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Samstag, 29. Oktober 2016

Sichtweisen [Kurztext]


Sichtweisen

[Eine kleine Geschichte aus meiner Welt] 

Wenn die eigene Innen(an)sicht mal die Gelegenheit erhält sich mit der Außen(an)sicht zu unterhalten, ist das oft eine lustige Situation. Die Außensicht, also zu erkennen, wie man selbst auf andere Menschen "da draußen" wirkt und welchen Eindruck man in etwa hinterlässt, ist eine unzuverlässige Weggenossin. 

Sie taucht nur auf, wenn es ihr in den Kram passt und oft kommt sie einfach garnicht zum plaudern mit der Innenansicht vorbei, trotz Einladung. Die Innensicht, wie ihr euch denken könnt, ist in diesem Beispiel die innere Sicht auf sich selbst. 

Die Innensicht "weiß" immer recht genau, wie man selbst ist und warum man so ist. Zumindest denkt sie das. Sie sieht vermeintlich alles klar vor sich und wirkt dennoch manchmal auch etwas nerdig, ich-bezogen und verschroben. 

Derlei denke ich, während ich an die Außensicht denke, diese luftige Gesellin aus dem Nebelland der [Fremd]Eigenwahrnehmung, die manchmal unnötig und teils gar gefährlich schweigsam ist. (Oder vielleicht auch blind?) 

Treffen die beiden dann also tatsächlich mal zu-fällig zusammen, wird es spannend für die Innensicht, denn über die Erfahrungen der Außensicht erfährt sie, das sie möglicherweise völlig anders oder gar gegenteilig wahrgenommen wurde, als sie dachte. 

Gelegentlich kommt es dabei zu lustigen oder aber auch peinlichen Situationen im eigenen inneren Diskurs. Alsbald diskutieren beide Anteile das für & wider der eigenen Wahrnehmungen und einigen sich dann meist irgendwann darauf, sich weiterhin gegenseitig wahrnehmen und respektieren zu wollen und sich aus dem daraus erwachsenden Resultat jeweils (weiter-)entwickeln zu wollen. 

Das Ergebnis dieser Überlegungen wiederum bringt das "Ich" (das alle Anteile repräsentiert) dann später aus dem Inneren auf den Weg nach Draußen, durch das eigene Handeln und Tun, in die Umwelt. 

Wenn man bedenkt, wieviel Köche es bei diesem Brei gibt, wundert einen vieles nicht mehr. Nicht die ab und an auftretenden "Übersetzungsfehler" der jeweiligen Anteile untereinander und es wundert einen auch nicht mehr, das man manchmal auch deshalb möglicherweise sehr merkwürdig auf seine Mitmenschen wirkt(e).

Wichtig jedoch bei allen Sichtweisen bleibt, zu versuchen die eigene Sichtweite großzügig zu fassen. 

Denn bei Enge geht sie ein, die Weise wie die Weite, in der Sicht. 

(Amen *lacht*) 


Pat - 06.03.2016 geschrieben 
         02:46h
         29.10.2016 publiziert 

Tags: Gedanken, Kurztext, meditativesSchreiben, Sichtweisen, Wahrnehmung, nachgereicht, GedankenWelt 

Ein Leben [Gedicht]



Ein Leben

Ein Leben will ausgekostet werden, 
bis zur letzten bittersüßen Neige, 
Atemzug um Atemzug. 

Liebe, lebe, heile, 
bevor du diese Welt 
verlassen musst! 


Pat - 28.10.2016 

Tags: Gedicht, Leben, Liebe, heilen, Heilung 

Freitag, 28. Oktober 2016

Der Wanderer [Gedicht]

Der Wanderer

Er war weit gewandert
hatte viel gesehen
und manches gelernt.
Nun wollte er
heimwärtsgehen. 

Es war Zeit! 


Pat - 15.10.2016
          18:47h

Tags: Gedicht, Wanderer 

Donnerstag, 27. Oktober 2016

Glasscherben [Kurztext]




Glasscherben 

Überall Glasscherben. 

