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Montag, 18. April 2016

Im Krankenhaus - Tag 5 (Rätsel)





Im Krankenhaus - Tag 5 


(Rätsel)


Mir dünkt der fünfte Tag will irgendwie nicht beschrieben und erzählt werden, denn heute mag mir scheinbar nichts gescheites aus der Feder fließen, aber ich versuchs trotzdem mal:

Vom Tagesgeschehen her war es ein ruhiger Tag. Normale Visite, später eine fachärztliche Untersuchung (neurologisches Konzil) und Blutdruckmessungen, das wars. Morgen wird dann wieder Blut abgenommen, kündigte man mir an, was bei mir in der Regel sehr schwierig ist, aber vielleicht klappt es ja. 

Ich hatte heute so den Eindruck das die visitierende Stationsärztin mich gern bald wieder los hätte, denn im Vergleich zum Chefarzt am Samstag war sie nicht überzeugt das eine eingehendere Untersuchung der Nieren (Punktion) nötig sei und das klingt nach: "Wir hätten gern ihr Bett wieder frei für den nächsten Patienten." So in der Art, na, da haben sie halt einen chronischen Schaden, wo man (hier) eh nix mehr dran machen kann. 

So hat sie sich artikuliert und, um ehrlich zu sein, gefiel mir das garnicht. Denn bisher weiß ich immer noch nicht warum meine Nieren versagen und mein Blutdruck immer wieder explodiert (eben gerade auf 190/80) und sie klang für mich, als wäre es (für sie) jetzt auch garnicht das Ziel, das herauszubekommen und zu überlegen wie man mir mit einer Therapie helfen könnte. 

Bei der Untersuchung des Neurologen kam heraus, das der Dauerschmerz in den Beinen wohl keine Polyneuropathie ist (was ihn angesichts meiner Vorgeschichte erstaunte), er denkt das es vielleicht Rheuma sein könnte. Ich werde seinen Bericht abwarten, aber ich denke, für den Leistenschmerz hat er keine Erklärung. In der Notaufnahme tippte ein Arzt auf Probleme mit der Hüfte. Wtf? Ich bin doch erst 52! Meine Beschwerden bleiben also erstmal mysteriös. 

Tscha.. abwarten und Tee trinken, oder? 

- Ende -


Pat - 18.04.2016, 19:48h

(eine kleine Geschichte aus der Reihe "imKrankenhaus") 

Sonntag, 17. April 2016

Im Krankenhaus - Tag 4 (Erinnerungen & Befindlichkeiten)





Im Krankenhaus - Tag 4 

(Erinnerungen & Befindlichkeiten) 


Die Vögel geben ihr Morgenkonzert und ich lausche ihnen andächtig, während ich die vergangene Nacht Revue passieren lasse. Erinnerungen fluten über mich hinweg, in einer Intensität, die kaum zu überbieten ist.  Ich fahre Achterbahn. 

Mal geht's hui, ganz nach oben, dann bin ich glücklich und ruhe zentriert und gelassen in meinem Inneren. Und dann geht die Fahrt schwuppde, einfach so, aus dem Stand wieder abwärts, weil eine schlechte oder traurige Erinnerung meinen Weg kreuzt und mich innerlich aufwühlt. Und das geht dann immer so im Wechsel hin und her, bis ich wieder Herrin der Lage werde. Ich schwinge. 

Während ich diese Zeilen auf der Dachterrasse sitzend niederschreibe fällt mein Blick auf den "Turm" in dem ich damals lag, beim letzten großen Drama vor acht Jahren, als ich mit 1,8 Liter Blutverlust und einem Leberversagen hier landete. 

Ich erinnere mich genau an das Zimmer, entsinne noch meine damaligen Zimmergenossen (es waren vier, da ich in einem Fünfbettzimmer lag) und erinnere auch bruchstückhaft einige Erlebnisse mit ihnen. 

Ich denke daran, wie knapp es damals für mich war, durch den hohen Blutverlust einerseits und meine Erkrankung andererseits. 

Ich denke an die nette 84-jährige Dame, die damals rechts neben mir lag und während eines Zuckerschocks mitten im Gespräch mit mir, ohnmächtig von der Bettkante zu rutschen drohte. Ich konnte sie damals gerade noch stützen. 

Ich denke auch an meinen freiwilligen Aufenthalt, hier in der Psychiatrie, vor fünf Jahren und an die Sache mit der Lungenentzündung, irgendwann 2009. Und daran wie ich zwischendrin kurz mit Magenproblemen hier war.

Ich erinnere mich wie schlimm und belastend das damals alles für mich war. Denke daran, wie ich weinend im Zimmer der Psychologin saß, weil ich todunglücklich war. Über meine persönlichen Probleme durch die Vergangenheit und über die damals sehr verfahrene Situation mit meinen Kindern. 

Tag 4 im Krankenhaus ist ein Tag des inneren Chaos, des Aufgewühltseins und inneren Aufruhrs und strengt mich daher doch mehr an, als ich vorhersehen konnte. Ich bin selbst überrascht wie sehr. 

Offensichtlich triggert der Krankenhausaufenthalt einiges bei mir an, wodurch verschüttete Erlebnisse an die Oberfläche gespült werden. 

Heute ist auch körperlich nicht der dollste Tag. Ich erhalte nun den zweiten Tag blutdrucksenkende und entwässernde Medikamente, nachdem ich hier in den ersten beiden Tagen durchschnittliche Werte von 180/80 hingelegt habe. 

Ich kann nur vermuten, welchen Stress die Medis meinem Körper machen. Er wird Zeit brauchen sich auf einen normalen Blutdruck einzupendeln und er tut dies nicht auf natürlichem Wege, sondern wird medikamentös dazu gezwungen, was er fühlbar als anstrengend empfindet. 

