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Samstag, 16. April 2016

Im Krankenhaus- Tag 3 (Der Buddha)





Im Krankenhaus- Tag 3

(Der Buddha)


Vor einigen Monaten teilte sich mir eine Art spirituelle Botschaft mit: Die, das ich (gerade) sterbe. Jeden Tag ein bischen, Woche für Woche, Monat für Monat. Und es war, als spräche mein Körper (mit seiner Körperstimme) zu mir. Wohl um mir eine Art Weckruf zu senden. 

Ich war damals nicht in der Lage dieses vage Gefühl, oder besser: den diffusen Eindruck, zu sortieren und einzuordnen. Ja, sicher, gefühlt ging es mir nicht gut, aber für eine schwere Erkrankung hatte ich keine Anhaltspunkte. Vermeintlich. Ich sah, doch ich verstand das Gesehene nicht. Jedenfalls nicht umfassend. Ich hatte lediglich den Eindruck, den allerdings fest und prägnant: Du stirbst. (Was soviel bedeutet, wie: dein Körper stirbt.)

So kam es dass ich mich, wieder einmal, für latent ver-rückt hielt und versuchte die Sache (auch aus Unsicherheit) abzutun und ignorierte damit weitgehend mein Körperbewußtsein.

Ich konnte es erstmal niemandem mitteilen. Die Angst ausgelacht oder verhöhnt zu werden, sie war zu groß. Sie war wie ein Berg auf den Schultern eines Kindes. So trug ich also diese verhängnisvolle Saat der Botschaft und der Erkrankung in mir. Meist war die Botschaft in der Wahrnehmung ehr mit Erde bedeckt (bildlich gesprochen) und somit weitgehend "unsichtbar" für mich. Ab und zu blitzten jedoch weiterhin Gedankenimpulse auf, kurz & prägnant: die schlicht lauteten: 
Du stirbst. 

Wahrscheinlich war es dieser Impuls, verbunden mit einem gerüttelt Maß an Sorge, Angst und Schmerzen, der mich letztlich hierher trieb, hierher ins Krankenhaus. Hierher, wo der Verstand gestern dazu aufgefordert wurde, nicht nur zu hören und zu sehen, sondern auch zu verstehen! 

Ja, ja, ja, in drei Teufel's Namen: 
Ich sterbe. *uff!* 
(es tut unfassbar gut es endlich auszusprechen)

Seit Monaten ein bischen. Und es ist auch dieses Mal wieder verdammt knapp für mich, ich schramme so gerade noch am Schlimmsten vorbei. Doch wie schon beim letzten Mal und dem davor, ist die Situation nicht alternativlos und nicht unabwendbar. 

Das Leben hat mich gelehrt, das es im tiefsten dunklen Tal Licht geben kann, ein Licht das einem den Weg hinaus aus dem finstren Tal und wieder hoch in die hellsten Höhen und zum Guten führen kann. Ich schaffe das! Das weiß ich.

Hach, es wird wohl wenige geben (vermute ich), die verstehen, wie ich mich gerade fühle. Endlich ist die innere Stimme zufrieden, denn sie wurde am Ende doch erhört und verstanden. 

Trotz der schlechten Nachrichten macht sich ein Gefühl grenzenloser Erleichterung breit und die Stimme klingt nun versöhnlich, fast ein wenig fröhlich, als wolle sie mir sagen: 

"Das hast du gut gemacht! Du hast es noch rechtzeitig hin geschafft und ab jetzt kann wieder alles gut werden." 

Ich weine ein bischen, während ich auf den friedlichen Buddha (in Gestalt eines Mitpatienten) schaue, der circa 10 Meter von mir entfernt wie ich in der Morgensonne sitzt und entspannt. Er lächelt so friedlich. Sein Anblick berührt mich tief im Innersten. 

Als ich ihn anspreche erklärt er mir, das er gerade an seine Kinder gedacht hat. Das erklärt seine friedliche Erscheinung und das glückliche feine Lächeln.

Ich habe Buddha geschaut, in einer seiner vielen Formen. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass er sich mir gezeigt hat, besonders an einem Tag wie diesem heute. Dem Tag danach. (nach der Diagnosenstellung)

Nun lächele auch ich, während eine letzte heiße, kleine Träne aus meinem linken Augenwinkel quillt und über die Wange abrollt.

Ich lebe. Und ich bin (anders als früher) sehr dankbar dafür. 

- Ende - 


Pat - 16.04.2016, 09:43h 

Tags: Krankenhaus, Diagnosen, Buddha, Frieden, Gedanken

(eine kleine Geschichte aus der Reihe "imKrankenhaus") 


Donnerstag, 14. April 2016

Im Krankenhaus - Tag 1 (Charlotte)


Im Krankenhaus - Tag 1

[Charlotte]


Neben mir liegt der Verfall in Form einer alten Dame, die sich langsam in den Tod schläft und röchelt. Charlotte's Haut ist violett verfärbt und geschwollen. Ein Mann sitzt ihr still bei und nimmt - so fühlt es sich an - leise Abschied. 
Anblick und Szenerie gruseln mich. 

Dank der Hochsensibilität sind meine Sinne zum zerreißen gespannt, ich habe unruhige Stunden hinter mir. Links von mir blubbert eine Art Plastik-Wasser"bong", das an einem Sauerstoffanschluß hängt. Von dem "Bong" führt ein Schlauch zu Charlottes Nasenlöchern. Das wird wohl ihr Beatmungsschlauch sein.

Ich überlege wie alt Charlotte wohl sein mag. Ihr Gesicht ist stark verquollen und es ist schwer ihr Alter einzuschätzen. 