Glasscherben in der Seele, spürbar als feine Splitter, die reibend schmerzen. 

Glasscherben im Kopf, die scharf und tausendfach Gedanken zerschneiden. 

Glasscherben im Körper, als ein Schmerzen und ein Zittern, 
das vielfach durch Fleisch schneidet. 

Überall Glasscherben. 

Und doch existiert ein Bereich, dem die Scherben scheinbar nichts anhaben können. Er bleibt der Scherben scharfer Schnitte unberührt und bietet der Seele einen Ruheort. 

Mittenmang all dem Unwohlsein erscheint aus dem Nichts die Botschaft, das man ihm entkommen kann, diesem Glasscherbenleid.

Sie sagt, das man nichts auf die Scherben geben solle. 

Das man auf jede einzelne provokativ ein Lächeln malen könne. 

Und sie sagt, das man danach wieder zur Tagesordnung zurückkehren und die Scherben Scherben lassen sein könne. 

Ich möchte, nein, WERDE ihr glauben.



Pat - 09.06.2016 geschrieben
         19:31h 
          02.11.2016 publiziert 

Tags: Glasscherben, Gedicht, nachgereicht, Depression, Leben mit der Depression 



Samstag, 15. Oktober 2016

Im Dunkel trieb die Nacht [Gedicht]




Im Dunkel trieb die Nacht


Im Dunkel trieb die Nacht
ein Mond hielt einsam Wacht
wie war mir weit
wie war mir fern

vom Antlitz des Himmels
leuchteten funkelnd die Stern
die Welt erschien so weit
die Welt erschien so rund

so wunderbar 
im Erdengrund
so riesig groß
so ungewiss ihr Los

das Ich darin 
erschien mir klein
es ist nur ein Teil 
vom ganzen Sein

und wird dem Selbst 
nur schwer gerecht 
doch denkt nicht 
er sei schlecht

der Mensch

denn das ist er nicht
doch oft gequält
weil er nicht weiß
wie man sichs Rechte wählt

so treibt er suchend 
durch die Nacht
und ein Mond 
hält drüber Wacht

die Welt ist rund
die Welt ist weit

und die Zeit
war Ewigkeit.


Pat - 14.10.2016
          20:33h 

Tags: Gedicht, Dunkel, Nacht, Mond, Momentaufnahme

Freitag, 14. Oktober 2016

Wasserperlen [Gedicht]



Wasserperlen klein
hingen am
Gespinst fein 

flüssig auf fest
schwer auf leicht

im Moment
zur Gänze 
vereint 


Pat - 11.10.2016
          12:26h 

Tags: Gedicht, Moment, Momentaufnahme, Wasserperlen, nachgereicht


Donnerstag, 13. Oktober 2016

Ein Lauschen im Oktober [Gedicht]




Ein Lauschen im Oktober 

[eine Momentaufnahme]


raschelnde Blätter
rauschen im Herbstwind

Möwen schweben lautlos
im Gleitflug über Dächer 
in der Ferne tönt 
laut der Hafen

seine Betriebsamkeit weht 
als Geräuschwolke herüber
von ferne tuten Schiffshörner
Signalanlagen kreischen

ihre Warntöne

hallen aus der Ferne heran
dringen ein ins Ohr
und zerstieben dort
in lauten Farben

während wummernd
das arbeiten der Schiffsmotoren
als dunkelbrauner Schall 
auf das Ohr trifft

Das Herz schlägt unruhig
in der Brust
suchend und erfassend
kreist das Radar

aufmerksam
lauschend
auf die pulsierende Stille
glockengleich

In der Ferne zeugen
Kinderschreie von 
ihrer Existenz

nur was laut ist
wird gehört
leise Töne verhallen
ungehört

rauschende Blätter
singen im Wind 
fallen schwerelos
fliegen im Wind
schweben leicht 
schweben weit

Gedanken treiben
verbinden sich
schweben fort 
hinaus in das Grau des Tages

hinfort hinfort
an einen fernen
unbekannten Ort

um einzugehen ins Bunt


Pat - 13.10.2016
         15:57h

Tags: Gedicht, meditativesSchreiben, Herbst, Oktober, Moment, Momentaufnahme 

Montag, 10. Oktober 2016

Schlaflos [Gedicht]



Schlaflos

Ich liege schlaflos,
wieder mal schlaflos.