So habe ich heute freiwillig viel Zeit im Bett verbracht, ein deutlicher Indikator dafür, das ich mich nicht fühle. Denn normalerweise bin ich im Krankenhaus immer am wandern, weil ich sonst Unruhe habe. Verzichte ich freiwillig auf's Wandern, dann nur, weil es mir dafür körperlich nicht gut genug geht. 

Das ist wie mit dem Rauchen. Habe ich längere Zeit keinen Schmachter auf eine Zigarette, bin oder werde ich krank. Rauchende Leser*innen werden an dieser Stelle gewiß bestätigend nicken, weil sie wissen, wovon ich spreche.  ;-) 

Abgesehen davon freue ich mich auf kommende Tage der Besserung und normale Zeiten ohne Bluthochdruck. Es ist ein schönes Gefühl das sich (nach langer Zeit) wieder etwas auf der körperlichen Ebene bewegt und ich nach vorne sehen darf. Wie es in Bezug auf die Nieren weitergeht wird sich zeigen. Auch die Sache mit der Schilddrüse und die Schmerzen in der Leiste und allgemein in den Beinen haben noch Klärungsbedarf. 

Gestern nachmittag wurde ich auf ein anderes Zimmer verlegt, ich denke mal aus Rücksicht auf Charlottes Zustand. Meine neue Zimmernachbarn ist eine "süße" alte Dame namens Klärchen. Sie ist Baujahr 1922, aber deutlich besser zuwege als die arme Charlotte und sie ist orientiert und ansprechbar. 

Nur ein wenig schwerhörig ist sie, aber das hat durchaus Vorteile für Klärchen und mich, denn so muss ich keine Sorge haben, das ich der alten Dame geräuschlich lästig falle. 

Gleich besucht meine Tochter mich, mein Sohn wollte auch kommen, schaffte es aber nicht rechtzeitig aus H. wegzukommen. Das ist natürlich schade, aber ja nicht zu ändern. 

Angeeckt bin ich seltsamerweise nicht mehr, seitdem ich am Freitag angefangen habe, die sogenannte Rüffel- & Stressliste zu führen. Das ist nun zwei Tage her und nach dem 7. Eintrag kam kein neuer dazu. Ich denke das man in dieser Hinsicht von einem durchschlagenden Erfolg sprechen kann, das gefällt mir. (wieder was dazugelernt) 

So sitze ich jetzt, nach meinem Tagesresümee wieder einigermaßen entspannt in einer meiner Lieblingsecken hier auf dem Gelände, um diesen Text ins Handy zu tippen. 

Wieder entspannt auch deshalb, weil es (wieder) liebe Menschen in meinem Leben gibt, die mir das Gefühl geben, nicht allein zu sein mit all dem, weil sie für mich da sind, mich anhören und auch mal virtuell drücken oder knuddeln und somit Empathie zeigen. Das ist sehr wertvoll für mich und ich bin sehr dankbar für diese seelenwärmenden und herzerfrischenden Kontakte. 

Mein Plan ist, während des Krankenaufenthaltes täglich ein kleinen Eintrag zu verfassen, auch um mir die Einträge später, nach der Entlassung in einer Nachschau anzusehen. Mal sehen ob ich das "durchhalte". 

Insgesamt, so mein heutiges Fazit, ist es weiterhin gut und von Vorteil das ich hier bin und sich endlich wichtige Dinge klären. Und das wiederum macht mir grundsätzlich gute Gefühle. Das ist schön. Schauen wir mal was Tag 5 so im Gepäck hat. 

Morgen ist Montag. Das heißt, dass die Zeit der Erholung vom Klinikalltag rum ist und morgen wieder Visite, Untersuchungen, Blutentnahme, Blutdruckkontrollen und so weiter anstehen. Kurz gesagt: 's wird wieder stressiger werden. 

Das Rad dreht sich wieder, wie immer halt. ;) Vor mir liegen fünf Werktage.  


Abschließen möchte ich den heutigen Eintrag mit zwei Zitaten von Buddha:


• Jedes Leben hat sein Maß an Leid. Manchmal bewirkt eben dieses unser Erwachen. • 

und

• Niemand rettet uns, außer wir selbst. Niemand kann und niemand darf das. Wir selbst müssen den Weg gehen. •  

  

- Ende - 

Pat - 17.04.2016, 18:47h

(eine kleine Geschichte aus der Reihe "imKrankenhaus") 





Tags: 

imKrankenhaus, Erinnerungen, Befindlichkeiten, Gedanken, Gefühlschaos, Schwingungen, Buddha

Samstag, 16. April 2016

Im Krankenhaus- Tag 3 (Der Buddha)





Im Krankenhaus- Tag 3

(Der Buddha)


Vor einigen Monaten teilte sich mir eine Art spirituelle Botschaft mit: Die, das ich (gerade) sterbe. Jeden Tag ein bischen, Woche für Woche, Monat für Monat. Und es war, als spräche mein Körper (mit seiner Körperstimme) zu mir. Wohl um mir eine Art Weckruf zu senden. 

Ich war damals nicht in der Lage dieses vage Gefühl, oder besser: den diffusen Eindruck, zu sortieren und einzuordnen. Ja, sicher, gefühlt ging es mir nicht gut, aber für eine schwere Erkrankung hatte ich keine Anhaltspunkte. Vermeintlich. Ich sah, doch ich verstand das Gesehene nicht. Jedenfalls nicht umfassend. Ich hatte lediglich den Eindruck, den allerdings fest und prägnant: Du stirbst. (Was soviel bedeutet, wie: dein Körper stirbt.)

So kam es dass ich mich, wieder einmal, für latent ver-rückt hielt und versuchte die Sache (auch aus Unsicherheit) abzutun und ignorierte damit weitgehend mein Körperbewußtsein.

