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Dienstag, 31. Januar 2017

Gleichmut [Ausspruch]

Gleichmut



Gleichen Mutes bedeutet nicht gleichgültig oder mutlos zu sein.
Gleichen Mutes heißt:
jeden Tag seinen Weg mit gleichem Mut zu gehen,
Tag um Tag,
zuversichtlich und doch auch gewahr der Schrecken,
die da kommen mögen,
auf dem Weg ins Licht.








Pat - 21.11.2016
          01:09h 

Tags: Spruch, Ausspruch, Gleichmut, achtsam 

Montag, 30. Januar 2017

Wenn aus Wahrheit [Gedicht]




Wenn aus Wahrheit

ein zuviel
an gesagter Wahrheit wird
weil du mehr sagtest,
als der andere es vertrug,
dann, ja, dann
ist an einer Grenze
man angelangt,
und man schweiget besser stille
denn es gibt einen Wille
den man besser nicht übertrete
weil er sonst vielleicht bräche
knackend entzwei in Teile
wie ein Zweig
die in Windeseile
sich dann zerstreuen  
und so achte diese Grenze
und lasse dem Menschen seine Zeit, 
bis er von selbst sie fände
die eigne Wahrheit. 


Pat - 24.11.2016 

Tags: Gedicht, Reim, Gedankenwelt, Achtsamkeit, Wille, Gewalt, gegenGewalt, Grenzüberschreitung, Psyche 

Samstag, 28. Januar 2017

im Wortrausch [Gedicht]


im Wortrausch




sich an Worten berauschen
beim still nach innen lauschen
Worte, die betören
Worte. die zerstören
Worte - die Brücken bauen
um ins morgen zu schauen



Pat - 29.01.2017
          18:10h

Tags: Gedicht, Reim

in eigener Sache

📢 in eigener Sache 
Versuch einer Zusammenfassung von Trauma und Analyse:

Traumaüberwindung
Rückführung ins Ich
Aufarbeitung


Ich habe gestern spontan das über Mich dieses Blogs überarbeitet und dabei alles auf den Tisch gelegt, was es noch soweit auf den Tisch zu legen galt. Ich will und werde mich nicht länger für mein bisheriges Leben schämen und ich werde auch nicht mehr in den daraus resultierenden Schuldgefühlen ertrinken, denn ich muss das nun nicht länger. Ich muss mich nicht länger auf diese Emotionen einlassen.

Ich habe erkannt. Und ich habe verstanden.

[  ] Irgendwann war es einfach soweit. Den Moment, in dem es in mir vernehmlich und laut hörbar *Klick* machte, hielt ich damals auf Twitter fest:

Und plötzlich klärt sich nahezu alles auf u alles passt. Alle Fragen sind beantwortet und das verändert absolut alles. Wow!
#Seelenzustände (@JustMe_HH) 10. Oktober 2016

Ich hatte ein Gespräch via DM geführt und ich weiß nicht mehr warum, aber wir schrieben so und irgendwann schrieb mein Gegenüber etwas über die Schrecken der Suchtgesellschaft und die Tücken der Konsumgesellschaft und plötzlich ratterte es nur so in meinem Kopf, ohne Unterlass, bestimmt eine halbe Stunde lang. Klick, klick, klick, klick, klick... es wollte und wollte nicht enden. Lange 30 Minuten und es war der reine (positive) Wahnsinn. Meist ist es nach zwei, drei, vier Klicks vorbei, aber diesmal nicht. Klick, klick, klick, klick... Es müssen hunderte Klicks gewesen sein. Zumindest fühlte es sich so an.

So lang und intensiv hatte ich es noch nie. Ich rief bestimmt an die 1000 mal innerlich sowas wie "alter Schwede!" und "Holy Shit!" und "das kann ja wohl nicht wahr sein!" und dergleichen mehr, ich war ziemlich aus dem Häuschen. ;-)

Ich wurde förmlich überrollt und mitgerissen von einer gigantischen Welle der Erkenntnis, das ich an nichts, an überhaupt g a r  nichts von dem, was mir je zustieß je Schuld gewesen war. Nicht für eine Sekunde!

Ich weiß nicht ob sie sich vorstellen können, was das mit einem macht. Diese bahnbrechende Erkenntnis zu haben. Ein Leben lang fand man sich überhäuft mit Vorurteilen und Schuldgefühlen, war schuldig gemacht worden für Dinge, zu denen andere die Wurzeln gesäät und gelegt hatten, schon vor langer langer Zei. Und immer wieder war man deshalb verurteilt, schuldig gesprochen und abgewertet worden. Und dann kam die Erkenntnis:

Sie, meine Adoptivmutter, hatte auch eine innerliche Wunde. Sie litt unter ihrer Kinderlosigkeit und unter dem Stigma des kein leibliches Kind empfangen und gebären zu können. Und so kompensierte sie ihre Wunde mit mir, ihrem Adoptivkind, und brachte auf diese Weise mir eine Wunde ein. Brachte mir ihre Wunde bei, indem sie sie auf mich übertrug und mich dafür bluten ließ, dass sie nicht so funktionieren konnte, wie sie es sich gewünscht hatte und wie man es allgemeingesellschaftlich betrachtet von ihr erwartete. Und da ich in einer Arbeiterfamilie aufwuchs waren leider auch die Bildungsressourcen nicht so ausgelegt, dass sie von allein drauf kommen und ihre Wunde ohne externe fachliche Hilfe hätte bewältigen können. Mal abgesehen von der emotionalen Stabilität die ihr wundenverursacht ebenfalls fehlte. Und so ging alles seinen Gang. Und ich bin froh, dass es raus ist und das ich es nun so zusammentragen konnte. Nach Jahrzehnten des Leids, verzweifelns und Nichtverstehens.

Und aus diesem Grund bauten sich bei ihr wohl auch diese Emotionen auf, die sie dann auf mich fokussierte und unter denen ich krass zu leiden hatte. Wut, Enttäuschung iS einer endenden Täuschung, Verlustgefühle, Verlustängste, Gefühle des Scheitern, dass Gefühl der eigenen Wertlosigkeit in einer weiblichen Kernkompetenz, Angst und was da wohl noch alles in ihr am wirken war.