Lausche auf Autos,
wie sie rauschend 
am Fenster
vorbeisausen.

In ihnen sitzen:

eilende Sucher,
eifrige Wegfinder,
geschäftige Ruhelose.

Sie sind wie ich
und doch anders.

Das Tropfen 
des Wasserhahnes
dringt in meine Ohren.

Es wirkt aufdringlich laut,
in der nächtlichen Stille
des nahenden Morgens. 

Das rauschen der Autos 
verdichtet sich zu einer Wolke 
aus nervtötendem Lärm. 

Die Stadt,
sie erwacht.

Und

ich bin schlaflos,
die Augen brennen,

Körper und Geist 
sind müde und erschöpft.


Ich bin ruhelos

Ich bin

Ich


Schlaflos 
in irgendeiner 
dieser Städte 
dieser Welt.


Pat - 10.10.2016
          05:31h 
          24.11.2016 edit 


Tags: Gedicht, meditativesSchreiben, schlaflos 

Donnerstag, 29. September 2016

Herbst [Gedicht]



Herbst



Schnarrend flog eine Elster vorbei.

Blätter fielen Worten gleich von Ästen,
wie aus dem Sinn ihres Daseins heraus.
Durch Wind und Bestimmung zugeführt
dem ewigen Kreislauf der Natur. 




Pat - 29.09.2016
         16:39h



Tags: Gedicht, Gedankenwelt, Herbst, Elster



(im Original auf Twitter erstveröffentlicht)

Dienstag, 31. Mai 2016

Die Ungeduld und der Zauber des Momentes [Kurztext]


Die Ungeduld und der Zauber des Momentes 


Kennt Ihr sie, diese nahende Ungeduld, die einen immer schnellen Fußes fortreibt, dieses Drängen, hinaus aus dem Moment und fort von dem was man gerade tut..


WEIL

weil man es nicht liebt, 
was man tut,
weil man es nicht mag,
was man tut,
weil man fort will, 
weil man ungeduldig
dem Nächsten, 
dem Kommenden harrt.

Was wird das Nächste sein?
Und warum ist das Nächste 
wichtiger als das Jetzt im Moment?

Weil?

"Ja, weil man doch Ziele hat."
wispert das Ego. 
"Ziele die zu erreichen sind, also hurtig! Voran sie zu erfüllen!" 

"Ja, sicher.. wir haben Ziele.." sage ich zu dem Ego, "aber sind wir dann nicht auch fast immer dort, wo wir nicht sein wollen, nämlich dort, wo das Ziel noch unerfüllt ist?" füge ich als Frage hinzu. 

Und setze fort: 

Immer nur haben wir unsere Ziele und Pläne im Kopf und bewerten Dinge danach ob sie uns lästig erscheinen oder angenehm und tun sie meist nur, weil sie zum erreichen der Ziele unabdingbar und uns also dienlich erscheinen. 

So waschen wir zum Beispiel Obst oder Gemüse, bevor wir es verzehren. Wir lieben es, das Obst zu essen, aber lieben wir auch die Vorbereitung, es zu kaufen und zu säubern? 

Wir tragen auch gern saubere Wäsche, aber lieben wir deshalb das waschen der Wäsche? Wohl eher nicht. 

Wir leben gerne in einem sauberen Umfeld, aber lieben wir deshalb das putzen?

*fügen Sie an dieser Stelle bitte gerne gedanklich Situationen aus Ihrer eigenen Erfahrung ein, von Dingen die Sie ungerne tun*

Also flüchten wir aus diesem Moment, bringen ihn herum, weil er dem hehren Ziel zuliebe, geschafft werden soll und 'muss' und es auf diese Art und mit Druck meistens auch wird. 