Ich konnte es erstmal niemandem mitteilen. Die Angst ausgelacht oder verhöhnt zu werden, sie war zu groß. Sie war wie ein Berg auf den Schultern eines Kindes. So trug ich also diese verhängnisvolle Saat der Botschaft und der Erkrankung in mir. Meist war die Botschaft in der Wahrnehmung ehr mit Erde bedeckt (bildlich gesprochen) und somit weitgehend "unsichtbar" für mich. Ab und zu blitzten jedoch weiterhin Gedankenimpulse auf, kurz & prägnant: die schlicht lauteten: 
Du stirbst. 

Wahrscheinlich war es dieser Impuls, verbunden mit einem gerüttelt Maß an Sorge, Angst und Schmerzen, der mich letztlich hierher trieb, hierher ins Krankenhaus. Hierher, wo der Verstand gestern dazu aufgefordert wurde, nicht nur zu hören und zu sehen, sondern auch zu verstehen! 

Ja, ja, ja, in drei Teufel's Namen: 
Ich sterbe. *uff!* 
(es tut unfassbar gut es endlich auszusprechen)

Seit Monaten ein bischen. Und es ist auch dieses Mal wieder verdammt knapp für mich, ich schramme so gerade noch am Schlimmsten vorbei. Doch wie schon beim letzten Mal und dem davor, ist die Situation nicht alternativlos und nicht unabwendbar. 

Das Leben hat mich gelehrt, das es im tiefsten dunklen Tal Licht geben kann, ein Licht das einem den Weg hinaus aus dem finstren Tal und wieder hoch in die hellsten Höhen und zum Guten führen kann. Ich schaffe das! Das weiß ich.

Hach, es wird wohl wenige geben (vermute ich), die verstehen, wie ich mich gerade fühle. Endlich ist die innere Stimme zufrieden, denn sie wurde am Ende doch erhört und verstanden. 

Trotz der schlechten Nachrichten macht sich ein Gefühl grenzenloser Erleichterung breit und die Stimme klingt nun versöhnlich, fast ein wenig fröhlich, als wolle sie mir sagen: 

"Das hast du gut gemacht! Du hast es noch rechtzeitig hin geschafft und ab jetzt kann wieder alles gut werden." 

Ich weine ein bischen, während ich auf den friedlichen Buddha (in Gestalt eines Mitpatienten) schaue, der circa 10 Meter von mir entfernt wie ich in der Morgensonne sitzt und entspannt. Er lächelt so friedlich. Sein Anblick berührt mich tief im Innersten. 

Als ich ihn anspreche erklärt er mir, das er gerade an seine Kinder gedacht hat. Das erklärt seine friedliche Erscheinung und das glückliche feine Lächeln.

Ich habe Buddha geschaut, in einer seiner vielen Formen. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass er sich mir gezeigt hat, besonders an einem Tag wie diesem heute. Dem Tag danach. (nach der Diagnosenstellung)

Nun lächele auch ich, während eine letzte heiße, kleine Träne aus meinem linken Augenwinkel quillt und über die Wange abrollt.

Ich lebe. Und ich bin (anders als früher) sehr dankbar dafür. 

- Ende - 


Pat - 16.04.2016, 09:43h 

Tags: Krankenhaus, Diagnosen, Buddha, Frieden, Gedanken

(eine kleine Geschichte aus der Reihe "imKrankenhaus") 


Freitag, 15. April 2016

Im Krankenhaus - Tag 2 (Charlotte spricht)



Im Krankenhaus - Tag 2 

(Charlotte spricht)


Charlotte spricht. Meistens mit Menschen aus der Vergangenheit, manchmal mit Gott und hin und wieder gelingt es einer Pflegekraft Charlotte in ihrer Welt zu erreichen, dann spricht sie mit ihr. Mit mir spricht Charlotte nicht. 

Manchmal singt Charlotte auch, mit erstaunlich fester Stimme und voller Inbrunst. Alte Lieder aus einer vergangenen Zeit, die manchmal doch etwas sehr zackig anmuten und damit dann ungute Gefühle bei mir erzeugen. [Charlotte ist Jahrgang 1928]

Manchmal unterbricht Charlotte ihre geisterhaften Gespräche um amüsiert, fröhlich oder böse zu lachen; oder - je nach Situation - bitterlich zu weinen.

Manchmal schimpft sie auch laut, dann wieder klagt sie oder greint. Oder sie betet zu Gott um ihren Abschied, dass er sie doch bitte gut aufnehmen möge und das sie seine Gnade erflehe. 

Charlotte erlebt ihr Leben quasi noch einmal. Sie erlebt inzelne Situationen und Begebenheiten, mit den sie damals umgebenden Menschen. Sie erlebt sie sozusagen im Zeitraffer. 

Charlotte gibt ihre letzten Auftritte auf der Bühne des Lebens und ich sitze als ihre Bettnachbarin im Publikum und lausche, mal gewollt, mal ungewollt. 

Gestern hat Charlotte mir Angst "gemacht", ihr Verfall, die Verwirrtheit, der nahende Tod. Ich war nicht auf eine Bettnachbarin wie Charlotte vorbereitet, ihr Anblick erschreckte mich. 

Inzwischen kann ich sie mit festem Blick ansehen und ich spreche manchmal sogar mit ihr, frage ob sie etwas braucht oder sage ihr etwas. 

Mit mir spricht Charlotte nicht. 

Für sie bin ich in etwa so interessant wie ein Möbelstück. Sie weiß, das es mich gibt, aber - wie es scheint - weiß sie nicht, wer ich bin oder was ich hier tue. 

Für mich ist das so in Ordnung und für Charlotte anscheinend auch. 

Charlotte und ich, wir ergeben zusammen 140 Jahre gelebtes Leben.