ICH hätte ihre Heilung sein sollen, ich hätte ihr die Heilung bringen sollen, dass war der ursprüngliche Plan hinter der Sache mit meiner Adoption.

Doch wir waren uns unerwartet fremd [geblieben], es gab keine [postitive] emotionale Bindung zwischen uns. Ich verstand sie nicht, wie konnte ich denn auch, ich war ein kleines Kind. Und sie verstand mich auch nicht und doch war sie die Erwachsene in diesem irren Teufelsspiel zwischen uns beiden. Sie hätte das alles so nie zulassen dürfen. Ich schrieb es gestern so ähnlich auch im Über mich:

ihre Wut und ihre Enttäuschung darüber, dass es mit mir nicht so war und nicht so wurde wie sie es sich vorgestellt hatte muß grenzenlos gewesen sein.

Und so habe ich gelernt, dass jede/r eine Wunde mit sich herumträgt. Eine, die ihn innen drin ganz tief schmerzt und enorm leiden macht, bis man diese Wunde als Wunde begreift und anerkennt dass sie da ist und sie dann reinigt, verbindet und zart darüber streichelnd zum heilen bringt, mithilfe der Zeit.

Das hat sie wohl nie getan oder auch nicht gekonnt. Was bis heute für mich im dunkeln liegt ist die Antwort auf die Frage danach, woher das kam, ihre Kinderlosigkeit. War sie angeboren, durch eine Krankheit verursacht oder durch etwas ganz anderes?

Was war geschehen, damals? Meine Mutter wurde Anfang der Dreißiger geboren, in schwierige und unruhige Zeiten. Und so vermag ich mir nicht genau vorzustellen was ihr wohl zustieß und was oder wer ihr diese alles überstrahlende Wunde zufügte.

Was sie mir antat kann nicht entschuldigt werden. Es ist unentschuldbar. [unendlich unentschuldbar]

Aber ich stelle mir jetzt natürlich Fragen die ich mir früher aus meinem großen Schmerz heraus nicht stellen konnte.

Was war ihr damals nur zugestoßen? Wer oder durch was wurde ihr diese innere Wunde wohl zugefügt? Ich weiß es nicht. Es liegt im Dunkel. Ich denke dass meine Oma dabei eine Rolle spielte. Und die Umstände. Ich vermute, dass damals etwas schreckliches mit meiner Adoptivmutter geschah, als sie noch sehr jung war. Ich fühle dass sie in der Pubertät war, als ihr "das" geschah. Ich erinnere mich wieder an Bemerkungen meiner Oma die darauf hindeuten könnten, dass damals etwas furchtbares geschah. 

Dass auch ihr etwas zustieß (was auch immer das war bleibt wohl verborgen) kann und darf keinesfalls eine Entschuldigung für sie und ihre Taten sein. Doch ist es eine Erklärung. Und es ist darüber hinaus ein Beispiel dafür was geschieht, wenn wir jemandem eine Wunde zufügen und was das dann im weiteren Geschehen mit demjenigen macht, dem wir eine Wunde zufügten.

Der ursprüngliche Täter wird durch das eigene Verstehen und Begreifen ein Stück weit zum Opfer und das Opfer ist vielleicht später einmal ein Täter, weil es dereinst zu einem Opfer gemacht wurde .. absichtlich oder unabsichtlich.

Und so setzt es sich unendlich fort, dass Rad des Karma, wenn man dem nicht sich selbst bewußt Einhalt gebietet, sich Hilfe holt und aussteigt aus diesem irren Kreis der Wiederholung. Eigentlich ziemlich traurig, wenn man darüber nachdenkt wie banal das im Prinzip alles ist oder in meinem Fall war. Es ist letztlich eine simple Abfolge von menschgemachten Dingen, von Emotionen, von Messern und Wunden, die sich wie von selbst, ja sogar, wie aus sich selbst heraus, weitervererben. Man könnte so fühlen und man könnte so denken und es so sehen, doch möchte ich eigentlich nicht an zerstörerische Urkräfte glauben, die rein und ohne unser mindestes Zutun in uns wirken. Und so erkenne und sehe ich meinen Part in dieser ganzen Sache, wie ich den meiner beiden Mütter an diesem meinen und nun endlich beendeten Dilemma sehe, und erkenne meine Veranwortung in dieser Sache [an].

Ich bin ausgestiegen. Ich werde mein Trauma und meine Probleme nicht [länger] an meine Tochter und die nächsten Generationen weitergeben. Es hat genug Leid gegeben. In meiner Adoptivfamilie, bei meiner leiblichen Mutter, bei mir und meinen Kindern. Hier, an dieser Stelle wird es enden. Ich fühle mich wesentlich erleichtert. Es ist vorbei! Winke-winke Adoptionstrauma... Ich mach drei xxx Endlich bin ich damit durch!


Erkenntnisverarbeitung braucht Zeit und so war ich in den vergangenen Monaten überwiegend ruhig nach außen hin und schrieb wenig auf Twitter. Ich weilte meist im Off und ich wartete auf etwas. Worauf genau wußte ich selbst nicht. Inzwischen weiß ich es, inzwischen habe ich auch das verstanden und gelernt.

Rilke schrieb mal etwas schönes das mir oft geholfen hat damit zu leben, dass manch Frage in meinem Leben noch nicht beantwortet worden war und es doch aber so sehr dringend sein wollte:


"Geduld
Und ich möchte dich,
so gut ich kann bitten,
Geduld zu haben gegen alles Ungelöste
in deinem Herzen,
und zu verstehen.
Die Fragen selbst liebzuhaben
wie verschlossene Stuben
und wie Bücher, die in einer fremden Sprache
geschrieben sind.
Forsche jetzt nicht nach Antworten,
die dir nicht gegeben werden können,
weil du sie nicht leben könntest.
Und es handelt sich darum,
alles zu leben.
Vielleicht lebst du dann
allmählich – ohne es zu merken –
eines fernen Tages in die Antwort hinein."

Also übte ich mich in Geduld und Gelassenheit und ließ den Dingen ihren Lauf und gab mir Zeit. Die Zeit, die mein Inneres benötigte, um umfassend zu verstehen.