Doch mögen wir diesen Moment nicht, weil wir die Tätigkeit als lästig empfinden, als etwas unangenehmes und doch bitte schnell zu erledigendes und ein rein dem Ziel untergeordnetes 'Muss'.   

Und somit, sind wir dann, und zwar in der überwiegenden Zeit; da die Vorbereitung auf ein Ziel in der Regel sehr viel länger dauert, als der Moment, in dem wir tatsächlich ganz real unser Ziel erreichen (ob nun klein oder groß ist egal); eigentlich immer dort, wo wir gerade NICHT sein wollen. 

Wir hängen in der oft als unangenehm und anstrengend empfundenen Vorbereitungsphase fest, die vielleicht zudem mit vielen Höhen und Tiefen auf dem Weg zu unserem (größeren) Ziel aufwartet und sind aber eben (noch) nicht im Zieleinlauf. Ergo nicht dort, wo wir wirklich sein wollen.

Und daher quälen und flüchten wir uns durch diese Momente, denn nur "stetig voran soll es gehen, dem Ziele zu". Und so wiederum verlieren wir die Gelegenheit, den Zauber des Momentes zu erleben und obendrein verlieren wir unsere Anbindung an das reine Hier und Jetzt. 

Wir tauchen nicht länger genußvoll ein in das Erlebnis, das der Moment uns bieten könnte, reich an Möglichkeiten, Empfindungen und Erfahrungen, wenn wir ihn nur bewusst annehmen und wahrnehmen würden, sondern wir flüchten ihn.

Wir wollen fort, schnellschnell soll es gehen. Die Ungeduld, Sie verstehen?

Wir wollen es ja schnell zuende bringen! Auch damit wir etwas Neues starten können und so... *ach!* 


Spüren Sie den Sog? 


Wir folgen ihm, meistens. 
Oder ehr: fast immer?
Oder sogar: immer?? 

Bis wir erwachen.
Bis wir innehalten. 
Bis wir wieder SEHEN.
Bis wir wieder HINhören.
Bis wir wieder HINEINfühlen!
Bis wir uns das wieder trauen.. 


Bis wir uns wieder mit allen Fasern unseres Seins in den Moment begeben können, ihn bewußt zulassen, offen in ihn hineinspüren und dabei staunend schauen und lauschen wie.. ja, fast wie ein Kind, das die Welt neu erfährt und sie nicht in unangenehm oder schlecht oder etwas ähnliches kategorisiert.

Und dann - öffnet sich leise eine Tür.
Und man tritt ein in eine 'neue Welt' des Erlebens und Erfahrens. 

Und diese Welt.. sie ist zum *schreien schön* :-)



- Ende - 

Pat - 29.05.2016 



Nachtrag: 

(ergänzendes zum obigen Text)

Vom "achtsamen Sein" ist es dann auch nicht mehr weit zum "Reinen Beobachten". Ein Thema zu dem ich einen schönen Text von Nyanaponika Mahathera in Alfred Weil's Buch "Stiller Geist - Klarer Geist - Buddhistische Meditation" fand. *externer Link*  

Für die, die sich nun nicht gleich ein Buch kaufen möchten, fand ich hier einen ähnlichen Artikel (als PDF) zum Thema des "Reinen Beobachtens" als freien Text von N. Mahathera (ursprünglich Siegmund Feninger, 1901-1994) im Netz: 

"Das Reine Beobachten und die Hauptquellen seiner Wirkungskraft in der Satipatthana-Übung" *externer Link zur PDF*


Ich muss zugeben, das sich der Text in Alfred Weil's Buch etwas angenehmer lesen lässt. Der Text in der PDF ist im direkten Vergleich ein wenig schwergängig (Achtung, Bewertung), vermutlich weil er sich an "Eingeweihte der Materie" richtet.

Infos zu und über "Satipatthana" (Meditationsübung im Buddhismus) finden sich zum Beispiel hier: *externer Link*

Ein Beitrag, in dem sich die Kernaussage meines obigen Kurztextes in etwas anderen Worten widerspiegelt.