So viele Jahre auf der Waagschale der Zeit. Diese Zahl beeindruckt mich. 
Und Charlotte berührt mich irgendwie. 

Obwohl sie nicht mit mir spricht.

- Ende - 


Pat - 15.04.2016, 21:57h 

(eine kleine Geschichte aus der Reihe "imKrankenhaus") 

Donnerstag, 14. April 2016

Im Krankenhaus - Tag 1 (Charlotte)


Im Krankenhaus - Tag 1

[Charlotte]


Neben mir liegt der Verfall in Form einer alten Dame, die sich langsam in den Tod schläft und röchelt. Charlotte's Haut ist violett verfärbt und geschwollen. Ein Mann sitzt ihr still bei und nimmt - so fühlt es sich an - leise Abschied. 
Anblick und Szenerie gruseln mich. 

Dank der Hochsensibilität sind meine Sinne zum zerreißen gespannt, ich habe unruhige Stunden hinter mir. Links von mir blubbert eine Art Plastik-Wasser"bong", das an einem Sauerstoffanschluß hängt. Von dem "Bong" führt ein Schlauch zu Charlottes Nasenlöchern. Das wird wohl ihr Beatmungsschlauch sein.

Ich überlege wie alt Charlotte wohl sein mag. Ihr Gesicht ist stark verquollen und es ist schwer ihr Alter einzuschätzen. 

Ich denke das sie 70 oder 80 Jahre alt sein könnte. Sie könnte aber ebensogut auch 90 oder gar 100 sein, es ist mir nicht möglich eine profunde Schätzung hinzubekommen.

Mit Charlotte geht es wohl bald zu Ende. Es klang so heraus, ich konnte es einem Gespräch entnehmen, als hätte sie das wohl auch gewußt und auch eigentlich nicht mehr ins Krankenhaus gewollt. 

Arme Charlotte, am Ende deines Lebens bist du allein. Zurückgelassen und ohne Angehörige liegst du hier einsam im Sterben. Nur das Blubbern des "Wasserbong" für deinen Sauerstoffschlauch ist zu hören und dann bin da noch ich, im Bett neben dir. Und es gruselt mich. 

Es gruselt mich, weil Verfall und Tod mir gerade sehr nahe sind. Mir insgesamt wieder mal beängstigend nahe gekommen sind. 

Verfall und Tod, Kräfte - unsichtbar und sehr real, im Bett neben mir auf Charlotte lauernd; wie zwei Brüder, die Hand in Hand arbeiten, im Team. Erst tut Bruder Verfall sein Werk und öffnet dann damit Bruder Tod die Tür. 

Es gruselt mich, weil ich es traurig finde, dass Charlotte am Ende ihres Lebensweges so ganz allein zu sein scheint; bis auf den Pfarrer aus dem Altenheim, der still an ihrem Bett sitzt.

Es gruselt mich, weil ich mich - wieder mal - frage, wie mein Ende wohl aussehen wird. Werde auch ich irgendwann einsam und verlassen in einem Krankenhaus vor mich hinsiechen, bis ich den verfallenden Körper verlassen darf? 

Wird es weh tun und wieviel werde ich dann noch von all dem mitbekommen?

Werde ich vor mich hindämmern oder bis zuletzt mit einem scharfen und analytischen Verstand "gesegnet" sein? 

Charlotte schnarcht röchelnd. 
Ich atme schwer. 


- Ende - 


Pat - 14.04.2016, 17:01h

(eine kleine Kurzgeschichte aus der Reihe "imKrankenhaus") 

Dienstag, 12. April 2016

Ein Seelenbild [Kurztext]



Ein Seelenbild 


Du wolltest wissen, wie es wohl in meiner Seele aussähe?

So stelle dir eine Wildwiese voller Leben im schönsten Sonnenschein an einem Tag unter blauem Wölkchenhimmel vor. Baumumstanden ist sie voller Gräser, Kräuter, Wurzeln und Wildblumen und mit einer reichhaltigen Fauna versehen. Kurzum: sie ist wunderschön anzusehen, Leben in seiner Pracht.

Und siehst du dann genau hin, ins Kleine, über, auf und unter der Wiese, so erkennst du, wie's Gekrabbel im schönen Idyll um's (über)Leben kämpft, der Eine mit dem Anderen.

So siehst du meine Seele dann.

Pat - 12.04.2016, 19:34h

Tags: Seelenbild, nurso, Gedanken, Kurztext, Depression

Donnerstag, 24. März 2016

Das Hamsterrad [Depression]

Das Hamsterrad 

(Aus der Reihe: Ich und die Depression • Die Depression und ich - Teil 3/Hamsterrad) 


Das Hamsterrad kennt sicher jeder von uns. Im allgemeinen wird darunter verstanden, das man in seinem Trott fest steckt. 

Beispielsweise in einer ungeliebten Arbeit, die man des Broterwerbs halber auf sich nimmt oder in einer unglücklichen Beziehung, die doch aber mal so hoffnungsfroh begann und die man nun, da die Hoffnungen zerbrachen, nicht beenden kann. Weil man es nicht übers Herz bringt (sagt man sich selbst) und weil man (noch) nicht loslassen kann (eine oft unterschätzte Spielart). So steckt man, erstmal ohne Lösung, im Trott.

Nun, diesen gibt es auch in der Depression und er unterscheidet sich wenig von den eben genannten Beispielen. Ich möchte versuchen, hier zu schildern, wie es sein und aussehen kann, wenn man als Mensch mit Depressionen im Trott fest steckt, im Hamsterrad. Welcome to the show, haha. 