Denn ich mußte das Erlebte erst verarbeiten, ich mußte das erlangte Wissen aus diesem "Trigger" in die tiefen Weiten meiner inneren Welt sickern lassen, es von innen heraus greifen und verstehen, es musste arbeiten in mir, um zu reifen und zu einem [weiteren] Schritt in der eigenen Entwicklung zu werden. Und zwar zu einem gigantischen Schritt in eine ganz neue Dimension.

Ein Schritt von dem ich mir immer gewünscht hatte, dass ich ihn einst würde tun können. Der entscheidende Schritt der mich endgültig heraus katapultieren würde aus der Welt des ewigen Dunkel, des allumfassenden Leids, der Scham und der Schuld. Zurück zu meiner Würde und zurück ins hier und jetzt.


Mir ist selbst grad etwas schwindelig während ich diese Zeilen schreibe. Ich hatte es mir nicht so vorgestellt. Ich hatte es mir immer etwas anders vorgestellt. Ich dachte ich würde die Entschuldigung meiner Mutter und die Anerkennung ihrer Schuld und ihre Einsicht brauchen, um meinen inneren Frieden zu finden. Ich hatte auf eine Art Abrechnung hingearbeitet, all die Jahrzehnte. Und dann sollte es plötzlich nicht mehr so sein. Dann war plötzlich auf einmal alles anders.


Und ich erkannte,
das aufgelöst wird
durch verstehen und
ausfällt durch verzeihen.

me/28.10.2016

Ich goß diese Worte damals in einen Tweet, um den Moment festzuhalten:


Ein halbes Leben auf eine Abrechnung zusteuern.Um zu erkennen, das durch Verstehen aufgelöst wird, ausfällt durch verzeihen. #Seelenzustände (@JustMe_HH) 28. Oktober 2016


Und so setzen sich unablässig Dinge in Gang und ich schreite in meiner Entwicklung voran und setzte mich gestern dann spontan auf den Hintern, um das Über Mich dieses Blogs zu überarbeiten (im Prinzip auch eine Folge des letzten Eintrages namens "es rattert wieder" von vor 4 Tagen) und bin nun dabei wieder einen Teil meiner Geschichte in die Welt hinauszulassen. Zur Befreiung und um ein Beispiel zu geben wie es sein kann im Leben.

Dass ich diese Zeilen und die Überarbeitung des Über Mich unter dem Neumond schreibe der heute am 28.01.2017 um exakt 01:07:11 Uhr (am Ende der dunklen Stunde) begann, gibt diesen Tagen, die für mich bereits seit vergangenen Montag einen spürbar außerordentlichen Verlauf nehmen, etwas ganz besonderes und magisches. Eine besondere Note.

An einem solchen Tag zu sterben und neu geboren zu werden ist sehr symbolträchtig und scheint mir passend zu der besonderen Situation zu sein.

Und so weiß ich nun, wie es sich anfühlt wenn ein Stern geboren wird, wie ich ebenso weiß, wie es ist, wenn ein Tsunami über einen hereinbricht und alles nicht mehr gebrauchte und überalterte mit sich hinwegfegt und im Gepäck die Erneuerung mitbringt.


Schließen möchte ich den heutigen Eintrag mit einem Gedicht:


In jedem Winter
steckt ein zitternder Frühling,
und hinter dem Schleier jeder Nacht
verbirgt sich ein lächelnder Morgen.

Khalil Gibran


Und nun entschuldigen sie mich bitte, ich muss jetzt erstmal ein bischen weinen gehen gehen, vor Freude und Glücksgefühl.
29.01.17: Mama, I'm done with you. I am now able to forgive you and let go. Once you will step in front of your personal judge and it will be up to them, it will be in their work to judge about you, to decide what to do and what to say about all the things you did to me. From now on, its no longer up to me, cause I am now free of you!

Ich sage meinen Dank, so sei es. Amen.


Pat - 28.01.2017
         12:59h
        29.01.2017, 17:33h
        überarbeitet und erweitert
        27.11.2022
        Fehlerkorrekturen


Tags: Tagebucheintrag, spontan, Erkenntnis, Befreiung, frei, frei_sein, frei_werden, Schuld, Scham, Leid, Rilke, Info, Trauma, Traumaüberwindung, Adoption, Mutter, AMutter

Dienstag, 24. Januar 2017

es rattert wieder

Es rattert wieder

[eine in Zeilen gegossene Vorstufe einer nachfolgenden Eruption und "ich darf so sein, wie ich bin"]

In mir rattert es wieder. Der gestrige Abend auf Twitter hat einiges ausgelöst.

Borderline, PTBS, rezidivierende Depression, passives Burnout, bipolare Depression, generalisierte Angststörung, etc.pp.

Es hat sich mit den Jahren einiges bei mir angesammelt an "Beschädigungen" oder "Funktionsstörungen" oder wie auch immer "man" "sowas" für sich bezeichnen möchte. Manches hat sich auch schon wieder gegeben oder gebessert. aber einiges bleibt immer, nichts geht spurlos an einem vorüber.

Ein Problem oder eine der Auswirkungen von den gerade aufgezählten Einschränkungen, sind bei mir die Konzentrationsstörungen und tendenziell latent hervorstechende Verwirrtheit meinerseits in Bezug auf komplexe(re)n Kontext. Oft in Gesprächen oder Diskussionen/Debatten.

Das knockt mich dann meist ziemlich aus und kann dazu führen, das die Kommunikation mit mir situativ etwas "schräg" oder anstrengend werden kann. Das wurde mir soeben nochmal sehr deutlich. 

[*Ich riss das Thema schonmal an, im Blogeintrag: "Hurra, der Hut ist weg!"
Damals ein Versuch der Einordnung und des Verstehens und der Bewußtwerdung dieses "Problems".]

Ich habe gelernt das ich manchmal irre tolle Hochs habe. Weil sich etwas gelöst hat, weil Ballast abfällt oder abfiel, oder/und weil ich hochsensibel bin und daher Dinge oft sehr stark empfinde. 

