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Mittwoch, 20. April 2016

Im Krankenhaus - Tag 7 (Entlassung)

Abschiedsblick
Blick zum Abschied 

Im Krankenhaus - Tag 7

(Entlassung) 


Heute ging dann alles recht schnell. In der Visite stellte sich gegen 11 Uhr heraus, das die Stationsärztin mich heute entlassen möchte und dies dann auch tat. Man habe mich nun erfolgreich auf Blutdruckmedikamente eingestellt, hieß es. 

Nun, noch vor zwei Tagen saß ich, nach besser werdenden Werten von um die 110/80 zuletzt, mit einem Wert von 190/80 auf dem Bett und bekam aufgrund dessen heute ein neues Medikament, von dem ich daher noch nichts in punkto Nebenwirkungen weiß und von den Medis der letzten Tage meinte, Nebenwirkungen festzustellen und diese teilweise auch den Krankenschwestern gegenüber artikulierte. Also erschreckte mich die kurzfristige hopplahopp Entlassung erstmal etwas und das artikulierte ich dann auch tapfer, obwohl es nicht einfach war für mich.  

In Bezug auf meine Nieren gibt es wohl unterschiedliche Auffassungen zwischen der Stationsärztin und der Oberärztin. Wohl auch darüber ob ein (seit gestern) erneut um 0,2 gestiegener Kreatininwert auf nun 2,1 als Verschlechterung zu werten sei oder ob es natürliche Schwankung sei (Auffassung der Stationsärztin). Das irritierte mich ebenfalls etwas. Außerdem hatte ich noch das Wort des Chefarztes im Ohr, der am Samstag sagte, das meine Nieren viel zu viel Eiweiß verlieren würden.  

Aussage der Oberärztin und des Chefarztes war, dass ich (Mitte Mai) zu einer Nierenbiopsie kommen solle, um die Ursache der Niereninsuffizienz in Erfahrung zu bringen und das mein Wert sich weiter verschlechtert habe, während die Stationsärztin der Auffassung war, das man keine Biopsie machen müsste, da es ein riskanter Eingriff sei, so wörtlich, bei dem ich meine Niere verlieren könne und es sowieso ein chronischer Schaden sei und der nun höhere Kreatininwert nur eine natürliche Schwankung sei. Als Grund der Schädigung sah sie den hohen Blutdruck. Belegen konnte sie das nicht und stellte somit in meiner Wahrnehmung ehr eine These auf, als das sie etwas fundiertes in der Hand gehabt hätte, das belegt, das es am Bluthochdruck liegt. Ebenso gut kann etwas anderes Auslöser des Nierenversagens sein, denke ich mir.   

Mit der Formulierung "Niere bei Biopsie verlieren" griff die Ärztin (nach meinem Empfinden) in der Argumentation ein einziges (und das in meinen Augen schlimmste anzunehmende) von vielen Risiken auf und stellte es somit nach meinem Empfinden erhöht dar und löste damit dann Ängste bei mir aus, von denen ich im Moment des Geschehens vermutlich irrtümlich annahm, das sie diese Ängste mehr oder weniger gezielt angetriggert hatte, weil sie die Diskussion um die Entlassung, die Blutdrucksituation (eingestellt oder nicht eingestellt) und um etwaige Nebenwirkungen der Medikamente mit mir beenden wollte. 

Für sie war ich intuitiv empfunden bereits Ex-Patientin und mein Bett neu zu vergeben und sie hatte keine Lust mehr auf Diskussionen mit mir. Möglicherweise täusche ich mich da (wie bereits erwähnt, aus der Sicht der Nachschau) aber auch, das sie meine Ängste bewußt benutzt hätte, dieser Eindruck kann durchaus an einer verzerrten Wahrnehmungsbrille (resultierend aus Erlebnissen im Säuglingsalter) liegen.

Aber, loshaben wollte sie mich, warum auch immer, das war für mich deutlich intuitiv zu spüren. Schon bei der Visite am Montag, vor zwei Tagen. Ich bin mir einigermaßen (sehr) sicher, das meine Intuition mich diesbezüglich nicht trügt.