Es gibt ein gutes Video zum Thema Achtsamkeit auf YouTube, das mir persönlich viel gebracht hat:

"Die vier Grundlagen der " von Renate Seifart (Biologin, Psychotherapeutin, Übersetzerin & Autorin)



>>> Um einem falschen Eindruck vorzubeugen, 
sei mir an dieser Stelle folgender Hinweis erlaubt: 

Ich bin keine Fachfrau für Meditationstechniken o.ä. Ich bin einfach nur eine Autodidaktin, die ihren Weg geht, ihren Frieden macht und dafür auf der Suche nach Informationen ist, um sich Input für die innere Verarbeitung zu besorgen. 

Dabei nähere ich mich intuitiv Inhalten oder Techniken an, um Empfundenes und Erlebtes für mich zu verarbeiteten und beschäftige mich dementsprechend auch mit Literatur oder führe Gespräche mit "klugen Menschen", um so den Dingen dann abschließend auf meine Art zu begegnen. Einige für mich relevante Dinge, auf die ich während meiner Suche stieß, fanden hier (in Form von weiterführenden Links) ihren Platz, im vorangegangenen Text. 

Mögen sie vielleicht auch für Euch hilfreich sein. So sei es, Danke. 

Pat - 31.05.2016, 13:36h 


Tags: Gedanken, Kurztext, Achtsamkeit, Moment, Unruhe, Jetzt, Hier, Seelenzustände, Sie

Sonntag, 22. Mai 2016

Wolken tragen [Gedicht]



Wolken tragen

Wolken tragen,
ohne Klagen
fort aus Tagen,
ziehen dahin,
machen Sinn,
wo zuvor,
keiner war.
Sie erfassen,
das Herz,
nehmen Glück,
nehmen Schmerz. 

Übrig bleibt. Nichts. 
Als Verstehen. 


Pat - 22.05.2016, 10:54h 

Tags: Gedicht, Gedanken, Wolken 

Sonntag, 15. Mai 2016

In der Stille des Morgens [Kurzgeschichte]


In der Stille des Morgens 


Ich liebte es nun in der Stille des zarten Morgens zu schweben. Die klare Luft einzusaugen und mich über das gute saubere Gefühl dabei zu freuen. Ich liebte nun die Stille und die Ruhe, die Momente bevor die Welt um mich erwachte und lärmend in Raserei verfiel. 

Wo ich zuvor lange Zeit meinen Blick abgewandt hatte, suchte ich ihn nun. Ich wollte wieder sehen, ich wollte alles Das um mich herum still aufsaugen und das Lebendige wieder in seiner reinsten Form einatmen. 

So stand ich des Morgens bewundernd und berührt an der großen Glastür und sah hinaus in mein kleines Paradies. 

Ich beobachte das hüpfende und dabei um sich herum sichernde Amselmännchen mit dem leuchtend gelben Schnabel auf seiner Futtersuche; ich sah die beiden Kohlmeisen, die am Boden nach den kleinen Samenkörnern der Gräser pickten und zwischendrin, beim balgen um die besseren Futterplätze, ihre Flugkünste darboten. Sie präsentierten sich im Flug auf eine verspielte und anmutige Weise, die voll von angenehmer Leichtigkeit war und dies war einer der Gründe, warum ich ihnen so gerne zusah, wenn sie auftauchten und sich wirbelnden Artisten gleich in kleinen Schwärmen im Flug aus dem Nistbaum stürzten. 

Als nächstes beobachtete ich unseren Kater, der schnellen Fußes unserem Garten in Richtung eines seiner Mie-Orte zustrebte. 

Mie-Orte sind Plätze, an denen er sich sicher und safe fühlt. Zumeist sind sie etwas weiter oben gelegen, auf einem Tisch beispielsweise oder einem Fenstersims, nahe der Hauswand. Die meisten von Ihnen werden den Begriff "Mie" wohl noch von früher aus Kinderspielen kennen. Mie war immer der Ort an dem einen niemand mehr anticken oder abzählen durfte. 