Es bedeutet, stetig Achterbahn zu fahren. Mal geht es dir so.. irgendwas, irgendwie.. und dann geht's wieder, hui, ab geht die wilde Fahrt, abwärts, in den Keller der Emotionen und du quälst dich mit (wahrscheinlich oft gestellten) Fragen. Überlegst in die eine und dann in die andere Richtung, wendest und drehst es von allen x Seiten, um festzustellen, das du (nein, immer noch nicht!) keine Lösung weißt, keine Lösung hast. Verzweiflung und ein Gefühl ewigen bratens im Fegefeuer kommt in dir auf. Und von hier an ist es auch nicht mehr weit zu Sinn-losen und Sinn-freien Gedanken über deine Person und Persönlichkeit. 

Unreflektiert übernimmt du negative Äußerungen, die andere, Nicht-Depressive, mal irgendwo über Depressive und/oder Menschen mit deiner Geschichte machten. Diese Bemerkungen ätzen sich allmählich bei jedem Hören immer weiter in deine Seele, (oft merkst du es nicht) um dann im 'geeigneten' Moment hervorzubrechen, um dir zu zeigen 'was du für eine/r' bist. Irgendwann hörst du diese Bemerkungen, manifestiert als dauernörgelnde Stimme des Fertigmachens. (Ein Beispiel dafür, was so eine Stimme mit einem machen und anrichten kann, findest du bei Interesse im Blogpost über Die Stimme)

Mit etwas 'Übung' (Achtung, Sarkasmus!) wird das zum Automatismus und du hälst dich selbst in diesem Moment (und sonst eigentlich auch fast immer, allein schon weil du depressiv bist und nicht funktionierst, haha) für den nutzlosesten und schlechtesten Menschen. "Ja, der ganzen Welt! Verdammt nochmal! Isso!", möchte man gar (selbst) behaupten, in diesem Moment.

Und dann sitzt du da, wo du immer sitzt, und stöhnst verzweifelt auf. Du willst dieses verfluchte Hamsterrad nicht mehr! Und die bittere Wahrheit ist: du kannst dieses Hamsterrad auch nicht mehr er-tragen! Du erträgst die scheinbare Alternativlosigkeit und Ausweglosigkeit deiner Situation nicht mehr und es presst dir vor Druck die Lungen zusammen, das dir das Atmen schwer fällt und du ganz zusammengesackt und entkräftet dahockst. Allein mit dir und deinen Gedanken. 

Willkommen in der Hölle, willkommen im Fegefeuer, willkommen im Hamsterrad!

Da hat es sich wieder manifestiert, das schwarze Loch. Und es droht dich zu verschlucken, du spürst den Sog. Du wirst immer kleiner und siehst dich schon im Dunkel verschwinden. Irgendein Hund bellt draußen. Du hörst es kaum. Und wenn schon. Es ist doch auch egal. Scheiß auf den Hund, scheiß auf alles, ist doch eh alles (.. hier bitte eigene "Klage-, Jammer- und Beschwerdethemen" einsetzen ..) ... , ... und ... ! (Du hast in diesem Moment (wieder) eine fette Rechnung mit (dir) und der Welt offen. Und leider keine Lösung.) 

Scheiß auf alle Hunde dieser Welt (irgendwie frisst du dich dann doch ein bisschen an diesem akustischen Reiz fest), Scheiß auf 'die', Scheiß auf mich, Scheiß auf verdammt nochmal einfach alles! 

*Bämm* Zack ist die Tür zu. Du hast nun den Kanal völlig voll, dir reichts. Ist sowieso alles Mist und machen kann man ja jetzt auch nichts daran und überhaupt, weißt du auch nicht mehr was überhaupt du tun kannst oder solltest (hast doch gefühlt auch schon 'alles' versucht, oder?) 

Willkommen im Hamsterrad! Willkommen auf der dunklen Seite der Macht! 

Mechanisch tragen dich die Beine in die Küche, der Griff zum Kaffee wird nun obligatorisch. Gegessen hast du auch schon wieder seit xx Stunden nichts, es wird höchste Zeit. Mit dem bischen der verbliebenen Kraft siehst du mit brennenden Augen und schmerzendem Schädel in den Kühlschrank und planst deine nächste Überlebensration. Mechanisch und desinteressiert, aber wenigstens hast du inzwischen gelernt, das der Körper ernährt werden muss, solange du noch keine Lösung hast. 

Danach wirst du zurückgehen, auf deinen Platz, dahin wo du immer sitzt (nein, vielleicht gehst du vorher lieber noch kontrollieren ob die Türklingel aus ist, denn du willst heute niemanden mehr sehen) und dir irgendwas im Fernsehen reinziehen. Deine Ansprüche sind gerade nicht allzu hoch, egal was, Hauptsache, du hörst Geräusche und fühlst die Stille und die Enge deines Käfigs nicht so sehr.. denn du brauchst dringend Ruhe, du musst dich erholen, vom Teufelskreislauf deiner Gedanken und der gefühlten Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht.

Willkommen, Du hast (für diesen Moment) das Hamsterrad überlebt!

Einmal mehr hast du es geschafft. Das ist eine gute Nachricht. (Ja, im Ernst!) 

Mach jetzt keine großen Pläne die dich dann vielleicht (oder wahrscheinlich) doch wieder überfordern. Lebe von Tag zu Tag. Immer ein Schritt nach dem anderen. 

Mehr braucht es für diesen Moment nicht. Manchmal ist es schon verflucht anstrengend überhaupt WEITERZUATMEN. Tu es einfach, denk nicht darüber nach, was (die) andere(n) dazu sagen würden/könnten/wollten. Du bist nicht die Anderen.

Scheiß auf die Anderen! Die anderen stehen im Stall und machen Muh. Um dich geht es. Mach dir das klar. Es ist okay, das du bist wie du bist. DU bist okay. 