Ich denke das sie 70 oder 80 Jahre alt sein könnte. Sie könnte aber ebensogut auch 90 oder gar 100 sein, es ist mir nicht möglich eine profunde Schätzung hinzubekommen.

Mit Charlotte geht es wohl bald zu Ende. Es klang so heraus, ich konnte es einem Gespräch entnehmen, als hätte sie das wohl auch gewußt und auch eigentlich nicht mehr ins Krankenhaus gewollt. 

Arme Charlotte, am Ende deines Lebens bist du allein. Zurückgelassen und ohne Angehörige liegst du hier einsam im Sterben. Nur das Blubbern des "Wasserbong" für deinen Sauerstoffschlauch ist zu hören und dann bin da noch ich, im Bett neben dir. Und es gruselt mich. 

Es gruselt mich, weil Verfall und Tod mir gerade sehr nahe sind. Mir insgesamt wieder mal beängstigend nahe gekommen sind. 

Verfall und Tod, Kräfte - unsichtbar und sehr real, im Bett neben mir auf Charlotte lauernd; wie zwei Brüder, die Hand in Hand arbeiten, im Team. Erst tut Bruder Verfall sein Werk und öffnet dann damit Bruder Tod die Tür. 

Es gruselt mich, weil ich es traurig finde, dass Charlotte am Ende ihres Lebensweges so ganz allein zu sein scheint; bis auf den Pfarrer aus dem Altenheim, der still an ihrem Bett sitzt.

Es gruselt mich, weil ich mich - wieder mal - frage, wie mein Ende wohl aussehen wird. Werde auch ich irgendwann einsam und verlassen in einem Krankenhaus vor mich hinsiechen, bis ich den verfallenden Körper verlassen darf? 

Wird es weh tun und wieviel werde ich dann noch von all dem mitbekommen?

Werde ich vor mich hindämmern oder bis zuletzt mit einem scharfen und analytischen Verstand "gesegnet" sein? 

Charlotte schnarcht röchelnd. 
Ich atme schwer. 


- Ende - 


Pat - 14.04.2016, 17:01h

(eine kleine Kurzgeschichte aus der Reihe "imKrankenhaus") 

Dienstag, 12. April 2016

Ein Seelenbild [Kurztext]



Ein Seelenbild 


Du wolltest wissen, wie es wohl in meiner Seele aussähe?

So stelle dir eine Wildwiese voller Leben im schönsten Sonnenschein an einem Tag unter blauem Wölkchenhimmel vor. Baumumstanden ist sie voller Gräser, Kräuter, Wurzeln und Wildblumen und mit einer reichhaltigen Fauna versehen. Kurzum: sie ist wunderschön anzusehen, Leben in seiner Pracht.

Und siehst du dann genau hin, ins Kleine, über, auf und unter der Wiese, so erkennst du, wie's Gekrabbel im schönen Idyll um's (über)Leben kämpft, der Eine mit dem Anderen.

So siehst du meine Seele dann.

Pat - 12.04.2016, 19:34h

Tags: Seelenbild, nurso, Gedanken, Kurztext, Depression

Samstag, 27. Februar 2016

Irgendwann [Depression]




Irgendwann

(Aus der Reihe: Ich und die Depression • Die Depression und ich - Teil 1/Irgendwann) 


Irgendwann ist man einfach an diesem einen Punkt. Irgendwann kann man einfach nicht mehr. Irgendwann hat man keine Kraft mehr, das eigene "Anderssein" weiter vor der Leistungsgesellschaft zu verstecken. Irgendwann will man sich vielleicht auch nicht mehr verstecken. Vielleicht ahnt man zu dieser Zeit schon seit Jahren, das man nicht mehr mithalten kann. Lauter kleine und größere Begebenheiten, Erlebnisse und Probleme führen es einem immer deutlicher vor Augen. Man ist am Ende seiner Kräfte. Man funktioniert nicht mehr. 

Es fällt einem immer schwerer die innere Angeschlagenheit und das Verwundetsein  zu verbergen. Man will nur noch seine Ruhe haben. Man braucht diese Ruhe. Dringend. Und so nimmt man sich immer mehr Auszeiten. Zieht sich zurück. Verschwindet zum Beispiel tage-, wochen- oder monatelang aus den sozialen Netzen, geht nicht mehr ans Telefon, ignoriert Whapp, stellt vielleicht auch die Türklingel aus. Man isoliert sich. 

Im Prinzip spricht nichts dagegen sich nach innen zurückzuziehen, doch meistens tut man es als depressiver Mensch verschämt und heimlich. Und da liegt ein großer Hund begraben. Denn Angehörige, Freunde, Arbeitgeber oder Behörden.. sie alle verstehen nicht wirklich was da vorgeht, warum man sich so verändert oder warum man abtaucht. Manche/r hat dir vielleicht auch schon nen blöden Spruch gedrückt. Sagte, das man ja nur faul sei und gefälligst seinen Hintern hochbekommen solle. Man solle sich doch bitte einfach nur mal etwas mehr anstrengen und nicht so "gehen lassen". Oder: "Geh doch mal raus! Das hilft!" Klar! Logo. Man geht vielleicht gerade seit Monaten nur noch raus weil man mal wieder was zu essen braucht und kommt auch sonst  tendenziell ehr nicht klar. Mit gar nichts. Nicht mit dem Briefkasten, noch mit der eigenen Hygiene, anderen Menschen oder überhaupt irgendwas, was mehr wäre, als sein Leben zu ertragen und irgendwie weiter zu leben.. Und dann kommt so ein kluger Spruch. Wie hilfreich. Nicht! "Stell dich nicht so an, XY geht es viel schlechter als dir!" ist auch so ein hilfloser Spruch, der null bringt. Außer, dass der diesen Satz Aussprechende sich nun vielleicht etwas besser fühlt. Weil er damit immerhin überhaupt etwas zu deiner Situation gesagt hat.   