Mich hat am meisten gestört, das sie umfänglich (soweit in der Kürze möglich) über meine Probleme wie schwere Depression, Angststörung und schwerer innerer Unruhe informiert war. Durch die Akte und durch ein persönliches Gespräch mit mir. Und mir dann dennoch etwas wie: "bei einer Biopsie können sie ihre Niere verlieren" um die Ohren haute. Als einziges gegen eine Biopsie vorgetragenes Argument.  

Gerüstet durch den gestrigen Blogeintrag "Im Krankenhaus - Tag 6 (Schweigen • Sprechen)" fand ich diesmal den Mut, die Dinge nicht wieder ungesagt zu lassen, die mich umtrieben und so gelang es mir in einem zweiten Anlauf mit der Stationsärztin über das zu reden, was mich störte. (Eine Premiere!)

Ich war dabei sehr aufgeregt und mein Herz raste, der Kopf verschwand in einer warmen Wolke aus rotem Puls (Herzrasen), aber ich schaffte es mein Anliegen zu vertreten ohne ihr gegenüber ausfallend zu werden. Meine heftige Unruhe konnte ich allerdings nicht verbergen. Diese legte sich aber zum Glück im Verlauf des Gespräches.  

Im weiteren Verlauf des Gespräches fragte sie mich (gefühlt ein wenig zickig) ob ich nur meine Meinung hätte loswerden wollen oder ob ich auch an einer Antwort interessiert sei. Ich signalisierte ihr ein: "Ja." 

So erläuterte sie mir dann, dass sie schlicht eine andere ärztliche Meinung als Ober- und Chefarzt vertrete und entschuldigte sich für ihr (so wörtlich) unsensibles/unempathisches Verhalten mir gegenüber und erklärte, das ihr dieses im Moment des Gespräches nicht bewußt gewesen sei. Aus dieser Sicht scheint also ehr eine Form mangelnder Achtsamkeit im Umgang mir mir als Patientin der Grund für den in mir schmerzhaft empfundenen *Hieb* gewesen zu sein und dieser war also mitnichten ein bewußter, absichtlicher Akt, sondern wohl ehr ein zufälliges kollidieren von zwei unterschiedlichen Lebenswelten, ihrer und meiner in einer situationsbedingten zufälligen Schnittmenge. (An dieser Stelle verbirgt sich ein deutlicher Hinweis an mich auf mein Problem, mich bewußt verletzt/angegriffen zu fühlen, ein altes Problem/Wahrnehmungsverzerrung). 

So trennten wir uns am Ende ausgesprochen und in einem neutralen Bereich. Sie wirkte ein wenig versöhnt und wieder entspannter, ich fühlte mich erleichtert und wahrgenommen und kurz darauf war ich dann auch schon auf dem Weg nachhause.  

Ich werde mir einen neuen Arzt suchen müssen, das ist jetzt überklar. 

Doch, so sehr ich früher an solchen Hürden scheiterte, kann ich heute (dieses Mal) vielleicht genug Energie aus dem *push* durch den Aufenthalt im Krankenhaus (Untersuchungen wurden gemacht, Dinge geklärt, meine Lage ist also nicht mehr so unangenehm diffus) ziehen und mich auf die Socken machen, einen guten Facharzt zu finden. Ich denke es sollte wohl ein Internist sein. Ich werde versuchen das in Angriff zu nehmen. 

Bis ich darin erfolgreich bin, muss der bisherige Hausarzt irgendwie reichen, für Blutdruckkontrollen, Blutwerte und Rezept. (Das macht mir natürlich keine guten Gefühle, ist aber nicht zu ändern.) Und ich muss künftig auch selbst kontrollieren. Ich brauche ein gutes (nicht teures) Blutdruckmessgerät. (Etwaige Tipps von Leser*innen aus eigener Erfahrung sind ausdrücklich willkommen!) 

Es ist viel in Bewegung gekommen, seit dem 13.04.2016, an dem ich mich endlich überwinden konnte zu handeln (aus der Vermeidung in die Aktion zu kommen) und trotz heftiger innerer Gegenwehr aufgrund akuter Beschwerden in die Notaufnahme fuhr. 