Halte durch, irgendwann kommt der Moment, an dem du dies auch wieder selbst glauben kannst. Irgendwann kommt auch wieder der Moment, wo du wieder Leben fühlst. Bei mir fing es an, als ich mich wieder über die kleinen Dinge des Lebens zu freuen lernte, weil ich sie wieder sah und erkannte.

Nimm in deinem Interesse Abstand von Bewertungen von Menschen zu Menschen und über Menschen. Denn das tut einem nicht gut. (Das hast du ja gerade wieder erlebt..) Mach dich frei.

Du atmest, also bist du. Und du bist okay, wie du bist. (Ja, auch wenn du grad am Ende bist.) So wie jeder Mensch von Haus aus okay ist, wie er ist. Mehr musst du für diesen Moment nicht wissen. 

Es gibt Licht am Ende des Tunnels, auch wenn es (noch) nicht zu sehen ist, ich 'schwöre', es ist da und du kannst es finden. * 
Dafür müsstest du allerdings (bitte) das Hamsterrad überleben. Und das ist leider nicht so selbstverständlich, wie manch einer landläufig vielleicht (immer noch) denkt. 


- Ende - 


Pat - 23.03.2016, 23:55h 
(*Ich habe es inzwischen gefunden.. vielleicht kann dir das etwas Mut machen?) 


P.S.: Dieser Text entstand spontan am Handy (und direkt im Blog) aus dem erleben der Depression insgesamt und speziell aus dem erleben verschiedener Eindrücke in den letzten Tagen/Wochen/Monaten. Wenn es raus muss, muss es eben raus. ;-) Und nun ist es raus. Gut so. 

Ich halte es für möglich, das der Eindruck entsteht, dass ich denke oder glaube Dir (dem Leser oder  Betroffenen) sagen zu dürfen/können, was du tun sollst. (siehe Text in der "Du Passage" nach dem "Weiterzuatmen") Das kann ich natürlich nicht und das will ich auch nicht.

Und du willst das sicher auch nicht. Es haben dir bestimmt schon genug Leute gesagt, was du Ihrer Meinung nach 'tun sollst' (oder was nicht) und ich möchte mich nicht in diese Reihe stellen und dir also nicht sagen, was du tun sollst, denn diese Entscheidung liegt in dir und in deiner Hand. Nirgendwo sonst und niemandem sonst gebührt sie.
Ich wünsche mir aber, dass du dieses und ähnliche Hamsterräder überlebst, bis du selbst eine Entscheidung treffen und eine Lösung für dich finden kannst, wieder ins Leben zurückzufinden und mit der Depression leben zu lernen. 
(Ja, doch, das geht!) 


Gute Nacht!

Pat

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Tags: Depression, Reflektion, IchunddieDepression, Hamsterrad 

Samstag, 19. März 2016

Sturmtochter [Kurzgeschichte]


Sturmtochter (illustriert von ColibriComics)
Dieses Bild wurde illustriert von @ColibriComics

Sturmtochter 

(Eine kleine Geschichte aus der Reihe "meditatives Schreiben")


Der Sturm, er tost ums Haus, wie auch inwendig, in mir.
Er bebt und ächzt und zittert - und lebt!
Ein gar eindrucksvoller Bote ist er mir.

Eine Stimme kündet von Liedern, die seit Generationen nicht gehört. Sie stammen aus längst vergangenen Zeiten und erklingen als kaum hörbare Laute.

Hey! Ohr, Du! Öffnest du dich für den Klang der Sirenen, oder tust du es besser nicht? 

Doch schon ist es geschehen. Oh Schreck. Kaum ward das Ohr gefragt, ob's hören möge, oder nicht... ?! 

Da ists auch schon vorbei mit des Ohres Entscheidungsfreiheit - das Gehirn übernimmt und öffnet die Tore, um die Klänge einzufangen... und! ... *aufgeregt flattert die Seele im Kreise herum..* 

... (die Erzählstimme ist in Aufregung und Wallung) ... 

..nun dringen sanft die Schallwellen ein und nehmen mich, auf eine leise Weise, mit auf die Reise.. wohin.. ja, wohin? 

... (die Erzählstimme wird ruhiger und sanfter) ...

Sie weiß nicht ob sie den Sirenen lauschen soll. Sind es gute Geschöpfe oder wollen Sie einen nur locken, das man in Ihre Falle, gar in Ihren Bann gerate? 

Bange Fragen stehen im Raum. 

(vorläufiges Ende am 02.01.2016, 02:26h) 

Doch dann lässt Sie sich tragen, fliegt auf luftigen Schwingen und mit der leisen Melodie mit. Sie zaudert nicht länger und fliegt mit dem Sturme mit. 

Sie bebt wie er, ächzt wie er inwendig und erzittert dabei. Und Ihre Schwingen werden der machtvollen Urkraft gewahr. Sie vertraut sich nun an und ist frei. Frei wie der Sturm. 

Nun kann nichts Sie mehr aufhalten, das Banale und Alltägliche vermag Sie nicht länger an sich zu binden. Es ist inwendig, wie außen. Kein Unterschied mehr. Sie ist eins mit dem Sturm, IST sie jetzt der Sturm? 

Ihre Schwingen streichen machtvoll und doch sanft durch Baumkronen, ziehen und rütteln an den Ästen. Ein Baum lässt, Ihr wie zum Gruße, ein tiefes Brummen hören, während Sie bereits auf dem Weg ist, weiter hinaus, ins Nichts und Alles zu fliegen. 

Die Menschen fürchten den Sturm, denkt Sie noch. Seine Kraft macht ihnen Angst, weil er die, die sich ihm in den Weg stellen, zerschmettern und zerstören kann. Doch wie auch das Feuer oder das Wasser Vernichtung und Tod bedeuten können, führen sie doch im Gepäck neues Leben mit. Indem das Alte zerstört wird, wird Raum frei für Neues. Aus dem Alten sprießt und erwächst das Neue. Und statt sich gegen den Sturm zu wehren, kann man mit ihm fliegen.

