benachteiligt zu werden oder ausgeschlossen zu werden wenn ich ein Vertragsverhältnis eingehen möchte.
Was ich inzwischen eh kaum noch mache, hab nur das, was fast alle haben: Strom, Telefon, Versicherung für die Brille. Aber nehmen wir an, irgendetwas wäre und ich möchte etwas kaufen oder abonnieren. Jetzt könnte ich das ohne Sorgen. Vorausgesetzt ich hätte das Geld dazu, was meistens nicht der Fall ist. Lol. Aber okay, das ist eine andere Baustelle.
Ich bin dankbar dass ich meine Tochter seit nunmehr 7 Jahren wieder (ganz) daheim habe. Das ist etwas ganz besonderes für mich. Immer noch.
Ich bin dankbar für mein Zuhause und für die Freunde die ich habe. Dankbar das es gesundheitlich bis jetzt immer noch irgendwie ging und vielleicht (ja, tu mich noch ein bissl schwer das zu akzeptieren) bin ich sogar dankbar, dass ich mit der OP im Januar auch in dieser Hinsicht wieder in sichere Gewässer komme, wenn der Zugang für die Bauchfelldialyse gelegt wird. So mit roundabout 10-15% Nierenkapazität klarzukommen ist ja ehr nervenaufreibend bzw auch anstrengend.
Wenn ich mir das Geschriebenene so betrachte sind es viele Dinge für die ich dankbar bin. Das ist gut.
2. Was war in diesem Jahr deine Lieblingsbeschäftigung?
Öhm. Bei Beschäftigung wird es schwer, denn ich weiß nicht, zählt auf der Couch sitzen bzw liegen dazu? *hüstel*
Okay, Scherz beiseite. Eindeutig zocken. Ich spiele seit mehreren Jahren wieder ein Online Strategie-Spiel und das macht mir viel Spass. Und ist auch hervorragend geeignet mich an schwierigen Tagen (Depression, PTBS, oder auch an gesundheitlich “doofen Tagen") zu beschäftigen und abzulenken.
Abgesehen davon schreibe ich weiterhin gerne. Kleine Spontanreime, Gedichte, Gedankenschnippsel. Das tut mir gut.
Ich koche auch wieder ab und zu. Das ist auch gut. Ich weiß was drin ist und was nicht. Definitiv ein Vorteil. Schreibe dies nieder und rückerinnere mich mit Grauen an den Grusel-Industrie Food, den ich in in meinen schlimmsten Jahren konsumierte, weil nichts anderes ging.
3. Was war dein größter Fehler?
Ich habe keinen Größten Fehler 2019, deshalb nehme ich den, den ich insgesamt als größten Fehler betrachte.
Als ich 2011 nach 6 Wochen freiwilliger Auszeit in der Psychiatrie wieder nachhause kam musste ich ne Menge Medis nehmen. Viel zuviele, sagte mein Ich, das ja eh seit 2008 auf dem “wir reduzieren alles auf Null”-Trip war. Also habe ich über die Zeit alles bis auf ein Medikament eingestampft. Darunter leider auch das Blutdruckmittel. Das hätte ich mal besser nicht getan. Denn so kam es das der Blutdruck mit der Zeit wieder in ungesunde Höhen stieg und halt leider (vermutlich, so ganz sicher sind der Arzt und ich uns nicht) peu a peu die Nieren zerstörte. Das kam erst raus als ich mich 2016 besorgt in die Notaufnahme begab und man mir dann dort mitteilte das ich Chronisches Nierenversagen habe. Da denk ich immer mal: hättest du mal damals nicht.. aber okay. Es war wie es war. Ich war zu sehr auf dem Brennglas alle schädlichen Einflüsse auf Null zu bringen das ich naheliegendes übersah. Damit muss ich jetzt leben und lebe auch damit. Betrachte es aber rückblickend als meinen größten Fehler.
4. Wann warst du glücklich?
Oh, erst gestern. So richtig und aus dem Nichts. Das war toll. Hab viele (depressive) Jahre nicht mehr damit gerechnet dass ich je das je wieder sein oder werden könnte. Es war schlicht unvorstellbar.
5. Warum hast du das nicht öfter gemacht?
Was denn, glücklich zu sein? Ha, das mach ich jetzt öfters mal. Oder sagen wir so: machen kann man das ja ehr nicht, aber ich versuche die innere Offenheit oder auch Gelassenheit herzustellen die einem dann auch Glück ermöglicht.