Manchmal rattert es nur so in mir, dann fügt sich eins ins andere und augenscheinlich nicht gekannte Zahnräder greifen [wieder] in einander und der innere Turbo läuft nur so. 

Unfassbar, wie leistungsfähig ich währenddessen (in der Begleiterscheinung) manchmal bin. Als wären die Vernetzungsadern des Gehirns wieder freigepustet und die verschiedenen Impulse rasen nur so durch das Gehirn und die Synapsen. Zumindest fühlt es sich so an und ich denke, das es auch so in der Art "ist" in diesen Stunden oder Tagen. 

Es ist extrem schwer davon wieder runter zu kommen, mich zu ent-turbousieren.

Schach hilft mir dabei, lerne ich gerade.

Ich habe eben nach Twitter noch einige Partien gegen meine Schachapp absolviert, die waren einfach wunderbar. 

Könnte ich doch nur in "normaler Stimmung/Verfassung" auch so gut, schnell und logisch denken, dachte ich vorhin. 

DAS wärs, aber sowas von! *lacht*

Leider ist das ehr weniger zu erwarten. Es ist krankheitsbedingt inzwischen ehr nicht davon auszugehen, das diese Art der Leistungsfähigkeit spontan wieder abrufbar sein wird und auf Dauer bleibt, dafür ist mir dann wohl doch ein Quentchen "zuviel" an schlimmen Dingen zugestoßen, was nachweislich seine Spuren (siehe obige Aufzählung) an/in mir hinterließ.

So sind die Dinge eben einfach manchmal. 

Oh, wenn ich könnte, wie ich wollte...

Ich würds nochmal voll darauf ankommen lassen! Vom Fachabi aufs Abi upgraden und studieren gehen. 

Philosophie, Psychologie oder Soziologie.. Solche Bereiche würden mich schon sehr reizen! ;) Oder vielleicht Politikwissenschaften? Ebenfalls sehr reizvoll. Würde ich nachschauen, was man noch alles studieren kann, was in diese Richtung geht, gäbs wahrscheinlich soviel an Auswahl, das ich als HSP mich erstmal ziemlich erschlagen fühlen könnte oder würde.

Dafür müsste ich mich dann zwar extrem(st) auf den Hintern setzen und büffeln, wenn ich es so täte und es mit Abi und Studium versuchen würde, aber es wär drin!
[Behaupte ich an dieser Stelle einfach mal.] 

WENN ich..
[Achtung, jetzt kommt das Zauberwort..]


LEISTUNGSFÄHIG wäre..


und zwar spontan und situativ zuverlässig abrufbar


Und das bin ich [nicht] mehr. Da liegt die Crux.


[An dieser Stelle tut sich mir erneut eine klaffende Lücke in Bezug auf eine mögliche (realisierbare) erwerbslohnende und würdevolle Betätigung in der Zukunft auf. DAS schaff ich heut (jetzt) aber nicht mehr, kann das nur als Thema für später anreißen und werde es dann irgendwann wieder aufgreifen und beleuchten.] 

Nunja, das ist wirklich schade.
(back to topic)

Kein Scheiß, ich meine das genau so, denn es ist verflixt schade..

Schade, dass es nicht mehr so ist, schade das ich das so nicht mehr hinbekomme und nicht mehr so leisten kann und seit einiger Zeit immer vergesslicher werde. Aber diese Umstände sind wohl von mir hinzunehmen und situativ bedingt anzuerkennen. Frei von etwaiger Scham oder früheren Schuldgefühlen. Es ist wie es ist. 

Und ein kleines Türchen hat sich am Ende meiner Überlegungen/Eindrücke doch aber auch wieder für mich ein Stückchen mehr geöffnet. 

Ich stellte [erneut] fest, das unglaublich viel Stress von mir abfällt, weil ich inzwischen

1. bestimmten selbstgewählten Regeln [Leitlinien] folge und

2. dass das loslassen von altem Ballast und alten Problemen mich unwahrscheinlich stark beflügelt und befreit und damit das denken zumindest wieder etwas verbessert und entkrampft. Und wenn es auch nur temporär und nicht immer abrufbar ist. Egal. 

Ich finde das Gefühl wunderbar und geniesse es wenigstens ab und zu wieder die alte Patricia in mir zu spüren, die, die ich einst vor langer Zeit mal war. Noch nicht so "durch" und eingeschränkt wie heute, durch diverse Macken und Schranken. 

[Ach kommen sie! Das wird man doch wohl nochmal über sich sagen oder schreiben dürfen! :-p *Achtung, Sarkasmus* ;-) ] 

Und damals, als ich noch die "alte Patricia" war, da war ich auch körperlich noch erheblich belastbarer als in diesen Tagen/Wochen/Monaten. 

Aber immerhin. Es macht mir Mut, ich genieße, das es "sie", die belastbare und leistungsfähige Pat trotz allem noch in mir gibt. Irgendwo, gut getarnt, aber da. Ab und zu taucht sie kurz auf. 

So nehme ich einiges mit aus dem gestrigen Abend und freue mich über seinen unerwarteten Verlauf zum Ende hin. 

Ich Wahnsinnige habe diese Zeilen nun noch ins Handy getippselt (um 5:59h, stöhn!), aber das musste so.

Morgen früh (heute früh) nach dem aufstehen wäre es zu spät gewesen und die Gedanken an all dies längst weg. Eindeutig viel zu schade, das im Nirvana verschwinden zu lassen, dachte ich Sturkopp mir und setzte spontan zu einem Tagebucheintrag an. Morgen (später irgendwann) werde ich es dann wohl ins Blog stellen, als 1. Eintrag in 2017. 

[Lustig, das der Morgen bei mit immer noch gefühlt NACH dem schlafen und aufstehen beginnt, auch wenn das rein technisch betrachtet am Mittag oder Nachmittag oder am Abend ist. Hihi. Einiges ändert sich eben auch nie, was gut ist. Manch vertrauter Pfad ist ausgetreten, aber dadurch eben auch beruhigend.]

Lustigerweise scheint dieser scheinbar zufällige Umstand, das dies mein datumsbasierter "Erstjahres-Blogeintrag" wird, irgendwie auch seiner textualen Bedeutung für mich zu entsprechen und angemessen und passend zu sein. 