Das man es für mein Empfinden zu eilig hatte mich zu entlassen, darf oder kann ich wohl im System der heutigen Gesundheitsversorgung verorten. Darin zählt der Einzelne mit seinem individuellen Schicksal und tatsächlichem Bedarf nicht mehr so, wie es noch vor 10 oder 20 Jahren möglich war. In der heutigen Welt sind es nicht mehr "unsere" staatlichen Krankenhäuser, sondern Firmen, die Krankenhäuser für die Allgemeinheit betreiben, die Profit erwirtschaften sollen. Ein Hoch auf die Profitmaximierung im Gesundheitssektor! Nicht. 

Für mich bedeutet das in dieser Situation nichts anderes, als, das es nunmal ist wie es ist - und aus die Maus. 

Also habe ich binnen 60 Minuten nach der Ankündigung der Entlassung mein Mittagessen vertilgt, Schrank und Nachtschrank geräumt, mich von Klärchen (meiner Bettnachbarin) verabschiedet und ihr alles Gute gewünscht, dem netten Pfleger gedankt, sowie den Arztbrief und die Medikamente für morgen eingesackt - und Abgang. 

Wenn Entscheidungen erstmal getroffen wurden oder "gefallen sind" habe ich es in aller Regel eilig zur Tat zu schreiten. In solchen Situationen mag ich keine langen Abschiede. ;-) 

So bin ich inzwischen seit dem Nachmittag wieder daheim, wurde dort freudig begrüßt und bin inzwischen auch wieder angekommen. Als HSP (hochsensible/hochsensitive Person) brauche ich immer ein bischen, bis ich mich auf eine veränderte Situation eingerichtet habe. 

Mein Plan war, jeden Tag meines Aufenthaltes im Krankenhaus etwas dazu zu bloggen, für mich, für eine spätere Nachschau. 

Erfreulicherweise darf ich jetzt also feststellen, das mein Plan ausnahmslos gelungen ist, ohne einen einzigen Fehltag. Ergo war ich erfolgreich (schönes Gefühl) in der Planausführung und das wiederum bedeutet auch, dass dieser Eintrag wohl (bis auf die Nachschau) - für dieses Mal - der letzte Eintrag unter dem Hashtag "imKrankenhaus" ist. 

Ich bin also wieder vom täglichen bloggen frei und "erlöst", so wie der/die ein oder andere regelmäßige Leser*in es nun auch wieder ist. *lacht* 

Ab jetzt kann ich wieder spontan vor mich hin bloggen, wann immer mir danach ist, das hat durchaus auch seine Vorteile. Für beide Seiten - Schreibende wie (regelmäßig) Lesende. ;-)

Ich habe den Eindruck das mich das tägliche bloggen und der Krankenhausaufenthalt ein gutes Stück weiter gebracht haben, auf meinem Weg. 

Es hat sich schon jetzt viel gutes für mich daraus ergeben, an Erkenntnissen wie an guten Gesprächen, die wiederum oft zu Erkenntnissen führen und für die ich sehr dankbar bin, das sie mir zuteil wurden und es hoffentlich weiter werden. Die Gespräche wie auch die Erkenntnisse. Ich habe noch viel zu lernen auf dem Weg ins Licht, das ist mir bewußt. 

Abschließen möchte ich diesen Blogpost mit dem folgenden Zitat: 


Staune und Lausche

Das Aufkeimen und Erblühen von Verständnis, Liebe, und Weisheit geschieht von selbst, wenn ein Mensch forscht, neugierig ist, ergründet, schaut und horcht, ohne in Angst, Lust oder Schmerz hängen zu bleiben. Wenn die Ichbezogenheit ausgedient hat und verstummt ist, dann sind Himmel und Erde offen

(Toni Packer, The Work of this Moment, from The Buddha is Still Teaching, edited by Jack Kornfield, Shambala 2)

- Ende - 

Pat - 20.04.2016, 21:34h 
          edit 21.04.2016, 11:23h (ergänzt) 




Tags: imKrankenhaus, Entlassung, Ärzte, Blutdruck, Nieren, HSP, Wahrnehmung, Veränderung, sprechen