Es machte mich lächeln zu beobachten, wie unser Kater ganz selbstverständlich seiner Sicherheitszone zustrebte und ich fragte mich sinnend, was wohl hinter seinem schlanken Fuß stecken möge.

Also wandte ich meinen Kopf nach links und blickte suchend aus der leicht offenen Glastür heraus, und - 

- ja, da sah ich den Verursacher dieser Flucht auch schon und schmunzelte. Nicht weit entfernt von meinem point of view stand eine "Katze". Verstehen Sie dies bitte nur als geschlechtsneutrale Artbezeichnung, denn das tatsächliche Geschlecht dieses Katzenwesens blieb mir bislang verborgen. In einem anmutig wirkendem schwarzbraunem Pelz, der dezent in der Morgensonne glänzte und schimmerte, stand sie da in der Morgenluft des frühen Tages. 

"Ein Rivale oder eine genervte Herzensdame", fasste ich die Situation für mich zusammen. 

Unterdessen saß unser Kater schon auf dem Gartentisch, einem der Mie-Orte an dem er sich nahezu absolut sicher fühlte. 

Von hier aus konnte er die schwarzbraune Schönheit mit dem glänzenden Fell gut sehen und würde sie es wagen sich ihm tatsächlich weiter zu nähern, dann wären nur zwei kurze Sprünge nötig, um auf die Fensterbank zu gelangen. Dorthin hatte ihn in all den Jahren (und das waren nun schon einige, denn er war ein Kater in den besten Jahren) nur ein einziges Mal ein Kater zu verfolgen gewagt. 

Das war der damalige "Platzhirsch" unter den hiesigen Katern gewesen; ein sehr mutiger und dominanter Katertypus, der ihm damals nicht nur auf das äußere Fensterbrett nachkam, sondern ihm dort noch als Dreingabe seines 'Besuches' eine dampfende und sehr persönliche Botschaft hinterlassen hatte. 

Währenddessen hatte unser Kater bereits mit einem weiteren Sprung sein Haupt-Mie, unsere Wohnung, anvisiert und beobachtete dieses Geschehen nun; wütend mit einem Blick, oben vom Fenster herunter, auf dem er damals balancierend hockte. Er ließ dabei den aufdringlichen fremden Kater nicht aus den Augen und knurrte ihn wütend an. 

Die meisten Katzen gaben stets schon VOR dem Garten auf und nur wenige trauten sich überhaupt IN den Garten. Er durfte sich also, was die schwarzbraune "Katze" anbelangte, entspannt fühlen, denn er war hier sicher und er wußte das, aus der damaligen Erfahrung mit dem "Platzhirsch". 

Die schwarzbraune Schönheit hatte inzwischen eine Art Aktionspause eingelegt und ich nehme an, das sie erstmal vorsichtig die Lage peilen wollte, bevor sie sich für die weitere Vorgehensweise entschied. Sie saß nun dort, wo sie eben noch stand, in abwartender und überlegender Haltung und dann aber trollte sie sich entschlossen in die entgegengesetzte Richtung von dannen. Damit war der "Katzen-Krimi" also jetzt beendet und ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder weg von der Beobachtung der Katzen. 

Mein Blick erfasste erneut das wunderbare und vor Leben strotzende Frühlingsgrün, das sich vor meinen Augen in Gestalt von Gräsern, Büschen und Bäumen ausbreitete. Dieser Ausblick, den ich inzwischen so sehr lieb gewonnen und in mein Herz geschlossen hatte. Wenn man in sich selbst versank und inmitten dieses Grüns stand.. ja, dann konnte man denken, das man in einem kleinen, sehr kleinen Wald stand. Ich zog die klare und regenfrische Luft tief durch die Nase in die Lunge und - atmete Wald durch die leicht geöffnete Glastüre. 

Noch einmal schweifte mein Blick zärtlich über die Natur, die dort draußen ausgebreitet vor meinen Augen lag. Meine Aufmerksamkeit streifte die Morgenszenerie kurz ein letztes Mal, als ob ich Abschied nähme von dem Anblick. Und das tat ich wohl auch, für den Moment. 