Falls sich der Text nicht doch noch im nachhinein als "zu wirr" herausstellt oder anfühlt und ich die geplante Veröffentlichung doch noch umgehe. o.O 

Ich hoffe nicht, das es so sein wird. ;) 

Hasta la vista (oder so) und nun gute Nacht! (Oder ehr guten Morgen. :D) 

Pat - 24.01.2017, 06:05h 



P.S.: 

Eins noch: ich lerne auch gerade, das ich sein darf, wie ich bin. Und wenn das, wie ich bin, manchmal auch befremdlich oder "drüber" auf andere wirken mag: ich DARF so sein. Weil jeder sein darf, wie er tief innen drin ist. 

Gibt da natürlich gewisse Spielregeln an die man sich halten muss (niemandem schaden, nicht bewußt verletzen etc. pp.), aber wann ist schonmal was komplett ohne Einschränkung zu haben? *lacht* 

DAS wär mir so nur von der bedingungslosen Liebe bekannt. 😉

Pat - 24.01.2017, 06:29h


[Sehen sie, DAS ist der innere Turbo.. verflixt schwer da vor der körperlichen Überforderung (zum Beispiel in Form von Migräne oder Erschöpfungssymptomen) wieder herauszukommen. 

Versuche es jetzt erneut und werde obsiegen. Jay! Immer schön das positive befördern.. das negative mit nicht- oder wenig Beachtung behandeln.. ;-) 

Ich schwöre ihnen, das funktioniert bei mir, über die Zeit betrachtet. Wenn man geduldig ist und am Ball bleibt.] 

07:13h - Ende -


edit am 27.01.2017, 14.45h


Tags: spontan,Tagebucheintrag,nachgereicht,Tagebuch


Nachtrag:
Was zusammengehört soll nicht getrennt sein:
dieser Text gehört zu in eigener Sache und ist quasi als eine Verstufe des Textes am 28.01.2017 zu betrachten. Letztlich geht es in beiden Texten um die Verarbeitung von Erkenntnissen in Bezug auf meine Adoptivmutter und die Adoption und alles was mir deswegen so zustieß.. [Verkettung-lineares Reihengeschehen]

Samstag, 31. Dezember 2016

Tschüß 2016, Hallo 2017



Tschüß 2016, Hallo 2017 


Ich machs heut kurz und ohne viele Worte. Zumindest ist das der Plan. ;-) 

Das Jahr 2016 hat uns wohl alle überrascht und gefordert und es ist viel geschehen. Nun ist es fast rum und ein neues Jahr steht vor der Tür. 

Seid gut zu euch, seid gut zu anderen, tragt stets Licht und Liebe im Herzen, und seid die Veränderung, die ihr euch wünscht für diese Welt. 

[Zitat frei nach Ghandi] 

Das ist meine überwiegende Empfindung und Haltung in Bezug auf dieses Jahr. Selten war mir klarer, wie bedeutsam und wichtig diese einfachen Worte sind. Liebe, Menschlichkeit und Nähe, so einfache Dinge und doch so wichtig. 

Ich danke für das, was ich in diesem Jahr erleben und lernen durfte und ich bin neugierig und gespannt, was uns das nächste Jahr bringt. 

Vielleicht bringt es uns ein Stück näher an so etwas großes, wie den Weltfrieden. 

Und vielleicht tragen wir dazu bei, indem wir bei uns und in unserem Umfeld anfangen. Kleinklein wird zu großgroß, so der Gedanke dahinter. 

In unseren Graden (und wahrscheinlich weltweit) ist der Silvestertag ein starkes Datum, eins zu dem man sich Gedanken macht, inne hält, sich neu erdet, neu sortiert und vielleicht dabei auch altes über Bord wirft. Weil es sich nicht mehr gut oder richtig anfühlt. 

Doch, denkt dran, das Jahresbuch 2017 hat 365 unbeschriebene Seiten und wir haben jeden Tag aufs neue wieder die Chance und die Gelegenheit die Seite neu zu schreiben. 

Bitte seid gut zu euch! 

[Ich weiß, ich wiederhole mich. Ich tue das bewußt und ich tue das, weil es mir wichtig ist.] 

Seid nett zu euch, denn wer zu sich selbst gut ist, dem geht es innerlich gut und das führt wiederum dazu, das man zu den anderen auch nett-er ist. Vielleicht nicht immer, aber es erhöht sicherlich die Chance darauf. 

Ich danke für die vielen Menschen und Seelenwelten, die ich durch Twitter kennenlernen und in die ich einen Blick werfen durfte. Vieles daraus hat mein Leben nachhaltig bereichert und Freundschaften entstanden. 

Ich persönlich danke dafür, das ich nach Jahren wieder Kontakt mit meinem Sohn habe. Und ich danke dafür, das ich meine Tochter an meiner Seite haben darf. Ich danke für zwei gesunde Haustiere, die mich seit Jahren begleiten. Ich danke für jedes Fest und jeden Anlass zu dem ich mit euch das Leben feiern darf. Ich bin dankbar, das ich am Leben bin und habe das wieder zu schätzen gelernt. Ich danke dafür, das ich vieles lernen und erkennen durfte. Da war manch ein großer Meilenstein darunter! Danke dafür, danke das ich weitergekommen bin in der Aufarbeitung meiner persönlichen Geschichte und im erlangen von Frieden. 

Ich danke für den blauen Himmel über mir und all die Wesen unter seinem blauen Dach, denn sie bereichern meine Welt. Ich danke auch dafür, das es nach jedem Winter wieder einen Frühling gibt, denn: 


"In jedem Winter

steckt ein zitternder Frühling,
und hinter dem Schleier jeder Nacht
verbirgt sich ein lächelnder Morgen."


Khalil Gibran



Ich danke für das Licht, das ich nun wieder im Herzen trage und für die Liebe unter den Menschen, die es zweifellos auch in dunklen Zeiten gibt. 


Passt auf euch auf, wo auch immer ihr seid. 


Seid nett zueinander und kommt gut rein ins neue Jahr, das Jahr 2017! Ich wünschte euch von Herzen alles Gute und viel Schwung und Kraft für das kommende Jahr. 