Mit diesem Gedanken gleitet Sie langsam in einen erholsamen Schlaf. 

- Ende - 


Pat - 03.01.2016 - 12:51h


Wissenswertes zum Text:

Diese Erzählung entstand in 2 Akten. Ich lag zu später Stunde müde und erschöpft im Bett und lauschte auf den Wintersturm draußen, auf seine Geräusche. Gedanken quollen und verbanden sich mit inneren Bildern. (Seelenbildern) Also schnappte ich mir mein Handy und schrieb sie trotz Müdigkeit und brennenden Augen in einem 1. Teil nieder. (siehe Datumsangabe)

Am Morgen danach griff ich den Faden wieder auf und schrieb den 2. Teil. 

Der Text wird von mir als Mix aus Phantasie, Seelenbildern und Naturgeschehen verstanden. Ich empfinde ihn selbst als etwas "schräg" und andererseits mag ich ihn, weil er aus der Reihe meditatives Schreiben stammt. Seine Art des Aufbaus und des Stil's betrachte ich als Experiment. Und wenn er vielleicht also ein schräges Experiment ist, so macht das nichts, es gibt ja noch einiges andere Schräge hier, da befindet dieser Text sich in guter Gesellschaft. ;-)

Deutungshoheit und Interpretation der Geschichte überlasse ich euch, den geneigten Leser*innen. 

Pat - 02.-04.01.2016



P.S.: Nachdem ich diese Geschichte geschrieben hatte, suchte ich nach einem dazu passenden Bild, am besten eines, das dem nahe kommen könnte, das ich innerlich sah, wenn ich an diese Geschichte dachte.. Also schrieb ich eines Tages mit der ColibriComics auf Twitter (einer lieben Bekannten, die gern und gut zeichnet -> siehe Website) und fragte sie, ob sie vielleicht das Bild, das ich innerlich sah, umsetzen könnte, damit dieser Eintrag eine Einheit in Wort und Bild bilden könne... und sie war so nett und sagte ja, und so entstand dieses Bild, das erste Bild, das exclusiv für das MrsLevia Blog gezeichnet wurde. (An dieser Stelle bitte ganz viel *Glitzer* vorstellen.. und einen *Tusch*. ) ;-)

Liebe S., ich möchte Dir hier nochmal meinen aufrichtigen Dank für die Umsetzung sagen und dafür, dass du mich angehört hast. Vielleicht sehen wir hier bald noch mehr von dir.

Pat, 12.04.2016

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Tags: meditativesSchreiben, nachgereicht, Geschichte 

Donnerstag, 17. März 2016

Mein Safespace [Depression]


Mein Safespace

(Aus der Reihe: Die Depression und Ich • Ich und die Depression - Teil 2/Safespace)



Heute möchte ich von meinem Safespace erzählen. Wie es kam, das es ihn gibt und warum es ihn gibt und davon, wie er aussieht und sich entwickelt

Ich denke, das jeder so einen Safespace hat, einen inneren Bereich, in den er sich bei Not mit sich selbst oder dem Außen zurückziehen kann. Nur ist er uns oft nicht bewußt. 

Ob ich so etwas früher bewusst hatte, weiß ich also nicht, aber irgendwann riet mir jemand dazu (ich war damals aufgrund einer schweren depressiven Episode in der Psychiatrie), mir so einen Raum zu erschaffen, an dem ich mich sicher fühlen und abgrenzen könnte. 

Es ging mir damals sehr schlecht, ich war am Ende meiner Kräfte, die Depression nagelte mich am Boden fest, ich selbst empfand mich als totale Versagerin (siehe auch den Eintrag "Die Stimme") und es kostete mich mein letztes bischen Kraft, mich gegen die Bilder zu wehren, die mir meinen möglichen Freitod zeigten. 

Eigentlich wollte ich nicht sterben und vor allem wollte ich nicht so sterben, aber so weiterleben konnte ich auch nicht mehr, weil ich die Depression und diese Stimme nicht mehr ertrug. Also tat ich das einzig sinnvolle und versuchte einen Break über einen freiwilligen Aufenthalt in der Psychiatrie, um aus der Situation zu kommen und mich irgendwie mit meiner Vergangenheit und der Depression arrangieren zu lernen. 

Streckenweise hatte ich dort große Probleme mit dem Verhalten anderer Menschen und litt unverhältnismäßig stark unter Bemerkungen und Gesten, die sonst zB. nur ehr doof oder nervig sind. Manche Dinge machten mir richtig Probleme und ich konnte schwer mit bestimmten Aktionen und Reaktionen meiner Mitpatienten und/oder des Pflegepersonals umgehen. So brachten mich oft schon Kleinigkeiten aus der Fassung und ich geriet ins schwingen und reagieren. 

Ziemlich blöd, wenn man sich selbst beobachtet, wie man neben sich steht und aber nichts dagegen tun kann, weil einen die Emotionen wie ein Wildfluss mitreißen, das man kaum Zeit hat, Luft zu holen und einen diese Sachen dann auch noch krass belasten, manchmal über Stunden oder länger. 

Im nachhinein denke ich, das ich damals große Probleme hatte mich abzugrenzen. Ich hatte keinen inneren Ruhepunkt (Safespace), so das mein Inneres immer mehr ächzte und wankte, wenn es sich mit dem Äußeren (der Umwelt) konfrontiert sah und eben dies konnte ich damals kaum noch händeln, da ich mit meiner Kraft am Ende war. (*)

Ich weiß nicht mehr, wer es konkret war, der mir zur Visualisierung eines Safespaces riet, aber der Tipp war, wie ich heute weiß, prima. Ich sehe mich, als wäre es erst gestern gewesen, in Gedanken dort in der Psychiatrie, im Raucherzimmer hocken, überlegend, wie so ein Safespace für mich wohl aussehen könnte. 