Sowas will man nicht hören, es hilft nicht das zu hören, so ein Spruch wie "Geh doch (einfach) mal raus!" lässt obendrein die eigenen inneren Grenzen noch deutlicher aufleuchten, man fühlt sich wie ein totaler Versager. Was für den anderen so einfach scheint, schafft man eben gerade nicht (mehr). Und schon erst recht nicht einfach so. 

Auch den Freunden gegenüber, bei denen man sich seit Ewigkeiten nicht gemeldet hat und lange mehr keinen "offiziellen Anlass" wie Geburtstage oder ähnliche Ereignisse gewürdigt hat, fühlt man sich schlecht und wie ein Versager. Im sozialen Netz oder im Game tauchen vielleicht schon Fragen auf, warum man sich denn nicht meldet. Man liest das und man könnte sich melden, einfach auftauchen und antworten. Oder?

Aber hey, nein, das kann man vielleicht eben gerade nicht, einfach weil man mit dem überleben an sich beschäftigt ist, in tiefer Depression (seelischem Tiefdruck) steckt. Und so wird man mit der Zeit immer schweigsamer und die Grenze zu den Menschen da draußen wird immer höher und man überlegt, wie man sein Verhalten erklären könnte. Doch, wie erklärt man etwas, was man doch selbst nicht so recht begreift? Und wie spricht man eigentlich über Dinge, für die man sich (aus Angst vor Bewertung/Abwertung und durch Konditionierung) schämt?  

Als es mich vor etlichen Jahren so richtig runter riss, wurde ich mit der Zeit immer stummer. In den ersten Jahren erfand ich noch Erklärungen, warum ich mich nicht gemeldet hatte. Ich sei so beschäftigt gewesen, wenig Zeit halt. Das täte mir leid und ich würde mich bestimmt melden! Oder ich erzählte, das ich ziemlich krank gewesen sei und deshalb nicht schreiben/antworten/anrufen/vorbeikommen konnte. Man sieht oder hört sich sagen/schreiben, man hätte eine fiese/sich festsetzende Erkältung/Grippe/Magen-Darm/Migräne oder was-auch-immer-Krankheit gehabt und konnte deshalb leider nicht.. blablabla.. undsoweiter. Banale Alltagskrankheiten eignen sich immer gut als Erklärung oder Ausrede, weil jeder sie aus Erfahrung kennt und daher versteht, das es einem grad nicht gut geht/ging.

Eine Weile hält man das so durch, immer wieder eine Ausrede zu präsentieren und es ist erstaunlich wie leicht einem diese Ausreden auch immer wieder abgekauft werden. Obwohl dem Umfeld inzwischen eigentlich aufgefallen sein müsste, das irgendwas nicht mit einem stimmt. Doch es gibt meist unterschwellige und individuelle Gründe auf beiden Seiten, das trotzdem nicht offen zu thematisieren und darüber nicht zu kommunizieren.

Auf meiner Seite stand die Scham "versagt" zu haben, nicht (mehr) zu funktionieren, nicht wirklich erklären zu können, warum man nicht (mehr) funktionierte und das Gegenüber wußte vielleicht auch nicht so recht, ob's hätte nachfragen sollen. Hatte vielleicht Angst vor der Antwort auf die Frage was denn los ist. Wußte nicht wie es mit der Antwort umgehen soll, verstand das alles auch irgendwie sowie nicht so wirklich, war selbst müde, hatte (gefühlt oder real) keine Zeit und so weiter. 

So findet dann quasi eine Art taktisches Belauern zwischen dem eigenen Ich und der Umwelt statt. Das große Schweigen und Ignorieren. 

Wer sich zuerst bewegt, hat verloren. Natürlich gibt es auch rühmliche Ausnahmen, die schon früh begriffen haben, das da bei dir mächtig was schief läuft und die versuchen mit dir in Kontakt zu kommen. Über ihre Worte freust du dich, sie wärmen dein Herz. 

Irgendwann kommt man an den Punkt an dem man keine Ausreden mehr hat. Oder/und keine mehr haben will. Weil man es tief innen drin nicht mehr aushält zu lügen, Menschen zu täuschen und in die Irre zu führen. Weil man es nicht mehr erträgt wesentliche Dinge ungesagt zu lassen. Weil man sich und seine Probleme nicht mehr verstecken will. Und es vielleicht auch einfach nicht mehr kann. All die Ausreden und kleinen oder vielleicht sogar größeren Lügen haben Kraft gekostet. Sie aufrecht zu erhalten würde auch weiterhin Kraft kosten. Kraft, die man gefühlt nicht (mehr) hat. Man wird es langsam müde, dieses Karussell. 

In mir wuchs mit der Zeit der Wunsch nach mehr Ehrlichkeit im Umgang mit meinem Umfeld und auch mit mir selbst. Ich war all das satt, all die Lügen und Verschleierungsversuche hatte ich satt. Bis oben hin. Ich wollte auch nie mehr aus Höflichkeit die Antwort geben, das es mir gut geht, wenn das nicht den Tatsachen entsprach. Irgendwann nervt dieser "gordische Knoten" einen einfach und man kann ihn vielleicht nicht mit einem Hieb zerschlagen, wohl aber ihn lösen, entwirren, Faden für Faden.

Also beschloss ich irgendwann die Katze beim Schwanz zu packen, wie man so sagt, und schwor mir aufrichtig und offener zu werden. Mein erstes Outing (vor ca. 8 Jahren) als Depressive war sehr zaghaft und leise. Und es dauerte noch ziemlich lange bis ich überall zugab, das ich schwer depressiv bin. Zuletzt tat ich es offen auf Twitter. Das war erst im letzten Herbst. Bis dahin hatte ich es in der Öffentlichkeit immer noch geheim gehalten. 