Liebe Grüße 



Pat - 31.12.2016

         21:39h


Tags: Jahreswechsel, spontan, Gedanken 


P.S.: 


Ehrlich, für meine Verhältnisse kann man diesen kleinen Spontantext noch "kurz" nennen. *grinsend ab*



Mittwoch, 28. Dezember 2016

Der Wächter [Kurzgeschichte]



Der Wächter 
[Eine Ich-Einheit taucht auf] 

Diese neue Idee, die sie seit kurzem hatte, eine Zeitlang nicht mehr im Ich-Stil zu schreiben, sondern einen Teil der Handlung ins fiktive Geschehen abzugeben, so überlegte sie, war eigentlich ein genialer Pakt mit dem inneren Wächter. Der Kollege, den sie erst kürzlich als bewußte Ich-Einheit in sich wahrgenommen hatte. 

Sie hatte lange überlegt, woran es wohl lag, das sie nie auffallen oder herausragen durfte aus der Masse. Dieses Gefühl in ihr war tief und es beeinflußte nahezu ihre gesamte Kommunikation mit der Umwelt in einer Art Selbstzensur. Manchmal ließ es sie etwas lockerer von der Leine und sie durfte freier handeln. Und manchmal machte der Wächter den Sack zu und verbot sich jede weitere Äußerung zu gefühlt brisanten Themen, zu denen das Ego eigentlich noch eine Menge zu sagen gehabt hätte. 

Meistens wurde das Ego dabei vom Kumpel der Emotionen begleitet, der sein möglichstes tat, um das Ego durchzudrücken, was sie innerlich und oft auch körperlich als anstrengend empfand. Aber dann verweigerte der Wächter diesem Treiben situativ seine Zustimmung und Stille ward, musste werden, während sie sich gleichzeitig unangenehm emotional aufgepusht fühlte. Eine Art innere Zwangsbremsung fand statt. 


"Themawechsel bitte" 

oder

 "vergiß das Thema"

 "Schweige !"

"Fertig aus." 


So in etwa lautete dann immer die knappe innere Anweisung. Nicht wortwörtlich, aber so fühlte sich die Botschaft aus dem Innen an. 

Sie hatte immer nicht recht verstehen können, warum sie derlei "Anweisungen" bekam. 

Sie wußte und sie verstand nicht, was oder wer da "sprach". Deshalb konnte sie das "gesagte" nicht für sich einordnen und damit eben leider auch nicht verstehen. Also machte sie sich oft Vorwürfe deswegen und Worte wie "feige" und "arschlos" kamen ihr in den Sinn, weil sie sich aus ihrer alten Sicht heraus gefühlt "unnötig" um bestimmte Situationen herumdrückte und die Konfrontation mied. 

Dabei war das alles Unsinn. Sie hatte gute Gründe konfrontative Momente zu meiden. Es war ihr innerer Wächter, der sie ausbremste. Der Teil in ihr, der sie vor Unvorsichtigkeiten und Ressourcen übersteigenden "Nicht-Klugheiten" warnte und diese zu verhindern suchte, indem er versuchte, sie von etwas abzuhalten, was er als riskant einstufte. 

Dieser Wächter war eine ihrer Ich-Einheiten und damit ein Teil von ihr. 

Der Wächter handelte immer in der Summe ihrer bisher gemachten Erfahrungen bei Handlungen im und mit dem Außen. 

Er tat das, um sie zu schützen. 

Er zeigte ihr ihre Grenzen auf, vermutlich auch, damit sie sich nicht länger in inhaltsleere Machtkämpfe um alte Positionen verwickelte.

Außerdem wollte er sie damit vor schlechten Emotionen und der Wiederholung von alten Mustern schützen.

Er, der innere Wächter, wollte sie vor Schaden bewahren. Und er tat gut daran, dachte sie. 


Er war auf ihrer Seite, er war eine wertvolle Ressource und er handelte immer auf der Grundlage aller bisher in ihrem Leben gemachten Erfahrungen, hielt sie sich erneut den Kern seiner Bestimmung vor Augen, um es nur ja nicht wieder zu vergessen. 

Denn sowas passierte ihr manchmal mit klugen Gedanken. Eben noch da, waren sie Sekunden später schon wie von Zauberhand verschwunden. Und dann ärgerte sie sich. Also prägte sie sich diese Sätze gut ein, denn sie wollte nichts davon im Treiben der Gedanken verlieren. 

Ja, diese Sätze erklärten ihr eine ganze Menge Dinge. Sie wußte nun, warum sie oft [noch] nicht über etwas sprechen durfte und sie verstand auch, warum der Wächter eine bestimmte Art der Sprache in der Aufarbeitung ihrer Lebenserfahrungen forderte. Es ging dabei um Achtsamkeit, Würde und Respekt. Sich selbst und anderen gegenüber. Also forderte er die Achtsamkeit stellvertretend für sie ein und das war natürlich wichtig, auch in dieser Sache stimmte sie ihm voll zu.  

Er war ziemlich weise, dieser Wächter. Er "wußte" oder ahnte von Problemen und Schwierigkeiten, die ihr Ego oft [noch] gar nicht wahrgenommen und somit auch noch nicht als mögliches Problem erkannt hatte. 

Das war es auch, was daran so schwierig war. Das war es, was es ihr schwierig machte, ihn als Wächter und als einen schützenden Freund zu erkennen und zu verstehen. 

Denn sie wußte nicht, das er es war, sie verstand seine wichtige Aufgabe noch nicht und sie so wußte sie nicht, 
warum er sie zum Schweigen brachte oder sie von Handlungen Abstand nehmen ließ. Und so kam es wieder und wieder dazu, dass sie, durch alte Konditionierung und aus der ihr eigenen Unsicherheit heraus der Bewertungs- und Beurteilungsspirale verfiel, und sich selbst gegenüber immer wieder in alten Mustern von Abwertung und Ausgrenzung handelte.

Denn das war, war sie durch ihrer Adoptivmutter gelernt hatte, gar bitter hatte lernen müssen! 