Dann richtete ich meinen Blick zurück in den Tag und in das Hier und Jetzt und machte mich lächelnd und beschwingt an die Zubereitung des Morgenkaffees. 

Ich liebte es nun in der zarten Stille des Morgens zu schweben. 


- Ende - 


Pat - 15.05.2016, 10:50h 

Tags: Stille, morgens, Kurzgeschichte, Geschichte, Sie 

Hurra, der Hut ist weg! [Depression]



Hurra, der "Hut" ist weg!


(Aus der Reihe: Die Depression und Ich • Ich und die Depression, Teil 4/Hurra, der Hut ist weg!) 

Noch vor wenigen Monaten litt ich unter dem Gefühl, einen kribbelnden "Dauerhut" auf dem Kopf und partiell im Kopf mir mir herum zu tragen, der das Denken zur Glückssache machte. 

Im Bereich des Vorderhirns und der Schläfen war das Gefühl am intensivsten und die Gedanken verwirrten und verirrten sich in diesen Tagen oft fast wie von Zauberhand, es herrschte Chaos im Hirn und dann war das Durcheinander komplett. 

Ich habe mir ein ums andere Mal die Frage gestellt, warum ich wohl diesen leidigen Hut zu tragen hatte. 

Vielleicht lag es an den Antidepressiva, die ich jahrelang regelmäßig gegen die Depression verschrieben bekommen und genommen hatte. In der Hoffnung (sie ist es, die zuletzt stirbt) und oft voller Zweifel, ob die Pillen mir denn wirklich helfen könnten oder würden, nahm ich sie eine ganze Weile. 

Vielleicht lag es auch an den Schmerzmedis, die ich (ebenfalls, immer mal und oft auch über Jahre) von Ärzten verschrieben bekam und die ich gegen den chronischen Schmerz einnahm, das ich diesen kribbelnden Hut aufhatte? Hm. 

Auch das war eine Möglichkeit, die ich in Betracht ziehen musste. Eine weitere, dritte Möglichkeit, war meine These, das ich vielleicht einfach schon zuviele schlimme Erlebnisse in meinem Leben hinter mir hatte und das doch sicher kein Mensch all dieses Leiden völlig unbeschadet überstehen könne. Und das ich wohl deshalb 'diese Probleme' hätte. 

Nun gut, okay..  besonders unlogisch klang diese letzte Betrachtungsweise für mich nun auch nicht. Ein weiterer Grund also, sie möglicherweise als zutreffend in Betracht zu ziehen. 

Dieser "Hut" störte mich sehr, weil er mich enorm einschränkte. Denken war damit Glückssache, es gab oft Momente, in der die Konzentration so sehr nachließ, das ich -eben noch etwas gelesen oder gedacht- es wenige Sekunden später bereits wieder vergessen hatte. 

Inzwischen hatte ich vielleicht sogar schon wieder mehrfach nachgesehen, wie das Wort oder der Satz oder die Zahl lauteten, das, der oder die mir gerade nicht wieder einfallen wollte. Und dann (Sie ahnen es sicher..), war das Wissen in 2-3 Sekunden schon wieder im Nirvana des Begrifflichen verschwunden und somit hatte sich wieder mal eine Information in Rauch aufgelöst. Großartig! Nicht. 

Eine normale Kommunikation war so kaum noch (eventuell mit viel Mühe, aber oft auch garnicht) möglich. An Diskussionen konnte ich mich erst recht kaum noch beteiligen, weil mein Ansinnen mit dieser Form der "Verwirrtheit" geradezu unmöglich durchzuführen zu sein schien und auch das Schreiben gestaltete sich mit diesem Hindernis schwer und schwerer, immer wieder ging der rote Faden verloren; ich eierte, hing in Schleifen fest und konnte dann nicht mehr logisch und/oder schlüssig formulieren. Und die oft erlebte und freudig empfundene Eloquenz beim Schreiben, oder wenn ein Text sich danach beim lesen einfach nur toll und 'rund' anfühlte.. sie war fast gänzlich abhanden gekommen und 'zum Teufel', wie man umgangssprachlich so sagt. 