Und zu manch anderem was mir in den 52 Jahren passiert ist, kann ich bis heute noch nicht stehen... 

Aber hey, irgendwann ist man an diesem einem Punkt, an dem man... siehe oben. ;-) 

So, genug jetzt. Ausfabuliert. Für heute jedenfalls. ;) Und bevor ich es mir noch wieder anders überlege tippe ich jetzt mal lieber auf veröffentlichen. 

Gute Nacht! ;)


Pat - 27.02.2016, 01:43h

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(minimal) editiert & ergänzt: 27.02.16, 14:48h

Tags: Depression, Gedanken, Rückschau, Reflektion, IchunddieDepression

Donnerstag, 25. Februar 2016

Wolken [Kurzgeschichte]



Wolken

 

(Goldenes Licht - eine kleine Geschichte)



Für einen Moment war das Licht golden in den letzten Wintersonnenstrahlen dieses Tages. Golden tauchte es einer Verheißung gleich alles in einen warmen leuchtenden Schein  und riesige Wolkengebirge aus allen Schattierungen zwischen leuchtend weiß und tiefgrau zogen über mir vorbei. Sie schwebten träge über den Horizont und zeitlos ihrem Bestimmungsort entgegen. Ach, wie gerne würde ich mit euch ziehen! Ihr seit frei zu gehen, wohin euch der Wind führt! Und was habt ihr wohl schon alles gesehen auf eurer Reise, ging es mir unwillkürlich durch den Kopf. Und wie mag es für euch wohl erscheinen: unser Land, unsere Erde, unsere Welt, über die ihr während eurer Reise hinwegzieht? Ihr seht alles, dachte ich, und wir Menschen müssen euch wie ein riesiger, wimmelnder, weltumspannender Ameisenhaufen vorkommen. Ihr seht das kleine Haus, da draußen irgendwo, wie es einsam und bescheiden an einem Felde steht; so wie ihr über Städte, Villen, Mietshäuser und über die riesigen glänzenden Fassaden der Bankentürme hinweg zieht. Ihres Zeichens Monumente der Menschheit, die protzig von des Menschen Reichtum und Besitz künden. Sowas wie irdischer Besitz gilt euch Wolken nichts und euch ists einerlei über was und wen ihr auf eurer Wanderung zieht. Ihr schwebt über Gebirge voller Wunder, über grüne lebendige Täler, über Flüsse, Wüsten und Meere und gleitet gleichmütig über das Antlitz geschändeter und durch den Menschen gequälter Natur hinweg, über tote und vergiftete Landstriche. Für euch ist das einerlei. Ihr werdet noch wandeln, wenn wir Menschen längst nicht mehr sind. Bestimmt lächelt ihr, während ihr über unsere menschgemachten Realitäten schwebt. Können Wolken lächeln? Ja, ich glaube dass sie das könn(t)en. Wäre ich eine Wolke, so würde ich wohl lächeln. Darüber, dass wir Menschen dazu neigen, unser Leben so furchtbar ernst zu nehmen und auch darüber, wie wir gefühlsgetrieben und verloren in Scheinsicherheiten all die Schönheit und Pracht um uns nicht mehr sehen und immer nur noch mehr besitzen wollen. Höher, weiter, schneller lautet die Devise, für die wir scheinbar bereit sind alles zu tun. Ach, wie traurig das für uns ist. Unermesslich ist der Verlust, den wir selbst kaum bemerken. Ohne es zu ahnen verlieren wir das Wertvollste: Unsere Einheit mit der Natur und allem uns Umgebenden, dem Lebenden an sich, allem Dagewesenen und allem Kommenden. Und so möchte ich an diesem Tag eine Wolke sein und mit ihnen gemeinsam den Himmel bereisen.


Pat - 24.02.2016, 17:52h

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Tags:  Achtsamkeit, Gedanken, Gesellschaft, Geschichte, Kurzgeschichte, meditativesSchreiben



Donnerstag, 31. Dezember 2015

Gedanken und Wünsche zum Jahreswechsel

Gedanken & Wünsche zum Jahreswechsel 



Wieder einmal geht ein Jahr zu Ende und das ist eine gute Gelegenheit, das vergangene Jahr anzuschauen und sich zu überlegen, was man sich für das kommende Jahr wünscht.

Das Jahr 2015 war für mich ein Jahr der Bewusstwerdung von vielen Dingen. 

Politisch betrachtet habe ich in diesem Jahr wieder angefangen, mich offensiv zu informieren und auseinanderzusetzen. Aufgrund persönlicher Umstände hatte ich dem politischen Geschehen lange, lange Zeit wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Habe alles nur eben so am Rande verfolgt. Larifari halt. Mal kurz Nachrichten hören und thats it. 

Tja, in Konsequenz fühlte ich mich dann in diesem Jahr wie aus der Kälteschlafkammer gestolpert. Das war eine ziemlich heftige Erfahrung, da sich die Dinge doch erheblich mehr verschlechtert hatten, als ich das in meinem "Dornröschenschlaf" so mitbekommen hatte. Inzwischen bin ich im großen und ganzen wieder auf dem Laufenden. Gut so! Es ist wichtig mit offenen Augen durchs Leben zu gehen und informiert zu sein. 