Manchmal liegt es einfach da. Früher wäre man vielleicht kopflos daran vorbeigelaufen. Heute sehe ich es glitzern oder schimmern. Wie Wassertropfen die an einem Zweig hängen und in denen sich das Licht bricht. Oft sind es Kleinigkeiten die mir auffallen, oder denen ich mir bewusst werde.
*Zack* glücklich.
6. Was hat sich verändert?
Viel viel viel. Dazu schrieb im oberen Teil bereits.
7. Worauf bist du stolz?
Puh. “Stolz" ist so ein schwieriges Wort. Ich bin stolz das ich drogenfrei* leben kann.
(*weitgehend, das bezieht sich auf meinen frühere Drogenabhängigkeit bis 1996, denn ich muss aktuell leider Schmerzmittel aufgrund chronischer Schmerzen nehmen (aber nur wenig zum Glück) und die zählen ja auch irgendwie zu den Drogen, oder?)
Und ich bin stolz auf zwei gesunde und tolle Menschenkinder, meinen Sohn (25) und meine Tochter (21). Letztere macht jetzt ihr Abitur nach und ich finde das super und steh da voll hinter hier.
8. Wer waren in diesem Jahr die 3 wichtigsten Menschen für dich?
Immer immer immer: meine Tochter. Meine Betreuerin. Mein Nephrologe.
(ich ziehe einen Joker und füge +1 hinzu:)
+ ein guter Freund (W)
9. Wissen diese Menschen das?
Ja. Natürlich! Hm, vielleicht nicht. Nein, vermutlich nicht.
(für den Joker: vielleicht sollte ich ihm das mal sagen)
10. Mit wem hättest du gern mehr Zeit verbracht?
Mit meinem Hund. Sie starb kurz vor Weihnachten und hat mich 15 Jahre begleitet. Diese Liebe währt ewiglich.
11. Und mit wem weniger?
Behörden, Ärzten.
12. Was hast du zum ersten Mal gemacht?
Oha. Vielleicht kann man da sagen dass ich erstmals seit längerem wieder mehr Mut und Vertrauen in mein Leben entwickelt habe.
Und ich werde dann, in Kürze, den ersten Blogbeitrag in diesem Jahr geschrieben haben. (Und gleichzeitig den letzten für dieses Jahr. Lol)
13. Magst du dein Leben?
Hm. Ja, ich glaub schon. Sagen wir so: ich mag es inzwischen wieder lieber. Ich bin dabei meinen Frieden mit ihm und mir zu machen und da passt immer noch Einiges nicht, aber okay, würde sagen das Gute überwiegt. (Wenn man die Gesundheit mal beiseite lässt.)
14. Was sind die drei wichtigsten Dinge, die du in diesem Jahr gelernt hast?
Aufregen lohnt nicht. In der Ruhe liegt die Kraft.
Ich bin stark. Oder: stärker als ich dachte.
Akzeptanz
15. Mit welchem Satz lässt sich dein Jahr zusammenfassen?
Hallo 2019, war nett dich kennenzulernen. Können wir schon 2020. Bitte?
Okay, ich versuchs.
Höhen und Tiefen. Da geht noch was.
Alles in allem bin ich bereit in ein neues Jahr zu gehen Das ist noch relativ neu, so als Gefühl. Und ich gehe mit Zuversicht ins neue Jahr.
Das klingt doch recht passabel, oder? ;))
Also, byebye 2019. Es war okay mit dir.
Freue mich nun auf 2020, da wirds noch okayer. :D
Bin mir sicher!
Tschau, tschau!
Euch Allen die ihr hier (vielleicht) gelesen habt wünsche ich einen Guten Rutsch. Kommt heil rüber!
Gute Besserung an Alle denen es nicht so gut geht.
Sei es physisch oder psychisch oder finanziell oder was auch immer noch nicht so ist wie es sein könnte, sollte, gewünscht ist.
Ich wünsche euch alles Gute und ein paar schillernde Träume dazu, garniert mit einer Prise GlücksGlitter.
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Wie kam es zu diesem Blogeintrag?
Ich möchte es kurz schildern:
Eine Freundin auf Twitter erwähnte dass sie einen Fragenkatalog dazu auf ihrem Blog hätte der es einfacher machen würde. Oder besser gesagt der eine Struktur mitbringen würde, die es einfacher macht einen Jahresrückblick zu schreiben. Sie erzählte das sie die Fragen dazu aus dem Stern habe.
Den persönlichen Jahresrückblick meiner Twitter-Freundin auf 2019 findet ihr bei Interesse auf ihrem Blog “Fantasia Fragile"
(Disclaimer: Die Fragen sind teilweise durch die bekannten Fragebögen von Max Frisch und Marcel Proust inspiriert.)