Und so folgte sie diesem Muster immer wieder (gelernt ist halt gelernt) wie einem roten Faden als Leitmotiv und fand sich auch im Außen oft darin bestätigt, sich selbst schlecht oder klein zu machen und sich damit weiterhin klein zu halten und so war alles seinen schrecklichen Weg gegangen, all die vielen Jahre und Jahrzehnte.

Sie war getaumelt, von einer Traumatisierung in die nächste und dann kam zwischendrin immer wieder eine Phase des scheinbaren Vergessens und der Kompensation. Eine wohl notwendige Atempause für ihr angeschlagenes und erschöpftes Ich. Ein Break der ihr das Luft holen von all den schlimmen Erlebnissen ermöglichte, in der Zeit zwischen den traumatischen Erfahrungen. Ein ewig langer Kreislauf.

Den Wächter hatte sie den überwiegenden Teil ihres Lebens nicht bewußt vernommen. Ich glaube, das sie damals nichts von ihm wußte, woher auch. Allenfalls ahnte sie, das da etwas war.

Sie war noch sehr jung und sie hörte ihn vielleicht irgendwie, in Form einer Unlust, eines Unwillens, dies oder jenes lieber nicht zu tun, dieses oder jenes lieber zu vermeiden, doch sie verstand den Sinn hinter denen diffus empfundenen Mahnungen und der inneren Haltung nicht. Und so war sie außerstande diese Ich-Einheit als Ich-Einheit und als ihren Wächter erkennen. Zu dieser Zeit wußte sie ja nicht einmal, dass es sowas wie Ich-Einheiten gab, dachte sie, gleichzeitig die Stirn runzelnd über soviel Unwissen und schmunzelnd über ihre damalige Naivität. 

Trotz alledem tat der Wächter getarnt als Teil der Intuition sein bestes, positiv auf sie einzuwirken, in all den mal sehr schlimmen und dann wieder auch sehr schönen Phasen ihres Lebens. 
  
Vor kurzem führte sie ein Gespräch mit einer Überlebenden, einem Menschen, mit dem sie augenscheinlich einige Erfahrungen teilte. Und sie berichtete ihrer Gesprächspartnerin von dieser Stimme im Inneren, die sie seit einiger Zeit diffus wahrnahm und das sie sich wundere, warum sie ihr immer wieder dazu riete nicht aus der Masse hervorzustechen, warum sie sie warnte, nicht aus der Masse herauszuragen und warum sie ihr auftrug, ganz allgemein nach Möglichkeit nicht aufzufallen. Es ging dabei irgendwie um ihre Sichtbarkeit, soviel war ihr inzwischen klar geworden, der Rest lag im dunkeln.

Im Gespräch wurde ihr geraten über diese innere Haltung oder "Stimme" nachzudenken und vielleicht später darüber zu schreiben, etwas was sie hier und heute mit Freuden tat. 

Und nach einer Nacht des ausgiebigen Nachdenkens kam sie schließlich auf die [so naheliegende] Lösung und erkannte den Wächter als Wächter und als eine ihrer Ich-Einheiten. Wahrscheinlich, weil die Zeit jetzt wohl reif für diese Erkenntnis war, dachte sie. 

Sie begriff und verstand den Wächter zunehmend als wichtige innere Ressource. Eine, die schon immer in ihr geschlummert hatte und die sie [zumindestens mental und geistig] lange Zeit oder den überwiegenden Teil ihres Lebens nicht als eine solche verstanden und begriffen hatte. 

Und DAS hatte sich nun gerade geändert. Vor etwa einem Monat fiel es ihr wie "Schuppen von den Augen", dachte sie amüsiert über den metaphorischen Begriff. 

Warum fiel einem sowas nicht wie "Schuppen aus den Haaren" oder wie "Schuppen vom Kopf", dachte sie in einer leicht rebellischen Anwandlung, die sie spontan lachen ließ. Das hätte irgendwie logischer geklungen. Woher das wohl stammte, dieses geflügelte Wort? 

Es war ja auch egal, versuchte sie ihren Geist wieder einzufangen, woher die Schuppen nun fielen, es zählte doch nur, DAS sie fielen, dachte sie schmunzelnd. 

Denn Antworten zu bekommen und gewisse Dinge in Bezug auf sich selbst und ihre Geschichte zu verstehen, das war in der letzten Zeit immer wichtiger für sie geworden.

Und die Frage nach dem Sinn und dem Grund dieser "inneren Anweisungen" durch den Wächter war nun beantwortet. Das war super! fand sie.

Nachdem sie Vergleiche, Bewertungen und Urteile im Umgang mit sich [und der Außenwelt] unterließ oder zumindest drastisch reduziert hatte [gleich neben Erwartungen und Erwartungshaltungen an sich selbst und ihre Umwelt] war sie innerlich frei geworden, die Stimme ihres inneren Wächters klar zu hören, sie zu erkennen und zu verstehen. Das hatte sie einen Riesenschritt weiter gebracht in der persönlichen Entwicklung. 

Man konnte auch mit den inneren Ich-Einheiten kommunizieren, indem man sie einfach direkt ansprach, hatte sie herausgefunden. Und sie bekam auf diese innere Ansprache in der Regel auch Reaktionen, wenn sie versuchte mit dieser Ich-Einheit zu kommunizieren. Manchmal in Form "inneren Wissens" und manchmal in Form körperlicher Symptome. 

Hatte der Wächter beispielsweise Stress mit dem, was sich das Ego wagte, kam es bei ihr zu spontanen Anfällen von Tinnitus oder Bluthochdruck oder der Puls stieg rasch an und das Herz raste, resümierte sie für sich die Erfahrungen der letzten Wochen.  

In einem solchen Moment ging sie nun seit kurzem direkt in den Kontakt mit ihrem Wächter und damit ins innere Gespräch mit ihm. Dabei beruhigte sie ihn, indem sie zum Beispiel verschiedene Handlungsstrategien vor ihm ausbreitete. 

Sie zählte ihm im Geiste denkbare Alternativen und Optionen auf, für den Fall, dass ihr Ego dem Wächter ein wenig "zu mutig" geworden war. 

Die Reaktion kam meist schnell. Er verstand sie fast immer auf Anhieb.