2015 war für mich ein Jahr der Bewußtwerdungen und Erkenntnisse, wie ich schon weiter oben schrieb. Stückchenweise wurden mir Dinge klar. Das ich endlich Frieden machen muss (und will) mit meiner Vergangenheit. Das es wichtig für mich ist, das anzugehen und das ich mich, um dieses Ziel zu erreichen, mit meinen Dämonen auseinandersetzen muss. Frieden schließen muss mit Menschen, die mir sehr wehtaten. 

Ich werde das meiste nie vergessen können, aber ich kann versuchen zu verzeihen oder zu vergeben. Versuchen, über den Badewannenrand hinauszuschwimmen und zu versuchen, zu verstehen, warum es so kam, wie es halt kam. Ich möchte versuchen mit den jahrzehntelangen Folgen meiner psychischen und physischen Gewalterfahrungen und der Lieblosigkeit meiner Adoptivmutter klarzukommen. Möchte meine verkorkste Kindheit hinter mir lassen. Genauso wie die chaotische Zeit danach, in der oft stellvertretend andere Menschen die Rolle meiner Mutter einnahmen, auch weil ich es zuließ. 

Ich möchte Fragen stellen und sie dann beantworten. Im Unterschied zu früher inzwischen weitgehend ohne Wut und Verzweiflung im Bauch. Ich will nicht mehr wütend sein. Wut hat, wenn sie zu lange dauert und dabei zu groß wird, etwas sehr zerstörerisches und gewalttätiges an sich. Das muss weg. Ich will das so nicht mehr. Ich will reinen Tisch machen. Ich will meinen Frieden machen. Ich bin des Kämpfens müde. 

In dem Zusammenhang möchte ich auch lernen, besser mit meinen, manchmal sehr starken, Emotionen umzugehen. Nachdem ich diesen Sommer ehr zufällig feststellte, das ich hochsensibel bin, war dies eine sehr erfreuliche Entdeckung für mich. Endlich wusste ich, warum ich war, wie ich halt war und dass ich keineswegs alleine so bin und was es konkret damit auf sich hat, hochsensibel zu sein. 

Das man als HSP (hochsensible oder hochsensitive Person) eine erweiterte Wahrnehmung hat, da man seine Umwelt quasi filterlos wahrnimmt und damit auch mehr und anders wahrnimmt als nicht hochsensible Menschen. Auch das man durch die HS dazu tendiert, Emotionen sehr intensiv und stark zu empfinden, ist mir inzwischen klar. Ich habe gelernt, das man als HSP oft stärkere Gefühle für Menschen hat, als diese für einen aufbringen können oder wollen.

Seitdem ich mir dieser Dinge bewusst  geworden bin, bin ich nicht mehr so stark die Getriebene meiner Emotionen. Ich bin nun weniger "verschwenderisch" mit meinen Emotionen, besondern bei den negativen. Ich will mich weniger darauf einlassen, will verhindern, dass schlechte Emotionen Überhand nehmen und mir damit schaden. Ich versuche die Aufs und Abs sachlich und gelassen(er) zu betrachten und loszulassen, was sich nicht zu (be)halten lohnt. 

Das ist toll, weil es mir Kontrolle zurückgibt. Wenn ich bemerke, das mich etwas total abfuckt, kann ich versuchen aus der Situation zu gehen, versuchen den Kreislauf zu durchbrechen, mich gegen die emotionale Überlastung wehren. 

Ich möchte lernen, wie man sich selbst etwas gutes tut, wie man vernünftig auf sich aufpasst, sich vor Überforderung und Überlastung schützt, dem Körper gibt, was er braucht (Essen, Bewegung, ein ausgewogenes und gesundes Leben). 

Das konnte ich nämlich bislang alles ehr nicht besonders gut. Anderen konnte ich immer gut zur Seite stehen und raten. Bei mir selbst klappte das aber leider nie besonders gut. Bei mir selbst war ich oft blind oder/und ratlos. Ich verstand nicht, worauf ich zu achten habe. Und obendrein ging ich oft brachial mit mir und meinen Ressourcen um. Weil ich es nicht besser wußte. 

Ich habe mich seelisch viel zu oft selbst fertig gemacht. Habe mich abgeurteilt und ging dabei mit gnadenloser Härte gegen mich selbst vor. Kaum jemand fuhr je härter mit mir ins Gericht, als ich selbst. Ich gab oft die eilfertige Dienerin der Depression und ließ mich von alten Dämonen (siehe dazu den Eintrag "Die Stimme in mir [Erzählung]") knechten und klein reden. Habe mich wieder und wieder als Hobbit unter Menschen empfunden, und sogar selbst in diesem Gefühl bestärkt. Ohne zu begreifen, das ich dieses Gefühl; nicht richtig zu sein, wie ich bin; den Erlebnissen mit meiner Adoptivmutter zu verdanken habe. 

Deshalb ist Achtsamkeit im Umgang mit mir selbst und mit meiner Umwelt inzwischen ein sehr wichtiges Thema für mich. Und was soll ich sagen.. es funktioniert! :) Habe ich für mich erstmal reflektiert, was mit mir geschieht; was mir Probleme macht, warum mir das Probleme macht; kann ich daran gehen, die Umstände für mich zu verbessern. Das zu erkennen, war ein großer und wichtiger Schritt für mich. 

Für 2016 nehme ich mir vor, nicht mehr so krass auf die up's und down's des Lebens zu reagieren; achtsam mit mir und den Menschen um mich herum zu sein, loslassen zu lernen - und zu vertrauen, dass sich die Dinge finden werden, wenn die Zeit bereit ist. Denn ein jedes hat seine eigene und ihm vorbestimmte Zeit. Und wenn es noch nicht gut ist, dann bin ich auch noch nicht am Ende, denn am Ende wird alles gut. ;-) 

Ich möchte einen Weg fürs verzeihen und vergessen mit meiner Vergangenheit und denen, dir mir wehtaten, finden. Ich möchte das Leben wieder genießen lernen, denn ich habe nur dieses eine. Und ich möchte der Depression weniger Raum geben. Ich möchte mich 2016, wie in diesem Jahr, weiter konkret meinen Ängsten stellen und versuchen sie abzubauen. Ich möchte milde mit mir sein, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Jeder stolpert mal. Es ist okay zu stolpern, wenn man danach wieder aufsteht, das Krönchen richtet, kurz durchschnauft und es dann wieder versucht. Irgendwann klappt es. Alles zu seiner Zeit. 