Die Texte gerieten zu Gehirnbrei, die ich niemanden mehr zumuten wollte und konnte. Und auch das Schreiben an sich war eine Qual. Die Texte klangen oft hart, abgehackt und/oder sperrig und oft verlor ich mich in den Denkschleifen, was meine Texte dann entsprechend widerspiegelten. Die daraus resultierende gefühlte 'Sprachlosigkeit' war angsteinflößend und erschreckend. 

Wenn einem das Schreiben innerer Antrieb ist und einem normalerweise dabei hilft den Dingen auf die Spur zu kommen, weil man dergestalt seine Gedanken niederlegen, sortieren, analysieren und reflektieren kann, so ist dieser Brei im Hirn eine denkbar ungünstige Situation für einen. Der eigenen Außenstimme beraubt, gerät man mehr und mehr ins Schweigen. 

Rückblickend war es vielleicht (neben dem Umstand, dass ich inzwischen nur noch sehr sparsam und auch nur noch sporadisch Medikamente nehme) genau dieses Schweigen und die Begegnung mit einem besonderen Menschen, der mein Denken, beziehungsweise meinen mit den Jahren starr gewordenen und engen Fokus, mit seinen weisen Worten und seiner offenen Art behutsam zu weiten half; was dann dazu führte, dass nun dieser Hut (von mir unerwartet) nach Jahren des Tragens, endlich wieder verschwand und ich dies gerade erstaunt und sehr glücklich feststellten durfte. 

Rückblickend weiß ich nur eine (logische) Erklärung dafür: 

Es war der 'böse Stress', der altbekannte Jeck, der mir diesen Hut aufsetzte. (Also gewissermaßen ich selbst.) Schwerer, psychisch erlebter (und dadurch auch physisch erlebter) Stress, der zuletzt zu hohem Blutdruck und anderen unschönen 'Dingen' führte. Ich war damals voller (oft auch schlimmer) Gedanken und sie wirbelten nur so durch meinen Kopf und so war der innere Leidensdruck entsprechend hoch.

Mein Kopf war oft ein einziges und manchmal sehr lautes Chaos. Wie hatte ich das nur so lange aushalten können, frage ich mich unwillkürlich, während ich diese Sätze niederschreibe und daran denke, das ich diesen Hut jahrelang trug, mal selten und unauffällig, dann wieder lange Zeit sehr oft und sehr intensiv. Allgemein betrachtet war der Hut in dieser Zeit immer im Hintergrund der eigenen Wahrnehmung spürbar. 

Als ich dann achtsam(er) mit mir und meiner Umwelt wurde und begann öfter mal zu schweigen und nicht mehr zu allem und jedem eine Meinung zu haben (oder gefühlt haben zu 'müssen'), und mich auch nicht länger mit anderen Menschen verglich und beschloss, im Gegenzug auch auf Bewertungen zu und über meine Person (und allgemein bei Menschen auf Bewertung) zu verzichten, legte sich der Druck und die Stille und ein Gefühl von Ruhe und Gelassenheit entstanden langsam wieder in mir. Seitdem ist der Hut weg und das Denken und Schreiben macht wieder Freude und entwickelt sich zu meiner Zufriedenheit. 

Ich bin sehr dankbar dafür, das ich nun weiß, das man 'alte Hüte' tatsächlich auch wieder loswerden kann, auch wenn es lange nicht so scheint. 

Aber was ist schon immer so, wie es scheint? 


- Ende -


Pat - 24.03.2016, 04:15h 


Zu diesem Text: 

Er entstand im im direkten Anschluß nach Veröffentlichung dieses Textes: Mrs.Levia [Blog]: Das Hamsterrad 

(Aus der Reihe: Ich und die Depression • Die Depression und Ich - Teil 3/Hamsterrad) 


und wurde am 15.05.2016 veröffentlicht. 

Tags: Depression, IchunddieDepression, Stress, Rückschau, Freude, Dankbarkeit, nachgereicht