Ich hatte damals irgendwie erstmal so gar keine Idee. Dann dachte ich an Farben und ich dachte daran, das Blau etwas kühles hat. Etwas womit man unangenehmes abblocken und draussen halten könnte. Ich visualisierte etwas wie ein Schott oder eine Fahrstuhltür, das diese sich dann in leuchtendem Blau um mich herum schlösse und mir niemand hinter diese Barriere folgen könnte. 

So entwickelte der Safespace sich in etwas, was in der Größe ein wenig einer Kabine mit einer sie umlaufenden 'Tür' ähnelte. Ich weiß nicht warum, aber innen ist dieser Raum von einem strahlenden Weiß erfüllt. Das könnte kalt wirken, tut es gefühlt aber nicht. Gerade durch das Weiß hat der Raum etwas helles, neutrales und reines, so dass ich mich darin wohl fühlte. 

Für einige Jahre blieb dieser Safespace so, er erfüllte seinen Zweck und mit der Zeit geriet er mehr und mehr in Vergessenheit. 
Im Zuge der Eigenachtsamkeit habe ich ihn nun wieder entdeckt und heute den Tipp bekommen, ihn vielleicht zu verschönern oder auszubauen. Und wißt ihr was? Das tolle daran ist ja: dadurch, dass dieser Raum in meiner Innerwelt steht, ist dort unter Zuhilfenahme meiner Phantasie alles an Gestaltung möglich. ;-) 

Vor kurzem hatte ich eine interessante Begegnung mit dem Safespace. Ich meditierte und Gedanken bombardierten mich immer mal wieder, auch viele blöde und nervige Gedanken (was ich gerade versuchte abzustellen), und plötzlich stand ich in einem großen, leuchtend weißen Oval von Raum. Er war riesig und wirkte ähnlich nüchtern wie ein moderner Konferenzraum. Erfüllt von einem überirdisch weiß leuchtendem Licht war er gebaut aus dicken Mauern, aus den an den Längsseiten unzählige Türen in die beiderseitigen Flure führen. Auf diese Türen nun, sah ich auf beiden Seiten die nervigen Gedanken zustürmen. Sie wollten in den Raum, unbedingt, um mich (weiter) zu bedrängen. Was ich dann erlebte, war faszinierend. Ich sah, wie sie dort, einer nach dem anderen und manchmal mehrere zugleich, manifestiert als graue Schattenwesen, gegen die Türen stürmten und das es ihnen gelang , diese auch teilweise aufzustemmen. 

Und dann wurde es immer heller im Raum, das Weiß steigerte sich in einen leuchtend weißen Dunst und die Türen schlossen sich sanft, aber nachhaltig und kraftvoll vor den Eindringlingen. Zu hören war kein Laut. 

Die Szenerie hatte etwas ungeheuer friedliches und sicheres und dann erkannte ich, das ich mich mitten in meinem Safespace befand, nur das er sich "ein wenig" verändert hatte. Ich hatte ein bemerkenswertes Erlebnis gehabt.

Vielleicht hat auch dieses Erlebnis erst wieder so richtig mein Augenmerk auf den Safespace gelenkt, so dass ich das kürzlich auch mal auf Twitter thematisierte und fragte, wie andere sich ihren Safespace wohl vorstellen würden. Und wie es dann so ist und oft so geht, liest das dann jemand, mit dem man sich gerade unterhält und der gibt einem dann den Rat den eigenen Safespace zu verschönern oder gar auszubauen und so schließen sich Kreisläufe und entwickeln sich Dinge. Falls Du das hier liest, liebe B., vielen Dank für deine Inspiration. 

Ich glaube, sich so einen Safespace zu kreieren, ist immer eine gute Sache, man muss nicht zwingend psychische Probleme haben, um sich so einen Raum zu erschaffen. Es ist ein Ort der Ruhe und des Rückzugs und so einen Ort braucht doch jeder Mensch. Etwas, was ganz allein ihm gehört und wo er bestimmt, wie dieser Ort sein und aussehen soll. 



Pat - 17.03.2016, 19:38h
* ergänzt am 22.03.2016


Tags: Depression, Achtsamkeit, Safespace, IchunddieDepression

Sonntag, 6. März 2016

Dreierlei Gedichte im Februar [Gedicht]

Twitterfundstück



 












 

Dreierlei Gedichte im Februar

 (dreierlei Fundstücke aus eigener Feder aus dem Februar 2016)


Zittern 


Wenn ein Zittern durch die Seele geht,
und etwas sich mit wimmern und klagen erhebt,
so möchte ich liebevoll sein,
es umarmen und für es scheinen.
Möchte den Schmerz und die Traurigkeit nehmen,
möchte helfen beim sehnen,
nach Liebe und Licht,
möchte ein Zeichen geben,
denn ich liebe - auch dich.


Pat - 28.02.2016, 12:40h 
Tags: Gedicht, Achtsamkeit, Liebe

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Strahle


Wenn du kannst, dann strahle. 
Scheine in die Welt hinaus,
sei allen Menschen ein Licht, 
damit auch sie erstrahlen können, 
in Liebe.


Pat - 28.02.2016, 14:53h
Tags: Erkenntnis, Achtsamkeit, Liebe

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Leben


Die Welt ist ein einziges riesiges Theater
in dem wir das Schauspiel unseres Lebens darbieten.
Mal ist es ein Drama, mal ehr Komödie, mal mehr ein Trauerspiel.
Doch ist es IMMER unser LEBEN!
Darum, sei achtsam damit, Mensch.


Pat - 29.02.2016, 13:05h
Tags: Leben, Achtsamkeit, Gedicht