Ich wußte mir viele Jahre nichts zu wünschen, hatte keine Vorsätze (auch weil sowas meist eh schiefgeht) und dieses Jahr reiche ich alles nach. Quasi im Paket. Ala: "Da bitte 'Schöpfer', nimm hin und hilf mir bitte!" 

Ich bin demütig(er) geworden in diesem Jahr. In mir entwickelt sich langsam auch eine stille Dankbarkeit für das, was ich habe. Ich schärfe inzwischen bewusst meinen Blick; dafür, was ich habe; anstatt darüber zu lamentieren oder zu weinen, was ich nicht habe. Ich bin dankbar für die guten Dinge, die ich (wieder) erleben darf. Ich bin dankbar, das ich am Leben bin und das sich meine Gesundheit verbessert hat, dankbar das ich mein Kind wieder ganz bei mir habe; dankbar, das mein Körper mir langsam verzeiht, was ich ihm lange Zeit zugemutet und angetan habe. Ich bin dankbar für gute Gespräche und unterstützende Worte, wenn ich mal wieder mies drauf bin oder nicht weiter weiß. Ich bin dankbar für ein "ich verstehe dich" oder ein "es muss schlimm gewesen sein, dies zu erleben". Ich bin dankbar dafür; gesehen, gehört und in meinem Schmerz oder Leid wahrgenommen zu werden. 

Ich bin Menschen dankbar für ihre Zeilen, die oft nicht mal wissen, dass ich ihnen dankbar bin, weil sie nicht wissen, dass ich ihre Zeilen gelesen habe. Aber doch, auch ihnen bin ich dankbar. Weil sie mich inspirieren und weil ich durch sie erfahre, das nicht nur ich dieses oder jenes Problem habe, sondern das es viele Menschen gibt, die hadern, leiden und verzweifeln. Dadurch kann ich mich einreihen und das Gefühl des isolierten Leidens durchbrechen. 

So steht am Ende dieses Jahres; nach vielen finsteren Jahren voller schlechter Erfahrungen mit viel Frust, Dunkelheit, Angst, Tränen und Wut; viel Dankbarkeit und viele Erkenntnisse.  Und das fühlt sich sehr gut an. 

Ich wünsche allen, die diesen Eintrag lesen, einen guten Jahresabschluss 2015 und einen guten Rutsch ins Jahr 2016. Möget ihr euren Weg finden, wo er bis jetzt noch nicht [klar] zu erkennen ist. 

Ich wünsche euch die nötige Klarheit und Stärke diesen Weg dann auch konsequent zu gehen. Denen, die mit Erkrankung und Einschränkung(en) zu kämpfen haben, wünsche ich Linderung und Besserung. Möget ihr gute Menschen an eurer Seite haben, die zu euch stehen, euch zuhören und euch unterstützen. Und möget ihr eure anvisierten Ziele erreichen und den Frieden finden, den eure Seele benötigt. 

Pat - 31.12.2015 

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Tags: Adoptivmutter, dankbar, Frieden, Gedanken, Jahreswechsel, Reflektion, Rückschau, verzeihen, Wünsche, Achtsamkeit, 







Sonntag, 27. Dezember 2015

Schweigen oder Sprechen? [Gedanken]

Schweigen oder Sprechen?

(Gedanken & Empfindungen nach erleben des Hashtags #WhyIsaidnothing) 


In letzter Zeit überlege ich schon wieder hin und her. Und her und hin. Ob und wie ich hier (im Blog) weiterschreiben kann, oder es auch sollte, ob ich es auch wirklich möchte und auf welche Art ich dies tun kann. Ich überlege, ob es nutzbringend für mich ist, mein Leben in kleinklein, für jeden nachweislich, zu schildern. 

Oder ob ich mir am Ende selbst damit schade. Weil, alles, was preisgegeben wird, den Blick der Menschen auf einen verändert, in die eine oder andere Richtung. Ein einschneidendes Erlebnis war der Hashtag #WhyIsaidnothing auf Twitter.

(zum weiterlesen bitte Link anklicken)

Mittwoch, 11. November 2015

Fäden (neu) verknüpfen und Dinge sichern [Tagebuch]

Worum geht es hier gerade, frage ich mich, während ich versuche diesem Bereich aus meinem Leben einen Namen zu geben. Es geht wohl um Fäden, um lose Fäden, von mir im Netz und auf dem PC gewoben. Wahrscheinlich könnte man es auch als Essenz meines künstlerischen Schaffens seit PC Zeiten bezeichnen. Es geht also im Überbegriff um mein (noch vorhandenes) kreatives Besitztum und um den roten Faden, der alles verbindet und allem inne ist. 