Sie hatte überlegt gehandelt, sie war bewußt ein Wagnis eingegangen, im Wissen um vorhandene Handlungsoptionen, falls sich ihr mutiger Vorstoß als ein Fehlschlag herausstellte. Er war beruhigt. Sie war im Kontext und sie war zentriert. Seiner Ansicht nach waren das wohl gute Voraussetzungen, um neue Erfahrungen zu machen und sich aus alten Mustern und aktiv von alten Erinnerungen zu befreien. 

Und so wußte sie von nun an auch, das sie mit ihrem Wächter verhandeln konnte, so das er nicht aus Selbstschutz und Sorge vor Überforderung  wieder Depression, Ängste oder einen Rückzug über sie stürzen lassen würde. 

Und so waren all diese Gedanken und Erkenntnisse wahrlich wegweisend und kraftgebend. Alles war gut wie es war, dachte sie dankbar.

Sie hatte sich gerade erst eine Liste geschrieben und darauf grob die zu durchlaufenden Phasen der Entwicklung aufgelistet, um sich so einen Überblick über ihre Situation zu erarbeiten.



Sie befand sich nach ihrer Einschätzung inzwischen im Bereich zwischen Akzeptanz und Frieden. Manchmal steckte sie auch nochmal in der Trauer fest, aber ihre Entwicklung bewegte sich klar in Richtung Akzeptanz und Verstehen, und damit hin zum Frieden. Zu ihrem Frieden. Sie mochte diese Betonung, die akzentuiert herausarbeitete, das es IHR Friede war. 

Erheblich zu diesem Frieden beigetragen hatte die Entdeckung des inneren Wächters. 

"Das Verstehen für seine Funktion als Wächter und die Erkenntnis, das alle seine getroffenen Entscheidungen oder "inneren Anweisungen" auf der Summe aller ihrer bisher gemachten Erfahrungen ruhten.

Diese Entdeckung war die Entdeckung einer mächtigen Ressource. Es war eine Kraft die schon immer in ihr gewesen war und die sie immer schon zu schützen versuchte, ihr gesamtes Leben lang",

fasste sie ihre Erkenntnisse erneut zusammen.  

Im Alter von 53 Jahren durfte sie durchaus von einer langen menschlichen Zeitspanne sprechen, von mehr als einem halben Jahrhundert gemachter Erfahrungen. 

Die Tiefe dieser Entdeckung machte sie gerade ein wenig schwindelig, aber sie reihte sich auch nahtlos ein in eine ganze Reihe von Erkenntnissen in den letzten zwei Jahren, allesamt sehr bedeutsam für sie. 

Lang gesuchte Antworten auf lang gehegte Fragen waren das. Es ging um Muster und Monster, um Strukturen, um Verbindungen, um Kontext, um Verstehen und es ging um den Mut sich all dem "direct in your face", vordringend zum Kern, zu stellen. 

Sie fühlte, nein, sie WUßTE, das war der Weg. Das war IHR Weg, hinaus aus dem Schlamassel und endlich weg von der Vergangenheit hin zu einem reellen Hier und Jetzt. 

Darüber, das wußte sie instinktiv ebenso, öffnete sich eine Türe in die Zukunft. In ihre Zukunft auf dieser "verrückten Welt", die sich mit der Zeit als doch nicht ganz so verrückt und unlogisch zeigte, wenn.. ja, wenn man genau hinsah und die vermeintlich kleinen Dinge des Lebens wiederentdeckte. 

So war ihr versöhnlich zumute, ihr Inneres war friedlich und auf Verstehen gestimmt. Doch auf die "Quatschköppe dieser Welt" wollte sie trotzdem auch weiterhin einen achtsamen Blick haben, das nahm sie sich fest vor. 

Die kürzlich getroffene Entscheidung ab nun erstmal in einer experimentellen Phase in Form von Kurzgeschichten aus ihrem Leben zu erzählen, begeisterte sie. Es schien ihr eine ganze Fülle an Möglichkeiten zu bereiten über viele kleine Begebenheiten aus ihrem Leben zu erzählen, ohne sich dabei komplett nackich zu machen. Jedenfalls fühlte es sich für sie so an, etwaige Leserinnen oder Leser ihrer Kurzgeschichten mochten das vermutlich oder vielleicht anders wahrnehmen.  

Letztlich gab es in etwa so viele Wahrnehmungen [und damit persönlich empfundene Wahrheiten], wie es Menschen auf der Erde gab und das waren derzeit  irgendwas um die 8 Milliarden Menschen. Und wenn man da noch drauf rechnete, wieviele Wahrnehmungen ein einzelner Mensch vielleicht hatte oder haben konnte, war die Summe unterschiedlicher Wahrnehmungen und Wahrheiten eine exorbitant hohe Zahl, beschloß sie den Gedanken. 

Ihre Wahrnehmung war eine von vielen im Teich des Lebens und das war so in Ordnung für sie. 

In der Küche roch es verführerisch nach Kuchen und frischem Tee und sie beschloß, das - Ende - ins Handy zu tippen, um das Gerät danach beiseite zu legen. Es war alles gesagt, dachte sie zufrieden. 

- Ende -


Pat - 15.11.2016, 17:22h Part I
          21.11.2016, 16:09h Part II
          28.12.2016 erstveröffentlicht
          31.12.2016 überarbeitet
          12.02.2017 überarbeitet
          14.06.2017 überarbeitet 
          15.06.2017 last edit

Tags: Wächter, Überlebende, Schutz, Erkenntnis, Gedankenwelt, Depression, Adoptivmutter, Muster, Kurzgeschichte, Geschichte, Sie

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Wir alle wollen etwas [Gedicht]





Wir alle wollen etwas
besonderes sein und
übersehen dabei das
Naheliegende.

Das wir alle, 
jeder für sich,
seit der Geburt 
etwas Besonderes sind!

Und das wir das 
immer bleiben werden. 

Egal was andere uns 
glauben machen wollen. 

Kein Einer gleicht dem Anderen aufs Haar
und jedem Wesen wohnt ein besonderer Zauber inne.
  


Pat - 24.11.2016
          19:29h 

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