Ich habe immer schon geschrieben, seit der Zeit, als ich ein junges Mädchen war. Mit acht oder neun muss ich damit angefangen haben. Allerdings, und damit kommen wir zu einem Umstand, der mich wirklich betrübt, bin ich nicht gut darin solche Dinge vor Verlust zu schützen. Manchmal gerate ich in Situationen, die mich überfordern oder die mir (zusätzlich zu Überforderung/Overload als HSP) allerlei Schwierigkeiten bereiten. Je nachdem, ob ich es schaffe (auch zeitlich betrachtet) angemessen zu reagieren, oder ob ich das nicht schaffe, verliere ich dann "Dinge". Meine "Dinge". Darunter waren halt leider auch Tagebücher, genauergesagt eine ganze Reihe von Tagebüchern: aus meiner Kinder, Jugend und der Zeit, als junge Frau, so bis zum Alter von 25 Jahren circa.
Irgendwann rief mich zum Beispiel mal eine junge Frau an. Sie hatte eines meiner Tagebücher, dass ich zusammen mit einigen anderen Tagebüchern unter unglücklichen Umständen verloren hatte (ich habe damals immer Name und Telefonnummer hineingeschrieben) und sie wollte es mir eigentlich wiedergeben. Es hatte sie wohl berührt, was sie da unverhofft zu lesen bekam. Man liest eben selten, welche innersten Gedanken Menschen in sich tragen und vielleicht war diese Frau infolgedessen angespannt und nervös im Telefonat. Vielleicht habe ich für sie auch zu unerwartet reagiert, oder nicht das richtige geantwortet, vielleicht verließ sie auch einfach nur der Mut; es kam am Ende jedenfalls nie zu einem Treffen und ich bekam das Tagebuch leider nicht zurück.

Inzwischen gibt es wieder ein paar neue Tagebücher, sie stammen aus den letzten Jahren. Nach einer chaotischen Phase von 1994 bis 1996, kam ich im Herbst 1996 an einem neuen Ort an, an dem ich heute, 19 Jahre später, immer noch lebe. Es war einer dieser Momente im Leben, wo man einen Cut macht und neu anfängt. Seitdem zeichne ich hin und wieder Gedanken auf. Aber auch sie sind nichts anderes, als vage und lose Fäden, erst zusammengefügt geben sie ein Teil des Bildes ab. Und zum Glück (aus meiner Sicht *g*) habe ich seit einigen Jahren, manchen Text in den PC getippt. Leider war ich auch hier etwas unbedarft (das scheint gewissermaßen zu meiner Natur zu gehören, ein Charakterzug, vielleicht der HS geschuldet) und habe meistens online geschrieben. Weil es sich auf diese Art, schlichtweg besser anfühlte, als den Text erst auf dem PC zu schreiben, ihn dort zu speichern und dann erst online zu stellen. Aber so isses halt. Man macht Dinge so, wie man es in diesem Moment weiß und für richtig befindet, In der Nachschau sieht man seine damaligen Entscheidungen oder die Art der damaligen Vorgehensweise möglicherweise als nicht mehr so optimal an. Lol, same old problem. Liebgewonne, aber dumme, Gewohnheiten. ;-)

Aber, diesmal ist nicht alles verloren. An einige Quellen komme ich noch heran: gespeichert in alten Blogs oder Dateien auf dem PC. Aktuell bin ich dabei, eine strukturierte Sammlung aus allem, was sie noch auftreiben lässt, zu erstellen. Immerhin 'traue' ich mich jetzt überhaupt, mich mit dieser Thematik zu befassen und auseinanderzusetzen. Vor kurzem noch hatte ich nicht die Traute, mich der Angst zu stellen, ob ich vielleicht doch schon wieder alles verloren hätte. Das eine Blog ist durch Umstellung meines Hosters auf eine höhere PHP Version zerschossen, auf dem anderen war ich seit Jahren nicht. Ich wußte nicht, ob noch was zu retten wäre, wenn ich es versuche. Also absolviere ich jetzt einen weiteren Schritt auf meinem Weg. Ich stelle mich, spiele 'aushalten', wie ich es für mich manchmal nenne, sammle Scherben auf, freue mich darüber, dass überhaupt noch was erhalten blieb und fange an, alten Fäden wieder nachzuspüren, um sie zu verknüpfen, wo immer ich es noch hinbekomme im nachhinein. So ist es halt im Leben: einiges verliert man, anderes findet man wieder und schlußendlich fügt sich einiges zusammen, weil man sich damit auseinandersetzt.

Ich sitze heute zum ersten Mal seit langer Zeit wieder am Laptop. In dieser Zeit schrieb ich alles am Handy. Es kann sein, das meine Texte nun auch mal etwas ausladender werden, denn am PC schreibt es sich ganz anders, viel flüssiger und schneller. ;-)

Ob das so ist, wird man dann ja in der nächsten Zeit sehen. Praktisch ist auf jeden Fall der Umstand, dass man am PC viel mehr am Blog machen kann, als mobil via Handy. Ich freu mich sehr, das ich diese Möglichkeit endlich wieder habe.
Warum ich (gefühlt) nicht so gut darin bin, auf Dinge aufzupassen bzw sie materiell zu bewahren, also von den Fähigkeiten her, bin ich mir noch nicht recht schlüssig, warum ich da ein scheinbares Defizit habe. Allerdings bekomme ich dieses Thema heute sowieso nicht mehr umfassend reflektiert und beantwortet. Und es muss vielleicht auch grad nicht aufgeklärt werden. Und, fällt mir auf, es muss auch nicht abschließend in diesem Eintrag geklärt werden, denn dies ist ein reiner TB Eintag.
Ich nähere mich, ich stelle mich, ich mache, was Ressourcentechnisch möglich ist. Das ist ein respektabler Anfang. [Achtsamkeit - Überforderung vermeiden]



Pat - 11.11.2015, 20:31h [edit 13.11.2015, 12:21h]
Tags: Tagebuch,  Achtsamkeit, Gedanken, Vergangenheit, Gegenwart, Dinge


Samstag, 24. Oktober 2015

Die Wasserkesselflöte [Erzählung]


Die Wasserkesselflöte [Erzählung]


Momentan denke ich nicht selten darüber nach, warum ich dieses Blog mache. Ich hätte es wie früher machen und meine Gedanken zum Beispiel in ein Tagebuch stecken können. Doch, was ist ein Outing ohne 'Publikum'? Wohl ehr ein theoretisches Outing, eines das man in seinem Schädel doch auch schon tausendmal durchgespielt hat, ohne das es effektiv gewesen wäre. Ich denke, man benötigt für ein wirksames Outing ein konkretes Gegenüber, also mindestens einen theoretischen Gegenüber. Sonst ist es nur ein blasses und unnützes Outing. In der Theorie, im eigenen Kopf, da verpufft es gefühlt wirklungslos. Weil keiner außer einem selbst anwesend ist, der es hören könnte und weil man selbst sowieso weiß, was 'Phase ist'. Via Blog kreiert man sich also eine Art theoretischen Gesprächs'partner', der zuhört (geradezu zuhören muss) und später indirekt als Spiegel funktioniert. Mit dem "gedruckten" niedergeschriebenen Wort werden manche Dinge für einen selbst erst anfassbar, greifbar und damit auf eine spezielle Art und Weise erst real existent. 

So erfüllt mein Blog, selbst wenn es vielleicht kaum Beachtung finden wird, doch einen gewissen persönlichen Zweck, indem es tut was es soll. Den Dialog mit mir, über mich oder zu mir abzubilden. 
Ich bin froh, das ich es eingerichtet habe und dass ich die Schreibblockade, die auf soviel Mut prompt folgte, inzwischen überwunden habe. Es war eine gute Idee dieses Blog zu starten. Zumal mein anderes leider in Trümmern liegt.

Es gibt so vieles von mir zu erzählen und zu berichten. Vom Guten wie vom Schlechten. Unzählige Leichen stapeln sich noch in meinem Keller, stinken und wollen schon lange rausgelassen und befreit werden. 

Ich glaube, einige von ihnen sind schon fast zu Staub verfallen, wie man sich vertrocknende Mumien im Auflösestadium in einem bildgewaltigem Hollywood Mumienfilm so vorstellt. Ich sehe sie gerade deutlich vor mir. *lacht* "Nee nee, schön is anners." *grinst*

Es ist Zeit diese Überreste der Vergangenheit wegzuschaffen, alle wie sie da sind. Um Platz zu schaffen für die Zukunft. Ob es nun um (erlebte) Abhängigkeit(en), Verlust(e), Erkrankung(en), Traumata, Ängste und was weiß ich noch, um was alles geht: 
Auf diesem müffelnden Scherbenhaufen meines bisherigen Lebens lässt sich keine (gute) Zukunft bauen. Deshalb muss das weg. Nachhaltig. Schritt für Schritt werde ich Unnützes und Störendes beseitigen, indem ich darüber schreibe. Hier in diesem Blog, aber auch überall dort, wo ich mich zum schreiben wohl fühle. 

Die Feder als Schaufel. Geile Vorstellung. Man hat mir schon so oft dazu geraten, (m)ein Buch zu schreiben. Damals dachte ich, das machst du, wenn du alt bist. ;-) Genau genommen könnte ich inzwischen eine ganze Buchreihe über all die vielen Irrungen, Wirrungen, Erlebnisse und 'Katastrophen' meines Lebens schreiben. Und wenn ich dazu auch all das Gute und Schöne erzählte (und das sollte ich unbedingt), habe ich bereits jetzt ein absehbares Zeitproblem. ;)
Vermutlich muss ich das jetzt einfach nur machen. Anfangen und damit fortsetzen, was ich in Episoden früher schon begann. Es muss alles einmal erzählt werden. Einmal schildern und dann frei werden davon. 

Es ist der Druck, der einen on Top fertig macht. Es ist nicht leicht, zu beschreiben, wie es sich anfühlt, wenn man immer alles in sich zu behalten und zu verstecken versucht. 

Man schweigt aus Scham oder Schüchternheit, aus Angst ausgestoßen zu werden aus der Gesellschaft/dem Umfeld oder weil man sich vorstellt, dass es so wäre, das man dann abgelehnt werden würde oder werden könnte, wenn man offen spricht. Das man eben Ärger bekommen könnte oder mit eventuell negativen Reaktionen darauf nicht umgehen kann. Ich habe da leider auch oft mit diffusen aber auch rationalen Ängsten zu kämpfen. 

So baut sich mit der Zeit ein lastender, drückender, quälender und stetig zunehmender Druck in einem auf. Ein Druck der einem mit der Zeit zunehmend die Luft zum atmen nimmt, der die Kehle eng macht, die Gedanken konfus werden lässt (weil sich davon das Hirn im Kreis dreht) und der die Hände zittrig werden lässt. Wenn man Pech hat "schenkt" dieser Druck einem auch sowas wie Tinnitus oder Depressionen oder noch schlimmeres und am Ende steht man nach zuviel Druck vielleicht auf irgendeiner Brücke oder einem Hochhaus und denkt darüber nach sein Leben zu beenden. 

Das Blog hat also eine Funktion als Ventil, wie eine "Wasserkesselflöte*" den kochenden Wasserkessel reguliert, ermöglicht es mir Druck abzubauen.
Und deshalb wird das auch was mit der Umsetzung des Blog-Motto's:
"Ich • mache • Frieden". Ich glaube fest daran. 

Pat - 24.10.15, 15:03h 

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Tags: Gedanken, Erzählung, Blog, Sinn, Reflektion

(*inspired by @petziege, einem Menschen dem ich auf dem Kurznachrichtendienst Twitter begegnete und der mich spontan inspirierte )